Westerland. Hotelbau, Wohnraum, Mobilität: 4500 Menschen nahmen an der Online-Bürgerbefragung teil. Das sind die ersten Ergebnisse.

Sylt ist ein Paradies für Urlauber. Die Insel bietet endlos lange Strände, Natur pur, Nobelrestaurants und Fischimbisse. Luxushotels, schnuckelige Pensionen und Ferienwohnungen unter Reet. Schicke Boutiquen in Kampen und Geschäfte für jeden Geschmack an der Friedrichstraße in Westerland. Stopp. Aber wie geht es den Insulanern, die hier nicht nur ein paar Wochen im Jahr verbringen, sondern hier leben umgeben von Urlaubern? Mit dieser Frage beschäftigt die Initiative „Kurs Sylt“ der Sylt Marketing Gesellschaft (SMG).

18.000 Insulaner ab 18 Jahren mit Erstwohnsitz auf der Insel wurden angeschrieben und zu einer Online-Bürgerbefragung aufgerufen. Die Befragung ist nun abgeschlossen und rund 4500 Menschen auf Sylt haben sich beteiligt. Davon hat das Marktforschungsunternehmen Meinecke&Rosengarten bislang 4137 Befragungen ausgewertet. Auf dem Zukunftsforum Sylt präsentierte SMG-Geschäftsführer Moritz Luft an diesem Freitag ein erstes Zwischenergebnis, das dem Abendblatt vorliegt.

Sylt: Viele Insulaner finden Fußgängerzone in Westerland zu voll

Der Lockdown löste aus, dass 65 Prozent der befragten Insulaner das Tourismusaufkommen aktuell als zu viel empfinden, 55 Prozent aber zugleich auch eine Abhängigkeit vom Tourismus bescheinigen, heißt es in der Auswertung. 99 Prozent der Befragten finden die Straßen der Insel zumindest teilweise zu voll. Das Verkehrsnetz auf der Insel bewerten 34 Prozent mit „eher negativ“.

76 Prozent der Insulaner sind der Meinung, dass die Fußgängerzone in Westerland – zumindest zeitweise – zu voll ist und 73 Prozent sehen das auch für die Gastronomie so. 91 Prozent der Befragten finden, dass zu viele Ferienwohnungen geschaffen werden und 84 Prozent der Teilnehmer kritisieren, dass zu wenig Wohnraum für Einheimische gebaut wird.

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Tourismus auf Sylt: Kapazitätsgrenze ist erreicht

Dem Abendblatt sagte SMG-Chef Luft: „Das sich rund 4500 Insulaner an dieser Befragung beteiligt haben, zeigt das große Interesse und deshalb müssen wir jetzt alle gemeinsam an der Zukunft von Sylt arbeiten.“ Luft weiter: „Die Ergebnisse bestätigen, dass eine große wirtschaftliche Abhängigkeit der Bürger vom Tourismus besteht, aber auch dass wir die Kapazitätsgrenze erreicht haben. Dass mehr Wohnraum für Einheimische geschaffen werden muss, wurde in dieser Befragung auch deutlich.“

Vor allem müsse man aber auch das Thema Mobilität in Angriff nehmen. Es müssten neue Angebote geschaffen werden, um die Sylter und die Urlauber dazu zu bewegen, nicht mit dem Auto über die Insel zu fahren, sagte Luft. Es müsse mehr für den Radverkehr getan werden und zum Beispiel Konzepte ähnlich wie der Hamburger Fahrdienst Moia auf der Insel angeboten werden. Eine ausführliche Analyse der Ergebnisse der Studie soll Anfang des Jahres vorgestellt werden.

Eines freut Moritz Luft, der auch seit 15 Jahren Tourismuschef der Insel ist, besonders. Bei aller Kritik: immerhin 72 Prozent der Teilnehmer der Online-Bürgerbefragung bewerten ihren persönlichen „Lebensraum Sylt“ als „gut bis sehr gut“.