Kiel. Im Kampf gegen Piraten und Terrorangriffe proben Elitetruppen regelmäßig in der Kieler Förde. Reedereien setzten mehr Personal ein.

In der Kieler Förde proben Elitekräfte regelmäßig den Ernstfall auf Kreuzfahrtschiffen: Es geht um die Abwehr von Piraten- und Terrorangriffen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" am Donnerstag berichtet, trainieren Spezialeinsatzkommandos (SEK) und die Elitetruppe GSG 9 der Bundespolizei in regelmäßigen Abständen im Kieler Hafen an Kreuzfahrt- und Fährschiffen. Die SEK-Einsätze, bei denen unter anderem das Entern eines Schiffes simuliert wird, fänden "meist unbemerkt von Passagieren" statt.

Spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und der wachsenden Zahl von Piratenüberfällen sind die Reedereien alarmiert. Mit Schallkanonen, zusätzlichen Security-Mitarbeitern und einer optimierten Koordination wappnen sie sich für den Fall der Fälle. Wie Godja Sönnichsen, Pressesprecherin von TUI Cruises mit Sitz in Hamburg, dem Abendblatt sagte, sei die "Mein Schiff-Flotte" seit der Indienststellung des ersten Schiffes im Jahr 2009 "in diesem Bereich gut aufgestellt".

Je nach Destination kann TUI Cruises auf der Mein-Schiffe Flotte das Security-Personal aufstocken
Je nach Destination kann TUI Cruises auf der Mein-Schiffe Flotte das Security-Personal aufstocken © imago

Die beiden Mutterkonzerne (TUI AG Hannover und Royal Caribbean Cruises Miami) verfügen über eigene Security-Abteilungen. Sie versorgen Zentrale und Schiffe mit aktuellen Informationen aus den Zielgebieten. "Zusätzlich stehen wir selbst im direkten und täglichen Kontakt mit nationalen und internationalen Sicherheitsbehörden sowie unseren lokalen Partnern", sagt Godja Sönnichsen. So könnte für alle Routen und Destinationen die Sicherheitslage bewertet und, wenn notwendig, das Personal aufgestockt werden.

Lauter als der Start eines Flugzeugs

Wie genau die Reedereien sich technisch und personell gegen Angriffe schützen, wird aus Sicherheitsgründen verständlicherweise nicht offen kommuniziert. Bekannt ist aber: Es gibt neben Waffen auch Schallkanonen an Bord. Die Long Range Acoustic Devices (LRAD) strahlen mit 175 Dezibel so starke Pfeiftöne aus, dass Piraten die Flucht ergreifen. Zum Vergleich: Der Start eines Flugszeugs erzeugt 110 Dezibel.

Beim Herbertzhorn, das zum Beispiel das Kasseler Unternehmen Hügin Group produziert, wird bei einem Schallpegel von fast 180 Dezibel wie eine Schutzmauer im Bereich der Reeling rund um das Schiff installiert. Piraten können zwar bis unmittelbar an das Schiff gelangen, werden jedoch vom akustischen Schutzwall handlungsunfähig gemacht. Die Anlage wird per Tastendruck auf der Brücke aktiviert. Diese Technik kommt auch auf Containerschiffen zum Einsatz.

Dazu kommt der Einbau von zusätzlichen Überwachungskameras. Die neue AIDAprima habe mehr Kameras an Bord als die gesamte Münchner Allianz-Arena, schreibt die "Süddeutsche Zeitung".

Mit Schüssen in die Flucht geschlagen

Bereits im November 2012 hatten Piraten versucht im Golf von Oman versucht, das Kreuzfahrtschiff "Azamara Journey" anzugreifen. Sie konnten mit Hilfe von Leuchtraketen abgewehrt werden. Zu weiteren Piraten-Attacken gehören vereitelte Angriffe auf die MSC "Melody" (2009) und die "Astor" (2009), bei der die Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" ebenfalls im Golf von Oman zu Hilfe eilte. Mit Schüssen aus dem Maschinengewehr konnten die Piraten vertrieben werden.