Hamburg. Von Rum über Röhrenradios bis Puppen: Warum diese zehn Häuser, die nicht jeder schon kennt, sich lohnen.

An Museen herrscht im Norden wahrlich kein Mangel: Mehr als 100 gibt es allein in Hamburg, mehr als 300 in Schleswig-Holstein. Hier soll es aber nicht um berühmte Häuser wie die Kunsthalle, Schloss Gottorf oder Haithabu gehen – mit den folgenden zehn Tipps ist vielmehr die Hoffnung verbunden, dass die meisten sie eben noch nicht kennen. Es soll auch nicht behauptet werden, dass es sich um die besten, schönsten, skurrilsten, kleinsten oder was-auch-immer-sten Museen handelt, sondern lediglich: Ein Besuch lohnt sich – gerade jetzt in den Herbstferien.


1. Museum an der Schleuse
Direkt neben den 1914 fertiggestellten „Neuen Schleusen“ auf der Nordseite des Nord-Ostsee-Kanals in Brunsbüttel liegt das Atrium, das Museum an der Schleuse. Mit Schautafeln, Schiffsmodellen, Landschafts- und Funktionsmodellen, technischen Objekten, Videofilmen sowie historischen Exponaten werden in der Ausstellung der Bau, der Betrieb und die Bedeutung der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße für Seeschiffe der Welt dargestellt. Von zwei Aussichtsplattformen und einem gesicherten Rundweg aus können die Schiffe beim Ein- und Ausschleusen beobachtet werden.


2. Waldmuseum
Mit 69 Metern gehört der Wulfsboom ja schon zu den großen Gipfeln Schleswig-Holsteins, auf dem sogar noch ein Aussichtsturm steht, der einen schönen Rundblick über Dithmarschen bietet. Die Region hat zwar kaum Wald, aber das einzige Waldmuseum des Landes. In dem sind die Wald- und Erdgeschichte der letzten 130.000 Jahre dargestellt. Es gibt eine Sammlung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt sowie Einblicke in aktuelle Natur- und Umweltschutzfragen.

Waldstraße 141 in Burg/Dithmarschen; Eintritt: Erwachsene 2,50 Euro, ermäßigt 1,50; Gruppen ab acht Personen 2, Schulklassen ab acht Personen 1 Euro. Tel.: 04825/2985, E-Mail: info@burger-waldmuseum.de; www.burger-waldmuseum.de. Öffnungszeiten: Di–So 11–17 Uhr – Nov. bis Ostern geschlossen.


3. Rum-Museum

Das „weiße und das flüssige Gold der Karibik“ machte Flensburg einst reich und zu d e r Rumstadt Deutschlands. Einer der letzten in Flensburg ausgebildeten Destillateure, Walter Braasch, fügte seinem Weinhaus die vom Aussterben bedrohte Flensburger Tradition der Rumherstellung hinzu. Dort wird neben der Geschichte der Kaufmannsfamilie Brodersen und ihrer Fregatte „Urania“ ausführlich über die Herstellung und Geschichte von Rum und Zucker berichtet. Zu finden sind Destillier- und Abfüllanlage, Messgeräte, Infotafeln, eine Flaschensammlung und historische Fotos.

4. Königspesel Hooge
Der Königspesel (Pesel bedeutet gute Stube) auf Hooge liegt in einem sogenannten Traufenhaus, das 1776 vom Kapitän und Schiffseigner Tade Hans Bandix errichtet wurde. Der Pesel ist der eindrucksvollste Raum. Er ist mit holländischen biblischen Fliesen sowie einer bemerkenswerten Decken- und Türenmalerei ausgestattet. Außerdem birgt er viele Kunstschätze, zum Teil aus früheren Jahrhunderten. Diesen vornehm ausgestatteten Raum suchte sich König Friedrich VI. von Dänemark zur Übernachtung aus, als er auf einer Besichtigungsfahrt 1825 von einer Sturmflut überrascht wurde. Deshalb der Name Königspesel.

Hanswarft, Hallig Hooge, Eintritt: 2 Euro. Täglich 10–16 Uhr, Führung nach Anmeldung unter Tel.: 04849/219 oder E-Mail koenigspesel@t-online.de.


5. Das Poppenspäler-Museum

Das Haus in Husum, benannt nach der Theodor-Storm-Novelle Pole Poppenspäler, versteht sich als lebendiges Museum, das Raum für Fantasie, Spiel und Kommunikation bietet. So gehörten von Anfang an Märchenstunden zum Programm, aber auch Bastelaktionen und Sonderausstellungen zur Geschichte des Puppenspiels. Ein Besuch ist für Kinder natürlich besonders interessant, sie können einige Figurentechniken selbst ausprobieren und sich auf einer Bühne mit Puppen aller Art versuchen.

König-Friedrich V.-Allee in Husum, Eintritt 2 Euro (Jugendliche 1 Euro), Kinder bis 12 frei. Tel.: 04841/63242, E-Mail: husum@pole-poppenspaeler.de, www.pole-poppenspaeler.de. Geöffnet Di–So 11-17 Uhr, ab Nov. nur an Wochenenden.

6. Röhrenradio-Museum
Das Museum in Jork-Borstel ist eigentlich ein Obsthof. Johann-Hinrich Schröder ist Apfelbauer, aber einer mit Spleen – denn seit mehr als 40 Jahren sammelt er alte Röhrenradios, Musiktruhen, Plattenspieler und Grammofone, von denen er viele vom Sperrmüll geholt hat. Die stapeln sich in seiner alten Obstsortierhalle, und so ist ein Museum entstanden, dessen Besuch sich wunderbar mit einem Ausflug ins Alte Land und dem Einkauf im Hofladen kombinieren lässt. Wer Glück hat, dem erzählt Schröder eine der vielen Geschichten, die sich hinter den Radios verbergen. Übrigens: Er kauft und verkauft grundsätzlich keine Exponate.

Hinterbrack 6 in Jork-Borstel, Eintritt frei; Telefon 040/7459 420, Mi bis So 10–18 Uhr.


7. Heimatmuseum Marner Skatclub

Um Produktenttäuschungen vorzubeugen: Es ist ein Heimat-, kein Skatmuseum, das aber vom 1873 gegründeten Marner Skatclub ins Leben gerufen wurde. Die Sammlung ist im 1905 errichteten Vereinshaus untergebracht und wurde später von der Stadt Marne übernommen. Neben der Raritätensammlung der Mitglieder befinden sich im Haus interessante Funde der Vorgeschichte aus den Perioden der Muschelhaufenkultur, der jüngeren Stein-, Bronze- und Eisenzeit. Die kulturgeschichtliche Abteilung enthält bäuerliche und bürgerliche Möbel, Hausgerät wie Steingut, Fayencen, Porzellan und Silber, Schmuck, Textilien sowie Stücke der alten Marner Kirche.

Museumsstraße in Marne, Eintritt 2 Euro (Kinder und Jugendliche 50 Cent), Tel.: 04851/3518. www.marner-skatclub.de; Geöffnet Di–Fr und So 14.30–18 Uhr, Gruppen nach Vereinbarung.


8. Museum für Outsiderkunst

Der Name macht nun wirklich neugierig. Seit 2013 gibt es in Schleswig dieses Museum, das sich der „künstlerischen Kreativität von Menschen widmet, die einem lange Zeit an den Rand der Gesellschaft verdrängten Bereich angehören“ – also etwa Menschen mit psychischen Erkrankungen. Aktuell gibt es eine Sonderausstellung der Designerin und Malerin Ulla Dziedzioch, die regelmäßig ins indische Pflegeheim Pratheeksha-Bhavan reist, wo sie ohne therapeutischen Anspruch mit den Bewohnern gearbeitet hat.

Stadtweg 57 in Schleswig, Eintritt 2, ermäßigt 1 Euro. Tel.: 04621/850839, E-Mail: stadtmuseum@schleswig.de, www.stadtmuseum-schleswig.de. Mi–Fr geöffnet von 14.30–17.30 Uhr.


9. Mennokate

Die Menno-Kate ist in Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein) zu sehen. Sie ist das religiöse Zentrum der Glaubensgemeinschaft der Mennoniten.
Die Menno-Kate ist in Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein) zu sehen. Sie ist das religiöse Zentrum der Glaubensgemeinschaft der Mennoniten. © picture alliance | Markus Scholz

Etwa 2,5 Millionen Mennoniten leben weltweit, die weitaus meisten davon in Nordamerika. Der Ursprung dieser christlichen Konfession liegt in Friesland, wo der 1496 geborene Menno Simons zunächst katholischer Pfarrer wurde, sich dann der Reformation zuwandte und sich schließlich der Täuferbewegung anschloss. Die wurde weder von den Katholiken noch von Lutheranern und Calvinisten geduldet, sodass Simons mehrfach fliehen musste und schließlich in Fresenburg bei Bad Oldesloe Unterschlupf fand. Dort steht heute noch die Menno-Kate, in deren Garten Simons 1561 beerdigt wurde. Dort gibt es einen Gedenkstein und ein kleines Museum.

Altfresenburg 1, Bad Oldesloe (an der L 83 nach Bad Segeberg), Eintritt frei nach Vereinbarung Tel.: 04531/894656, mail@mennokate.de, www.mennokate.de.


10. Freimaurermuseum
Auf rund 400 Quadratmetern findet sich im drittgrößten Freimaurermuseum Europas in Michaelisdonn (Dithmarschen) eine große Sammlung über freimaurerisches Brauchtum. Es werden unter anderem Gebrauchsgegenstände wie Logenhammer, Schurze, Pokale und schöne Trinkbecher gezeigt. Die Freimaurerei hat mittelalterliche Ursprünge, wurde aber in der Aufklärung im 18. Jahrhundert besonders populär – ihre Grundprinzipien sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.