Kopenhagen/Kiel. Erleichterung für Dänemark-Fans, doch Einschränkungen für Touristen bleiben. Schleswig-Holstein reagiert überraschend.
Dänemark öffnet seine in der Corona-Krise geschlossenen Grenzen wieder für Touristen aus Deutschland, Island und Norwegen. Das gab Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Freitag in Kopenhagen bekannt. Voraussetzung: „Urlauber aus den drei Ländern müssen dokumentieren, dass sie einen Aufenthalt gebucht haben, das heißt mindestens sechs Nächte in einem Hotel, Campingplatz oder ähnlichem“, sagte Frederiksen.
Ausgenommen von der Öffnung sind die Hauptstadt Kopenhagen und die Region Frederiksberg, wo es die meisten Covid-19-Fälle gibt.
Schleswig-Holstein will mehr von Dänemark
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther begrüßte die zum 15. Juni angekündigten Erleichterungen im deutsch-dänischen Grenzverkehr. „So kurz vor den Sommerferien wird dieser Schritt insbesondere viele Urlauberinnen und Urlauber freuen“, sagte der CDU-Politiker. Es bleibe aber der Wunsch der Landesregierung, die von dänischer Seite über den 15. Juni hinaus weiter bestehenden Corona-bedingten Einreisebeschränkungen ganz abzuschaffen, sagte Günther.
Ihm zufolge hat die Bundesregierung nach Rücksprache mit der Landesregierung angekündigt, dass die derzeit noch auf deutscher Seite bestehenden Grenzkontrollen nach dem 15. Juni eingestellt werden. Laut Bundespolizei wird die Grenze von Deutschland noch stichprobenartig kontrolliert.
Was Schleswig-Holstein konkret fordert
Auch für die Menschen im Grenzland sei die geplante Aufhebung von Restriktionen ein wichtiges Signal, auf das sie warten, sagte Günther. Nun sei zu prüfen, inwiefern auch diese Menschen von den nun verkündeten Maßnahmen konkret profitieren werden.
Die Bewohner des Grenzlandes seien von den derzeitigen Beschränkungen besonders betroffen. „Hier sind durch die Grenzschließung von einem Tag auf den anderen Härtefälle entstanden, die nur temporär und dank der Solidarität der Menschen untereinander ausgehalten werden konnten.“ Auf dem Weg zurück zur gewohnten Freizügigkeit stehe die Landesregierung weiter für einen konstruktiven Dialog zur Verfügung.
- Newsblog: Noch mehr Corona-Fälle nach Restaurant-Eröffnung in Leer
- Drosten, Kekulé, "Bild" – Wissenschaft als Seifenoper
- Wie das Coronavirus eine vergessene Generation schafft
Grenzöffnung: FDP fordert mehr Tempo
Auch Politiker anderer Parteien in Schleswig-Holstein machten deutlich, dass sie mehr erwarten. Von einem Schritt in die richtige Richtung sprach der Vorsitzende des dänisch orientierten SSW, Flemming Meyer. Die Aussage Frederiksens, dass die Bewohner der Grenzregion wieder zur Normalität zurückkehren sollen, sei ein positives Signal. „Für uns beinhaltet dies unter anderem das Passieren der Grenze, um Familie und Freunde zu besuchen und beim Kaufmann einkaufen zu gehen.“
FDP-Fraktionschef Christopher Vogt nannte die Entscheidung ausbaufähig. „Wir würden uns bei der Öffnung der EU-Binnengrenzen weiterhin mehr Tempo wünschen.“ Hier sei auch die Bundesregierung gefragt. „Es kann nicht nur um den Sommerurlaub gehen, sondern es geht um den europäischen Gedanken insgesamt, um das Zusammenleben in den Grenzregionen und um die Erholung der europäischen Wirtschaft.“
Für den Grünen-Europaabgeordneten Rasmus Andresen ist die Sechs-Tage-Regelung für Touristen erklärungsbedürftig. „Dass für die Grenzregion und besonders die Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze weiterhin keine zusätzlichen Öffnungen gelten sollen, ist ein trauriges Symbol.“
Dänemark ist beliebtes Urlaubsziel für Deutsche
Die Deutschen stellen mit 30 Prozent die größte Gruppe der Touristen in Dänemark. 2019 standen sie laut dänischem Statistikbüro für 16,8 Millionen Übernachtungen. „Wir sind ein Land, das gewohnt ist, viele Touristen zu empfangen. Wir wollen ein offenes Land sein, auch wenn Corona Dänemark und den Rest der Welt getroffen hat“, sagte Frederiksen.
Dänemark hatte seine Land- und Seegrenzen - darunter die nach Deutschland – am 14. März für alle Ausländer ohne triftigen Einreisegrund geschlossen. Mittlerweile hat sich die Corona-Lage im nördlichsten deutschen Nachbarland deutlich verbessert.