Haseldorf. Bissspuren deuten auf Wolf hin. Gewissheit soll eine DNA-Probe in drei Wochen bringen. Bauernverband warnt Schäfer der Region.

In Haseldorf wurden am Wochenende zwei tragende Mutterschafe gerissen. Die Spuren deuten auf einen Wolf hin. Schäfer Norbert Belz fand seine Tiere am Sonnabendfrüh tot in der Nähe des Schlossparks auf. „Es war schon ein Rissgutachter vor Ort“, sagt der Tierhalter dem Abendblatt am Sonntag. Der Gutachter habe eine DNA-Probe genommen und an das Senckenberg-Forschungsinstitut in Frankfurt geschickt. Das Ergebnis wird in drei Wochen erwartet. Die beiden toten Schafe werden zudem in der Tierpathologie im Landeslabor in Neumünster genauer untersucht. Wenn sich herausstellt, dass es sich um einen Wolfsriss handelt, erhält Belz eine finanzielle Entschädigung. „Doch bis dahin ist es viel Bürokratie“, sagt Belz.

LED-Lichter sollen vor Angriffen schützen

Er befürchtet, dass der Wolf zurückkehrt, um sich weitere Schafe zu holen. Belz will nun versuchen, seine Herde mit LED-Blinklichtern vor Angriffen zu schützen. Sie leuchten in unregelmäßigen Abständen blau, rot und weiß. „Das hält den Wolf aber nicht auf Dauer ab, da es einen Gewöhnungseffekt gibt“, erklärt Jens Matzen, Wolfsberater in Schleswig-Holstein. Bei ihm laufen seit 2015 alle Meldungen über mögliche Risse durch Wölfe zusammen. Er koordiniert die Arbeit von 70 Wolfsbetreuern im Land, von denen 14 Rissgutachter sind. „Die meisten arbeiten ehrenamtlich“, sagt er. Matzen hält einen Elektrozaun für den besseren Schutz.

„Das hat bei Züchtern in Australien zu guten Erfolgen geführt, die ihre Herden vor Dingos schützen müssen“, berichtet er. Auch in Schleswig-Holstein müssten sich Landwirte darauf einstellen. „Wir werden mit dem Wolf leben müssen.“ Für Belz, der seit 15 Jahren Schafe züchtet, ist der Elektrozaun nicht praktikabel. Der Aufwand sei zu groß. „Ich muss die Schafe alle zwei Wochen auf eine andere Fläche bringen, die bis zu 20 Hektar groß ist“, so Belz.

„Wir haben die Schäfer in der Region benachrichtigt, dass sich vermutlich ein Wolf hier aufhält“, berichtet Georg Kleinwort als Chef des Kreisbauernverbandes. Alle seien in Angst und Schrecken versetzt. „Wir können auf Dauer nicht mit dem Wolf leben“, sagt er. Die Region sei zu dicht besiedelt. Er hoffe auf eine maßvolle Lösung, die allen Seiten gerecht werde. So sei es entlang der Deiche aufgrund der Gräben und des Tourismus schwierig, Elektrozäune zu ziehen. „Der erste Schäfer in Brande-Hörnerkirchen hat schon aufgehört“, sagt er.

Drei Übergriffe in einer Woche

Er schätzt die Zahl der Schäfereien im Kreis Pinneberg auf 15 bis 20. Auch andere überlegten, ob sich die Schafhaltung für sie unter diesen Umständen noch lohne. „Wir brauchen die Schäfer insbesondere auch zum Schutz der Deiche.“ Er plädiert dafür, gerissene Tiere liegen zu lassen, denn der Wolf käme zu seiner Beute zurück. „Dann könnten wir ihn beobachten.“

In Heede hatte es kürzlich innerhalb einer Woche drei Übergriffe gegeben, bei denen Wölfe sieben Schafe von Tobias Belch gerissen haben. Der gründete daraufhin mit Kollegen eine Bürgerinitiative für wolfsfreie Dörfer in Schleswig-Holstein. Die etwa 20 Mitglieder wollen für ihr Problem sensibilisieren und fordern von der Politik mehr Unterstützung beim Schutz ihrer Tiere.