Kiel. In dem Ort Grumby wurde das Virus in einem Hühnerstall entdeckt. Am Sonntag ist mit der Tötung von 30.000 Hühnern begonnen worden.

Erstmals ist eine Massentierhaltung von der aktuellen Vogelgrippe-Epidemie betroffen. Die hochansteckende H5N8-Variante wurde in einem Zuchtbetrieb für Bruteier im Norden Schleswig-Holsteins nachgewiesen. Alle 30.000 Tiere des Hofs im kleinen Ort Grumby sollten von Sonntag an getötet werden. Wie der Erreger in den von der Außenwelt abgeschotteten Bestand gelangen konnte, blieb unklar.

Angesichts der Ausbreitung der Vogelgrippe hat Bundeslandwirtschafts­minister Christian Schmidt (CSU) den Zentralen Krisenstab Tierseuchen einberufen. „Aufgrund der aktuellen Entwicklungen bedarf es schneller, effizienter Koordination und Entscheidungen“, sagte er am Sonnabend. Sein Kieler Kollege, Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), begrüßte das. „Wir schätzen die Lage in Schleswig-Holstein dramatischer und gefährlicher ein als vielleicht einige andere Kollegen – inklusive des Bundeslandwirtschaftsministers.“ Dem Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) wäre eine bundesweite Stallpflicht für Geflügel am liebsten. „Wir müssen schneller sein, als sich das Virus ausbreitet“, hatte ZDG-Vizepräsident Friedrich Otto Ripke gesagt.

Erstmals war die H5N8-Variante der aktuellen Epidemie in Deutschland am 8. November bei verendeten Wasservögeln in Schleswig-Holstein nachgewiesen worden. Am Freitag hatte sich der Verdacht auf das hochansteckende Virus auf einem Hühnerhof im Landkreis Vorpommern-Greifswald bestätigt. Der dritte derzeit bekannte Ausbruch wurde in einem Putenhof in Lübeck-Ivendorf festgestellt.

In Hamburg werden wegen der Epidemie die Alsterschwäne vorzeitig in ihr Winterquartier am Eppendorfer Mühlenteich gebracht. „Schwanenvater“ Olaf Nieß hat damit begonnen, damit sie besser vor der Vogelgrippe geschützt sind. „Unsere Tiere sind kerngesund“, sagt er dem Abendblatt. Derzeit gebe es keine Anzeichen von Vogelgrippe in Hamburg. Damit das so bleibt, wird am Mühlenteich ein Schutzzelt aufgebaut.

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie kann der Erreger in einen geschlossenen Betrieb gelangen?

Infizierte Vögel scheiden den Erreger zumeist mit dem Kot aus. Die Infektion kann durch direkten Kontakt von Wildvögeln und Nutzgeflügel übertragen werden. Aber auch über das Aufpicken von virushaltigem Material, über verseuchtes Trinkwasser oder auch kontaminierte Einstreu kann die Infektion in den Stall gelangen. Ebenso können Menschen die Infektion in den Stall tragen – beispielsweise an Schuhsohlen, durch verunreinigte Fahrzeuge, Geräte oder Verpackungsmaterial.

Woran erkennt ein Geflügelhalter
eine Infektion in seinem Bestand?

Hauptsymptome der Vogelgrippe sind laut Friedrich-Loeffler-Institut zunächst ein drastischer Rückgang des Futterverbrauchs. Dann folgen grippetypische Krankheitssymptome wie Apathie, Durchfall oder ein Einbruch der Eierproduktion. Meist sterben zeitgleich viele Tiere. Es kann aber auch zu einem Massensterben ohne vorherige Symptome kommen.

Kann die Vogelgrippe auch
für Menschen gefährlich werden?

Infektionen mit dem Vogelgrippevirus H5N8 sind bei Menschen bisher nicht beobachtet worden, können aber laut dem Berliner Robert-Koch-Institut auch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Wie man von anderen Vogelgrippeepidemien weiß, können sich Menschen in der Regel nur schwer mit dem Virus anstecken. Voraussetzung dafür ist ein enger Kontakt mit dem kranken Tier. Das höchste Ansteckungsrisiko haben daher Personen, die direkten und häufigen Kontakt zu Geflügel haben, wie zum Beispiel Geflügelhalter oder Tierärzte.

Kann man sich gegen
das Virus impfen lassen?

Nein, es gibt zurzeit keinen Impfstoff für Menschen gegen diese Viren.

Wie soll man sich verhalten, wenn
man tote oder kranke Vögel findet?

Wer einen kranken oder verendeten Wildvogel findet, sollte einen direkten Kontakt vermeiden und sich umgehend an das zuständige Veterinäramt, die Polizei oder Feuerwehr wenden.

Ist es gefährlich,
Geflügelprodukte zu essen?

Wenn übliche hygienische Maßnahmen wie sorgfältige Reinigung der Arbeitsmittel vor und nach Zubereitung der Speisen beachtet und Eier und Geflügel gut durchgegart werden, können diese Lebensmittel laut dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt ohne Einschränkungen verzehrt werden. Das bedeutet, dass beim Garen von Geflügel für mindestens zwei Minuten eine Kerntemperatur von 70 Grad erreicht werden muss, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung.  Eier sollten vor dem Verzehr gekocht werden, bis Eiweiß und Eigelb fest sind, das heißt je nach Größe mindestens sechs Minuten.

Kann man Hunde und Katzen gefahrlos draußen herumlaufen lassen?

Rund um die Fundstelle infizierter Vögel werden Sperrzonen von drei Kilometern und Überwachungszonen von weiteren sieben Kilometern errichtet. In diesen Gebieten dürfen Katzen nicht frei herumlaufen, Hunde müssen angeleint werden.

Können sich Hunde und Katzen
mit Vogelgrippe anstecken?

Theoretisch bestehe die Möglichkeit, dass eine Katze sich anstecke, wenn sie einen infizierten Vogel fresse, schreibt das Gesundheitsamt. Doch selbst wenn die Katze sich anstecken sollte, sei die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung der Krankheit auf den Menschen als gering einzuschätzen. Bisher wurde weltweit keine Übertragung der Vogelgrippe von einer Katze auf Menschen nachgewiesen. Erkrankungen von Hunden sind bisher nicht beobachtet worden.

Droht den Hamburger Alsterschwänen Gefahr durch die Vogelgrippe?

Nein, jetzt nicht mehr unmittelbar. Um sie vor dem Virus zu schützen, sind sie vier Tage früher als geplant in ihr Winterquartier gebracht worden. Aber: Niemand kann ausschließen, dass doch ein kranker Vogel im Quartier der Schwäne landet. Aber: Eine Zeltplane schützt die Tiere.