Kiel/Hamburg . Erster Verdachtsfall von Vogelgrippe in Geflügelhaltung im Norden. Hamburg erlässt vorsorglich Stallpflicht. 1000 Halter betroffen.
Die Vogelgrippe im Norden weitet sich aus: Erstmals gibt es den Verdacht auf Infektionen mit dem Erreger H5N8 bei verendeten Tieren eines kleinen Betriebs. Hamburg erlässt deshalb vorsorglich ein Aufstallungsgebot. Und Hagenbecks Tierpark bereitet eilig eine Verlegung seiner Vögel in die Winterquartiere vor.
Wie das Agrarministerium in Schleswig-Holstein am Donnerstag mitteilte, wurde das Vogelgrippe-Virus erstmals in einer Geflügelhaltung an verendeten Puten festgestellt. In dem Betrieb im östlichen Landesteil seien 18 Tiere verendet. Sämtliche weitere knapp 100 Tiere des kleinen Hofes — darunter auch Hühner und Gänse — mussten getötet werden, hieß es. Das schreibe die Geflügelpestverordnung vor. Eine endgültige Feststellung der Geflügelpest durch das nationale Referenzlabor steht aber noch aus. Um den Hof wurde ein Sperrbezirk im Umkreis von drei Kilometern angeordnet.
„Das ist eine schlechte Nachricht", sagte Landwirtschaftminister Robert Habeck (Grüne). "Angesichts der hohen Aggressivität des Virus war eine solche Entwicklung aber zu erwarten. Sie ist sehr besorgniserregend." Es lasse sich nicht ausschließen, dass es weitere Fälle in Tierhaltungsanlagen gebe.
30.000 Euro Bußgeld bei Nichtbeachtung der Stallpflicht
Auch Hamburg trifft nun besondere Vorkehrungen. Zum vorbeugenden Schutz müsse Geflügel ab Montag, 14. November, in Ställen untergebracht werden, teilte die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz am Donnerstagnachmittag mit. Der Behörde zufolge sind in der Hansestadt rund 1000 Geflügelhalter von der Stallpflicht betroffen, Ausnahmen für Hobbyhalter gebe es nicht. Hühner, Puten und Enten und anderes Geflügel müssen in Ställen oder überdachten Volieren untergebracht werden. Bei Nichtbeachtung könnten Bußgelder von bis zu 30.000 Euro verhängt werden.
Auch Hagenbecks Tierpark will sich an das Gebot halten. Am Donnerstag begannen Tierpfleger damit, Pelikane und Flamingos in die Winterquartiere zu bringen. Bis Montag sollen auch die freilaufenden Hühnerrassen, Puten und Enten im Park in Ställen untergebracht sein.
Zuvor war bereits bekannt geworden, dass sich die Geflügelpest auf den Kreis Rendsburg-Eckernförde ausgeweitet hat. Dort wurde der Verdacht auf Vogelgrippe bei toten Enten bestätigt. Sperrgebiete und Beobachtungsbezirke werden eingerichtet, um ein Überspringen auf Nutztierbestände zu verhindern. Bisher gibt es im Kreis Plön Sperrbezirke und Beobachtungsgebiete.
Die meisten toten Wildvögel waren mit H5N8 infiziert
In Schleswig-Holstein sind im Kreis Plön seit vergangener Woche mehr als 240 tote Wildvögel entdeckt worden - die meisten hatten den Geflügelpest-Erreger H5N8. Im Kreis Segeberg wurden an zwei Gewässern ebenfalls tote Wildvögel entdeckt. Dort stehen die Laborergebnisse noch aus, sagte eine Sprecherin des Kreises am Donnerstag.
Laut Ministerium liegen vom Friedrich-Löffler-Institut 33 Ergebnisse von Tieren von der Plöner Seenplatte vor. Alle an das FLI eingeschickten Verdachtsproben wurden positiv auf den Typ H5N8 getestet.
Ab heute gibt es ein Bürgertelefon
Das Land Schleswig-Holstein hat am Donnerstag ein Bürgertelefon zur Vogelgrippe freigeschaltet. Unter der Nummer 0431-160 6666 erhalten Bürger werktags von 9 bis 17 Uhr Auskunft. Außerdem bietet der Kreis Plön ebenfalls von Donnerstag an ein Bürgertelefon an. Der Anschluss 04522 -74387 ist von Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 17.00 Uhr und am Freitag von 8.30 bis 13.00 Uhr erreichbar.
Was ist die Vogelgrippe, wie überträgt sie sich, wie ansteckend ist sie für Menschen? Antworten auf die wichtigsten Fragen gibt es hier.