Kiel/Hamburg. Treffen der Kite-Szene in Kiel: Umweltminister Robert Habeck will grundsätzlichen Surf-Verbot im Weltnaturerbe auf Ausnahmen prüfen.
Im Streit über das Kitesurfen im Nationalpark Wattenmeer sind sich Umweltminister Robert Habeck (Grüne) und Vertreter der Kite-Szene näher gekommen.
„Wo heute gekitet wird, wird auch in Zukunft gekitet“, sagte Habeck am Mittwoch nach einem Treffen mit rund 20 Vertretern von Wassersportschulen, Kite-Industrie und Surfverbänden in Kiel. Genauso müssten aber auch die Vögel im Nationalpark geschützt werden. Wie sich beides verwaltungsrechtlich auch abseits eines grundsätzlichen Verbots mit Ausnahmen sicherstellen lasse, werde nun geprüft.
Die Vertreter der Kite-Szene begrüßten, dass die Begrifflichkeit eines generellen Verbots ad acta gelegt worden sei, sagte Jörgen Vogt von der Global Kitesports Association. Er und Habeck betonten, miteinander im Gespräch bleiben zu wollen. Habeck kündigte an, die Kiter wieder einladen zu wollen.
Langfristige Lösung gefordert
Jörgen Vogt bekräftigte seine Forderung nach einer langfristigen Lösung, um die Küstenorte attraktiv für den Tourismus oder Investitionen von Surfschulen zu halten. „Es gibt für viele junge Menschen keinen Grund mehr, in diesen Städten noch leben zu wollen, wenn auch noch der Kite-Sport wegfällt“, sagte Vogt, der die Interessen der Kite-Industrie vertritt.
Eine geänderte Verordnung soll das Kitesurfen im Nationalpark Wattenmeer neu regeln. Naturschützer fordern ein generelles Kitesurfverbot im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Bislang kann das Kitesurfen im Nationalpark nahezu überall ausgeübt werden. Und auch an der Ostsee sollen Kiter aus Naturschutzgebieten zeitweise verbannt werden. Dagegen wehren sich die Wassersportler.
Gegen ein pauschales Verbot hatte Vogt hatte gemeinsam mit anderen Kitesurfern zuletzt knapp 22.000 Unterschriften gesammelt. Ende Januar übergaben sie diese dem Bundesverkehrsministerium, das für die Wasserstraßen im Nationalpark Wattenmeer zuständig ist. Aber auch die Kiter sagen, sie seien für Naturschutz: „Wir könnten uns vorstellen, jedem Produkt Karten beizulegen, mit Hinweisen, wo gesurft werden darf“, sagte Vogt.
Neuregelung des Wassersports auch für die Ostsee
Während die Änderungen an der Nordsee noch in Planung sind, ist für die Ostsee eine Neuregelung des Wassersports in den Gebieten nach der FFH-Naturschutzrichtlinie (Flora-Fauna-Habitat) beim Bund beantragt. Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutzvorgabe der EU. Ziel: wildlebende Arten und deren Lebensräume zu schützen.
Dort sollen Kiter aus kleineren Naturschutzgebieten ganz oder für einen Zeitraum verbannt werden, darunter auch beliebte Surfspots wie Heidkate. Betroffen sind auch Vogelschutzgebiete. „Um hier die EU-Vorgaben besser einzuhalten, muss mehr für den Schutz der Gebiete getan werden. Deshalb soll mit Kitesurfern eine freiwillige Lösung gefunden werden, damit in Teilen dieser Gebiete in den Wintermonaten aufs Kiten verzichtet werden kann“, so Nicola Kabel, Sprecherin des Kieler Umweltministeriums. Kiter Jörgen Vogt befürchtet, dass sich einmal getroffene Vereinbarungen nicht zurücknehmen lassen, „da das Land Gefahr läuft, den FFH-Status zu verlieren und damit wichtige EU-Fördergelder“.