St. Peter-Ording. St. Peter-Ording und andere Orte an Nord- und Ostsee sind mittlerweile zu jeder Jahreszeit beliebt – und die Hotels fast ausgebucht.

Wer spontan ein Zimmer in einem der angesagten Hotels in St. Peter-Ording buchen möchte, könnte Pech haben. Weil sich die Hauptsaison hier und an anderen Orten an Nord- und Ostsee immer weiter ausdehnt und es kaum noch eine typische Nebensaison gibt, muss immer früher gebucht werden. Der Norden ist begehrt wie nie.

Wer also Silvester beispielsweise im Beach Motel in St. Peter-Ording feiern möchte, muss schnell buchen – und zwar für das kommende Jahr. Bereits jetzt ist die Hälfte der Zimmer belegt, und die Buchungen für das restliche Jahr 2018 gehen im Januar ein. „Dann buchen die Leute ihren Jahresurlaub, bei uns ist Buchungshochsaison, und wir müssen zwei bis drei zusätzliche Mitarbeiter in der Reservierung dafür bereitstellen“, sagt Beach-Motel-Chef Jens Sroka. Die Wochenenden seien bereits zu 99,7 Prozent ausgebucht. „Bis September 2018 sind wir belegt.“ Lediglich die ersten Wochen im September und Februar seien noch vergleichsweise ruhig. Im Februar beträgt die Auslastung 73 Prozent.

Veranstaltungen

Ähnlich sieht es im Strandgut Resort aus. „Die klassische Nebensaison gibt es nicht mehr“, sagt Kerstin Brandt vom Strandgut Resort. Zwar sei der November in St. Peter-Ording ruhig, „aber das betrifft den Ort, nicht die Hotels“, sagt Brandt. Die Auslastung liege das Jahr über zwischen 80 und 90 Prozent. Es seien vor allem Paare, die zwei, drei Tage ins Hotel kommen und die angebundene Dünentherme nutzen. „Kurzfristige Buchungen sind nur möglich, wenn jemand storniert hat“, so Brandt.

Gründe für die große Beliebtheit St. Peter-Ordings sehen die Experten unter anderem in der guten Erreichbarkeit des Ortes. „Nach St. Peter-Ording kommt man bequem mit dem Auto, man muss keine Fähre, keinen Autozug buchen“, so Jens Sroka. Die Gas­tronomie im Ort sei sehr gut und der Strand „sagenhaft“. Zudem stellt die örtliche Tourismuszen­trale etliche Veranstaltungen außerhalb der Hochsaison auf die Beine, sagt Kerstin Brandt.

Angebote nehmen zu

Constanze Höfinghoff, stellvertretende Tourismus-Direktorin in St. Peter-Ording: „Menschen suchen vermehrt die Ruhe und Weite in der Nebensaison, auch mit mythischer Stimmung durch die Mischung aus Nebel und Licht im Herbst/Winter, die die Natur noch einmal völlig anders erleben lässt.“ Mit Spaziergängen bei Wind und Wetter, mit Salz auf der Haut und danach einer Wellnessanwendung oder einem Saunabesuch. „Da inszenieren wir kein Event, sondern sind eben einfach St. Peter-Ording, Nationalpark, Weltnaturerbe, Strand – in Kombination mit wertigen, kuscheligen Unterkünften.“

54 Millionen Euro wurden in die öffentliche touristische Infrastruktur gesteckt. „Das hat private Hoteliers dazu gebracht, ebenfalls zu investieren“, sagt Constanze Höfinghoff. Das Strandgut Resort, das Beach Motel, das Hotel Zweite Heimat und das Kubatzki seien vom Konzept her neu und modern. Das ziehe Besucher an. „Diese Impulswirkungen privater Investoren sind wichtig für unser Image und das moderne Reisen“, so Höfinghoff. St. Peter-Ording, sagt sie, liege im Trend. Während in der Hauptsaison in den Sommermonaten vor allem Besucher aus Bayern und Nordrhein-Westfalen kommen, sind es in der Nebensaison Hamburger und Schleswig-Holsteiner. Höfinghoff: „Auch die Investition von elf Millionen Euro in die Dünentherme macht sich bemerkbar.“

Monate Mai bis September entscheidend

St. Peter-Ording steht aber nicht allein erfolgreich da. Die Nordsee legte im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent bei den Übernachtungen zu, die Ostsee sogar um 5,3 Prozent, und das spürbar auch in Monaten wie Januar, Fe­bruar oder März. So stieg die Zahl an Übernachtungen von 811 im Februar 2013 auf 1015 im Februar dieses Jahres.

„Noch sind aber die Monate Mai bis September für die Tourismuswirtschaft entscheidend“, sagt Marc Euler von der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein. „Aber die Nebensaison wird als Urlaubszeit beliebter.“ Und diese wollen die Tourismusexperten mit noch mehr Angeboten in den Herbst- und Wintermonaten weiter ausbauen. Zum Beispiel mit der Initiative „Winterschöne Ostsee“. Hinzu kommen neue Hotels. 22 haben sich in den vergangenen vier Jahren in Schleswig-Holstein in angesiedelt. „Die Regionen mit modernen Hotelkonzepten wie das Hotel Strandkind in Pelzerhaken oder die Bretterbude in Heiligenhafen profitieren von dieser Modernisierungswelle“, so Euler.

Reiseverhalten hat sich geändert

Das Reiseverhalten hat sich außerdem geändert. Marc Euler: „Der Gast von heute ist reiseerfahrener als noch vor 20 Jahren. Das Internet hat Angebotsvergleiche vereinfacht. Der Buchungsprozess ist verschlankt.“ Reiseerprobte Gäste setzten auf mehrere, teilweise sehr spontane Kurztrips anstatt auf den klassischen Jahresurlaub. „Zusätzlich stellen wir fest, dass durch günstige Reise- und Flugangebote Gäste spontaner und öfter reisen. Auch deswegen verteilen sich die Reiseströme zunehmend auf das ganze Jahr.“

Das Reiseland Schleswig-Holstein kann das freuen: Von Januar bis September 2017 wurden bereits 24,9 Millionen Übernachtungen gezählt, das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.