Winsen/Luhe . Der Elektroschutzzaun konnte die Raubtiere nicht abhalten: Tierhalter fordert daher eine radikale Lösung.

Als Wendelin Schmücker am Dienstagmorgen nach seinen Tieren schauen wollte, stieß er auf ein grauenvolles Bild: Ein Schaf lag tot im Graben der Weide, der Bauch blutig, der Leib aufgedunsen. Der Elektrozaun an der Weide in Mechtersen war umgerissen, und die Herde war in Panik auseinandergesprengt. "Auch acht schwerverletzte Tiere und der Verlust von drei Lämmern gehen auf das Konto des Wolfes", sagte Schmücker dem Abendblatt. Schon einmal war seine Herde von Wölfen angegriffen worden, im Mai hatte ein DNA-Test dies bestätigt.

Nun fordert der Mann aus Winsen/Luhe eine drastische Maßnahme: Im Landkreis Lüneburg sollten alle Wölfe "entnommen", das heißt abgeschossen werden dürfen. Schließlich lebten hier mehrere Schafhalter von ihren Tieren, argumentiert Schmücker, der sich schon seit längerem, auch als Geschäftsführer des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung, sehr kritisch gegenüber der Wiederansiedlung von Wölfen äußert.

Wölfe sollen weitere Tiere in der Umgebung gerissen haben

"Während man in den Wolfsgehegen der Zoos mit drei Meter hohen Zäunen sichert, glaubt man hier in Niedersachsen der Problematik durch immer höhere Zäune, Herdenschutzhunde oder durch Flatterband begegnen zu können", sagt Schmücker. Doch der Schafhalter ist nicht das einzige Opfer von Wölfen in der Region. Bereits im Amt Neuhaus und in Bleckede hätten die Raubtiere in den vergangenen Monaten Schafe gerissen. Der Schaden durch den Wolf beschränke sich nicht auf die gerissenen Tiere, beklagt Schmücker. "Ob meine trächtigen Mutterschafe im Januar lammen, ist ungewiss". Er habe von Totgeburten nach Wolfsangriffen gehört. Die Familie lebt von der Schafhaltung, der Verkauf von Lämmern sichert ihnen die Existenz, Felle und Wolle anzubieten sei dagegen schon lange nicht mehr wirtschaftlich.

Mehr Wölfe in der Region

Unterdessen steigt die Zahl der wildlebenden Wölfe in Niedersachsen weiter an. In Wietze bei Celle sei ein weiteres Wolfsrudel mit mindestens sieben Welpen nachgewiesen worden, heißt es von der Landesjägerschaft. Damit gebe es jetzt 19 bestätigte Rudel im Bundesland. Wie viele Wölfe genau in freier Wildbahn in Niedersachsen leben, ist unbekannt. Fachleute schätzen die Zahl auf 150 bis 200.

Schmücker will sich am liebsten selber bewaffnen, um die Wölfe abzuhalten. "Zumindest Warnschüsse zur Vergrämung muss man abgeben dürfen", sagt der 42-Jährige. Ende August hatte er einen Waffenschein beantragt. Doch dieser wurde jetzt abgelehnt.