Kiel/ Hamburg/Osnabrück. Bei Vorhersagen stützt sich die Regierung auf Angaben des Weltklimarates. Überarbeitete Einschätzung wird in Kürze veröffentlicht.

Von einer extremen Sturmflut wären an den deutschen Küsten mehr als zwei Millionen Menschen betroffen. Das gehe aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Grünen hervor, berichtete die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) am Sonnabend.

Die Angaben beziehen sich auf seltene oder extreme Hochwasser, bei denen Schutzanlagen wie Deiche an ihre Grenzen kommen. Als selten gilt laut Bundesregierung ein Hochwasser, das alle 200 Jahre oder seltener auftreten könnte.

Kommt es zu einer solchen Sturmflut, könnte das allein in Hamburg für 327.000 Menschen eine Gefahr bedeuten. In Niedersachsen leben 1,1 Millionen Menschen in möglicherweise betroffenen Überflutungsgebieten, an der der Nordseeküste Schleswig-Holsteins 76.600 Menschen. An der Ostseeküste des Bundeslandes wären im Falle eines solchen Ereignisses 20.900 Menschen betroffen, in Mecklenburg-Vorpommern 68.100, im Stadtstaat Bremen 513.259.

Sturmfluten werden künftig höher ausfallen

Die Regierung geht dem Bericht zufolge davon aus, dass es im Zuge des Klimawandels nicht häufiger zu Sturmfluten kommen wird. Allerdings würden diese aufgrund des insgesamt steigenden Meeresspiegels künftig wohl höher ausfallen. Bei den Vorhersagen stütze sich die Regierung auf Angaben des Weltklimarates. Der werde demnächst seine überarbeiteten Einschätzungen zum Anstieg der Meere veröffentlichen. Davon wolle die Regierung abhängig machen, ob sie ihre Ausgaben für den Küstenschutz steigert.

Eigentlich ist dieser Sache der Bundesländer. Für besonders dringliche Maßnahmen stellt der Bund aber jährlich 25 Millionen Euro als Finanzhilfen zur Verfügung. Auf Basis der neuen Einschätzungen des Weltklimarates "wird zu beraten sein, ob die durch den Bund bereitgestellten Finanzmittel für Küstenschutzmaßnahmen [...] ausreichen", schreibt das Ministerium.

Julia Verlinden, umweltpolitische Sprecherin der Grünen, forderte in der "NOZ" "Der Bund muss die Länder bei ihren Anstrengungen für besseren Schutz gegen Hochwasser stärker unterstützen. Denn die bisherigen Pläne für den Küstenschutz reichen aller Voraussicht nach nicht aus."

Nach Angaben des Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie ereigneten sich allein in der Sturmflutsaison 2016/ 2017zwei schwere Sturmfluten, eine Saison später war es eine. Seit 1967 wurden 64 schwere Sturmfluten (Wasserstände mehr als 2,50 über dem Mittleren-Hochwasser-Wert) an der Nordsee gemessen, 13 davon wurden als sehr schwer eingestuft. An der Ostsee wurde 2016/2017 eine schwere Sturmflut registriert.