Lübeck. Viele Kunsthallen bieten in den kommenden Tagen eine spannende Alternative zum Fernsehen – unterhaltsam auch für Kinder.
Nicht rennen dürfen. Nichts anfassen können. Und immer schön leise sein und aufmerksam zuhören: Es gibt zwar viel zu gucken, aber ebenso viele Gründe, warum viele Menschen mit dem Wort „Museum“ ungute Erinnerungen aus ihrer Kindheit verbinden. Denn (die meisten) Museen sind – zugegeben – grundsätzlich nun mal kein natürlicher Lebensraum für die nachwachsenden Generationen, ganz gleich, ob es sich um eine Gemäldesammlung alter Meister oder um moderne Kunst handelt. Andererseits gelten Museen zu Recht als eine wichtige Säule der Allgemeinbildung.
Aber wie weckt man bei Kindern und Jugendlichen das Interesse – von Begeisterung wollen wir zunächst einmal gar nicht reden – für die Institution Museum an sich? Und ab welchem Alter sind Kinder überhaupt reif für einen Museumsbesuch? Die Antwort auf diese Frage dürfte so manche Eltern überraschen: „Ab vier Jahren kann man es versuchen, manche Kinder sind schon mit drei so weit“, meint Gisela Weiß, Professorin für Museumspädagogik an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig auf der Museumsseite von berlin.de.
„Einen guten Einstieg bekommen Kinder mit speziell auf sie zugeschnittenen Führungen, bei denen sie zum Beispiel Dinge anfassen, ausprobieren oder an ihnen riechen dürfen.“ Was zum Beispiel in der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle (unter www.hamburger-kunsthalle.de, Familientickets für 12 bzw. 18 Euro) im „Hamburger Kinderzimmer“ des dänischen Künstlers Olafur Eliasson problemlos funktioniert. Das ist ein Seh-, Erlebnis- und Spielort, in dem Kinder (und sogar) Erwachsene Kunst ganz persönlich für sich entdecken können. Der Ausstellungsraum ist angefüllt mit einem pfiffigen Steckspiel, mit dem jeder für sich oder alle gemeinsam eigene Werke entwerfen und – neben alten Meistern – ausstellen können.
Die meisten Museen im Norden haben zwar an einigen der Festtage sowie an Silvester und Neujahr geschlossen (die Kunsthalle schließt nur heute). Aber gerade die Woche „zwischen den Jahren“ eignet sich zumeist prima für einen Familienausflug ins Museum, selbst wenn man sich Exponate „nur“ anschauen kann.
Immer wieder spannend ist die umfassende Zeitreise in die Hamburger Geschichte, wie sie das Altonaer Museum (www.altonaermuseum, Eintritt 7,50 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei) anbietet. Und wer die atemberaubende Neupräsentation der Sammlung Jugendstil im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (unter www.mkg-hamburg.de, Eintritt 10 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei) bisher noch nicht besucht hat, sollte es tun – das Museum hat an beiden Weihnachtsfeiertagen geöffnet.
Und vielleicht haben auch Kinder ihren Spaß an den skurril anmutenden „Reformkleidern“, am Solarbad für Sonnenhungrige oder Loïe Fullers „Lichttänze“, was noch bis zum 7. Februar gezeigt wird. Es sei halt nur wichtig, dass man sich darüber klar sein müsse, dass die Aufmerksamkeitsspanne bei Kindern begrenzt sei, sagen Pädagogen wie Fabienne Becker-Stoll, Leiterin des Instituts für Frühpädagogik in München. Die Faustformel laute: „Lieber häufigere, aber dafür nicht so lange Museumsbesuche, also homöopathische Dosen.“
Mit dem Adjektiv „unverstaubt“ wirbt das Industriemuseum Elmshorn (www.industriemuseum-elmshorn.de, an den Weihnachtsfeiertagen, Silvester und Neujahr geschlossen, Eintritt 3 Euro) für seine interaktive und anschauliche Ausstellung der Industrie- und Alltagsgeschichte. Anfassen, erleben und damit „Technik verstehen lernen“ ist auch im Hubschraubermuseum im niedersächsischen Bückeburg angesagt (www.hubschraubermuseum.de, Eintritt kostet 7,50, Kinder bis 16 Jahre zahlen 4 Euro). Die etwa zweistündige Anfahrt (mit dem Auto) lohnt sich, denn mehr Hubschrauber auf einem Fleck gibt es weltweit jedenfalls nicht noch einmal.
Aber auch in der Gegenrichtung, genauer gesagt Richtung Ostseeküste, gibt es einige interessante museale Einrichtungen, die einen unterhaltsamen Familienausflug rechtfertigen: Da wäre zum einen das Ostsee Info-Center (unter www.ostseeinfocenter.de, Erwachsene 5, Kinder von vier bis 14 Jahren 3 Euro) in Eckernförde, wo die Ostsee mit all ihren Facetten an Land „erlebt“ werden kann – inklusive einer simulierten Fangfahrt auf einem Fischkutter. Im Landesmuseum Schloss Gottorf (www.schloss-gottorf.de, Familienkarte 15 Euro) könnte man sich (mit Pausen) gut einen ganzen Tag lang aufhalten: Geboten werden neben einem – auch für Kinder – erlebnisreichen Streifzug durch viele Tausend Jahre schleswig-holsteinischer Landesgeschichte (inklusive des berühmten wikingerzeitlichen Siedlungsplatzes Haithabu) auch Sammlungen zeitgenössischer Kunst sowie eine ungewöhnliche Keramikausstellung („form.frei“), die noch bis zum 14. Februar läuft.
Wen die Nachkriegsjahre interessieren, der sollte das Kieler Stadtmuseum Warleberger Hof (www.kiel.de/kultur, Eintritt 3 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei) besuchen, das mit einer wunderbaren Textil- und Reklameausstellung die Zeitspanne zwischen Nachkriegsnot und Wirtschaftswunder dokumentiert. Auf www.museen-nord.de gibt es übrigens noch eine große Anzahl weiterer Museen zu entdecken – als Alternative zur x-ten Wiederholung von „Kevin allein zu Haus“ im Fernsehen.