Wewelsfleth. Meilenstein für die Stiftung Hamburg Maritim: “Flying-P-Liner“ in Wewelsfleth ausgedockt. Bis 2020 wird das Schiff restauriert.

„De Hamborger Veermaster“ schwimmt wieder. Bei bestem Sommerwetter wurde der Traditionssegler „Peking“ am Montag auf der Peters Werft in Wewelsfleth (Kreis Steinburg) ausgedockt. Zwei Schlepper zogen die historische Viermastbark bei Hochwasser auf das Flüsschen Stör zu einem unmittelbar angrenzenden Werftpier. „Das ist schon ein schöner Anblick“, sagte Joachim Kaiser, Vorstand der Stiftung Hamburg Maritim.

Das letzte Zu-Wasser-Lassen des 100 Jahre alten Frachtseglers beginnt unspektakulär. Durch eine Öffnung in den Schleusentoren strömt dunkles Wasser schäumend in das Trockendock. „Rund zwei Kubikmeter pro Sekunde“, sagt Torge Averhoff von der Projektleitung Peking. Nach knapp einer Stunde schwimmt der historische Segler auf eigenem Kiel. Stolz flattert am Heck die schwarz-rot-goldene Bundesflagge, während hoch oben am Kreuzmast – dem zweiten Mast des Viermasters – die Flaggen der Peters Werft und der Stiftung Hamburg Maritim gehisst sind.

Schwimmfähig, aber nicht seetüchtig

Nach einer Grundsanierung des Unterwasserschiffs ist der Traditionssegler wieder ohne Einschränkungen schwimmfähig. Doch seetüchtig ist er nicht. Und er wird es auch nie wieder sein. Die „Peking“, 1911 bei Blohm+Voss vom Stapel gelaufen, gehörte zu den legendären „Flying P-Linern“ der Hamburger Reederei F. Laeisz. Aufgrund seiner Geschwindigkeit konnte der Frachtsegler zu Beginn des 20. Jahrhundert noch gegen Dampf- und Maschinenschiffe antreten. Er wurde als Transportschiff für den damals stark nachgefragten Salpeter aus Chile eingesetzt und absolvierte 34 Fahrten rund um Kap Hoorn. Heute braucht er Schlepperhilfe zum Vorwärtskommen und zum Manövrieren. Bevor es hinaus auf die Stör geht, wird die „Peking“ an den Rand des gefluteten Docks gezogen. So kann sich Schlepper „Primus“, der den Bug der alten Lady lenkt, an der Backbordseite der „Peking“ mit hineinquetschen.

Die Viermastbark muss mit dem Heck voran rückwärts aus dem Trockendock hinaus. Das Problem: Zwei „Klüsen“ genannte Öffnungen kurz über der Wasserlinie sind auf Wunsch der Auftraggeber mit Stahlplatten dichtgeschweißt worden, sagte Torge Averhoff. Der Schlepper „Elbclearing 3“ muss seine Trosse daher am Ruderstock des Großseglers festmachen.

Als die „Peking“ langsam rückwärts Fahrt aufnimmt, quietschen dicke Fender. Sie verhindern, dass der frisch gestrichene Schiffsrumpf beschädigt wird. Doch die Schlepper-Kapitäne verstehen ihr Handwerk, sie schaffen es ohne Kratzer. Der schwarz-weiß-rote Anstrich ist immer noch makellos, als der Segler an einer Werftpier festmacht.

„Peking“ soll in den Zustand von 1927 versetzt werden

Die „Peking“, die der Stiftung Hamburg Maritim gehört, wird seit 2017 aufwendig restauriert. Sie soll in den Zustand von 1927 versetzt werden: samt Holzdeck und den ursprünglichen Laderäumen. Die Arbeiten sollen im Mai 2020 beendet sein. Wann und wo die museale Inneneinrichtung eingebaut wird, sei zurzeit noch nicht bekannt, sagte Torge Averhoff. Ihren letzten Liegeplatz soll die „Peking“ später im geplanten Deutschen Hafenmuseum am Grasbrook im Hamburger Hafen bekommen.

Dort dürfte sie zu einer Touristenattraktion werden. Schließlich gib es nicht mehr viele dieser „Flying-P-Liner“. Genau genommen sind es weltweit nur noch vier: Die „Passat“, die als Museumsschiff in Travemünde vor Anker liegt, die „Padua“, die nun „Krusen­stern“ heißt und in Russland als Segelschulschiff Dienst tut, sowie die „Pommern“, mittlerweile ebenfalls ein Museumsschiff (Mariehamn/Finnland). Wobei die „Pommern“ deutlich kleiner ist als die übrigen drei Segler, die von Fachkundigen zu den „acht Schwestern“ gezählt werden: acht Segler, die im Auftrag der Reederei F. Laeisz gebaut wurden und alle in etwa dieselbe Größe haben. Sie sind 115 Meter lang und haben eine Größe von rund 3100 Bruttoregistertonnen. Ihr Geld verdienten sie im Salpeterhandel mit Chile, wobei jedes Mal das gefürchtete Kap Hoorn umsegelt werden musste.

Während „Passat“ und „Peking“ im selben Jahr bei Blohm+Voss gebaut wurden, entstand die „Padua“ erst 15 Jahre später auf einer Bremerhavener Werft. Die Schiffe waren ungewöhnlich schnell, konnten bei gutem Wind auf bis zu 18 Knoten kommen, und sehr langlebig wegen ihres Stahlrumpfes. Noch dazu legte die Reederei Wert auf gutes Personal und auf eine moderne technische Ausstattung. Die Hamburger Reederei war 1839 vom Hutproduzenten Ferdinand Laeisz gegründet worden. Sein Sohn Carl führte die Regel ein, dass alle Schiffe des Unternehmens einen mit einem „P“ beginnenden Namen tragen müssen – Referenz an seine Ehefrau, die auf den Spitznamen „Pudel“ hörte.

Gemeinsam mit dem Maritimen Museum sucht das Hamburger Abendblatt Erinnerungen und Zeitdokumente an die „Peking“. Schreiben Sie an chefredaktion@abendblatt.de