Flensburg/Hamburg. Bis zu 1000 Teilnehmer werden am Freitag in dem Hamburger Einkaufszentrum erwartet. News zur Flüchtlingskrise im Ticker.
Die Flucht aus ihren Heimatländern nach Skandinavien endete für zahlreiche Menschen am Mittwoch an der deutsch-dänischen Grenze: Mehr als 100 Flüchtlinge verbrachten die Nacht zum Donnerstag am Flensburger Bahnhof. Die dänische Bahn stoppte auf Anweisung der Polizei angesichts der Menschenmassen den Zugverkehr zwischen Deutschland und Dänemark. Erst am Donnerstagmorgen wurde der Bahnverkehr wieder aufgenommen. Dutzende Flüchtlinge waren an Bord der ersten Züge von Flensburg in Richtung Kopenhagen. Derweil ist der Zugverkehr über Puttgarden weiter unterbrochen. Abendblatt.de hält Sie im News-Ticker zum Thema Flüchtlingskrise auf dem Laufenden:
Einkaufszentrum stellt Parkdeck für Freitagsgebet zur Verfügung
Auf dem Parkdeck eines Einkaufszentrums in Hamburg-St. Pauli werden am Freitag zahlreiche muslimische Flüchtlinge zum Freitagsgebet erwartet. Das Management der von Edeka betriebenen Rindermarkthalle erwartet bis zu 1000 Teilnehmer. Wegen der provisorischen Unterbringung von etwa Tausend Flüchtlingen in einer nahe gelegenen Messehalle reichen die Räumlichkeiten der örtlichen Mevlana-Moschee nicht mehr aus. Das Einkaufszentrum hat sich darum bereiterklärt, für die Freitagsgebete in diesem Monat einen Teil des überdachten Parkdecks zur Verfügung zu stellen. Der Bereich werde dafür für Autos gesperrt und mit Teppichen hergerichtet, hieß es.
Flüchtlingszüge sollen von Österreich nach NRW fahren
Von Freitag an sollen täglich zwei Sonderzüge mit Flüchtlingen nach Nordrhein-Westfalen fahren, wie die Regierung von Oberbayern mitteilt. Ausgangspunkt der Züge ist demnach Salzburg oder Wien, als Endbahnhöfe kommen Dortmund oder Düsseldorf infrage. Möglicherweise würden die Züge auch von München aus abfahren.
Schlägerei bei Essenausgabe in Flüchtlingsheim
Bei einer Schlägerei während der Essenausgabe sind in der Landesaufnahmebehörde für Flüchtlinge in Osnabrück drei Menschen leicht verletzt worden. Laut Polizei war es zu einem Streit zwischen zwei Gruppen unterschiedlicher Nationalitäten gekommen. Worum es dabei genau ging, habe sich nicht klären lassen, sagte Polizeisprecherin Mareike Kocar.
Flüchtlinge reisen mit Fähre nach Schweden
Etwa 200 Flüchtlinge sind am Donnerstagabend mit einer Fähre der Stena Line von Kiel nach Göteborg in Schweden abgereist. Für etwa 50 Flüchtlinge, die kein Geld mehr hatten, bezahlten die deutschen Behörden die Tickets, teilte die Polizei in Kiel mit. 150 Flüchtlinge war mit Bussen aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Boostedt (Kreis Segeberg) nach Kiel gebracht worden. Dorthin waren sie am Vorabend von Flensburg aus gebracht worden. Rund 50 Flüchtlinge kamen selbstständig zum Kieler Fährterminal, um ebenfalls die Fähre nach Schweden zu nehmen. Am Terminal herrschte eine ruhige Atmosphäre. „Das ist alles ziemlich problemlos gelaufen“, sagte ein Polizeisprecher.
Die Reise der Flüchtlinge in Richtung Skandinavien war in Flensburg gestoppt worden, weil die dänische Bahn zuvor auf Anweisung der Polizei angesichts Hunderter ankommender Flüchtlinge den Zugverkehr zwischen Deutschland und Dänemark vorübergehend eingestellt hatte.
Jugendliche verprügeln Flüchtlingsjungen
In Potsdam ist ein 14 Jahre alter Syrer von drei Jugendlichen angegriffen und verprügelt worden. Wie die Polizei mitteilte, war der Flüchtlingsjunge am Mittwochabend im Potsdamer Stadtgebiet unterwegs, als er von den Drei nach seiner Herkunft gefragt wurde. Als er erklärte, er sei Araber, wurde er rassistisch beleidigt. Einer aus der Gruppe prügelte sofort auf den 14-Jährigen ein. Dieser brach unter Schmerzen zusammen. Am Boden liegend trat der Angreifer weiter auf sein Opfer ein. Anschließend ergriffen die Jugendlichen, darunter zwei Mädchen, die Flucht. Die Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen.
Flüchtlinge nutzen Mecklenburg als Fluchtweg nach Schweden
Nach der zeitweisen Unterbrechung des Zugverkehrs zwischen Deutschland und Dänemark haben Flüchtlinge zunehmend Mecklenburg-Vorpommern als Transitweg nach Schweden genutzt. Bis zum Nachmittag kamen in Rostock rund 200 Flüchtlinge mit Zügen aus Hamburg an, wo ehrenamtliche Helfer die Flüchtlinge empfingen und zum Seehafen begleiteten.
Ermittlungen gegen Reporterin wegen Angriffs auf Flüchtlinge
Gegen die Kamerafrau, die Flüchtlinge an der ungarisch-serbischen Grenze angegriffen haben soll, laufen Ermittlungen. Das teilte die Staatsanwaltschaft im südostungarischen Szeged mit. Vorläufig werde die Frau nur der Randale verdächtigt. Jedoch sei es möglich, dass der Fall im Verlauf der Ermittlungen als schwerere Straftat eingeordnet werde, erklärten die Ankläger. Die zwei kleinen links-liberalen Parteien DK (Demokratische Koalition) und PM (Dialog für Ungarn) hatten die Frau angezeigt.
Im Internet veröffentlichte Videos von dem Angriff hatten weit über Ungarn hinaus für Empörung gesorgt. Auf den Bildern ist zu sehen, wie die Kamerafrau einem Flüchtling ein Bein stellt, der mit einem Kind im Arm über ein Feld läuft - zusammen mit anderen Migranten. Anschließend ist zu sehen, wie der Mann samt Kind zu Boden fällt. Ein weiteres Video zeigt, wie dieselbe Kamerafrau einem laufenden Flüchtlingskind gegen das Schienbein tritt. Die Reporterin wurde inzwischen von ihrem Arbeitgeber, dem privaten ungarischen Internet-Sender N1 TV, wegen dieser Vorgänge entlassen. Der Sender steht der rechtsradikalen ungarischen Partei Jobbik nahe, die konsequent gegen Flüchtlinge Stimmung macht.
Deutsche Bahn will Flüchtlinge ausbilden
Die Deutsche Bahn AG will nach Deutschland kommende Flüchtlinge im Rahmen zweier Projekte ausbilden. „Zum einen wollen wir gemeinsam mit Partnern eine Ausbildungsklasse für erwachsene Flüchtlinge schaffen, die bereits in ihrer Heimat einen elektrotechnischen Beruf erlernt haben" sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, dem Hamburger Abendblatt. „Und wir bereiten ein Pilotprojekt Chance plus für junge Flüchtlinge vor. Vorbild ist das gleichnamige Programm, in dem wir schon seit Jahren Jugendliche auf eine Ausbildung bei der Bahn vorbereiten“, ergänzte der Bahn-Chef.
*Lesen Sie ein ausführliches Interview mit Bahn-Chef Grube in der Freitagsausgabe des Hamburger Abendblatts.
Flüchtlings-Protest gegen Asyl in Dänemark verwundert Regierungschef
Der dänische Regierungschef Lars Løkke Rasmussen hat sich überrascht geäußert, dass nicht mehr Flüchtlinge in Dänemark bleiben wollen. „Ich kann die Menschen nicht dazu zwingen, Asyl in Dänemark zu suchen. Aber man kann vielleicht eine gewisse Verwunderung darüber ausdrücken, dass sie es nicht tun“, sagte Løkke Rasmussen am Donnerstag nach einem Krisentreffen mit den anderen Parteichefs seines Landes. „Wenn man vor Krieg und Auseinandersetzung geflohen ist und nach Dänemark kommt, glaubt man doch, dass man hier ein Land findet, dass sicher und ein gutes Land zum Leben ist.“
Von den rund 3200 Menschen, die seit Sonntag in Dänemark angekommen seien, hätten rund 670 Asyl in Dänemark gesucht, sagte der Ministerpräsident. Die meisten wollten weiter nach Schweden, weil sie dort auf bessere Bedingungen für Asylbewerber hoffen. Weil sie sich in Dänemark nicht registrieren lassen wollten, hatten sich viele tagelang geweigert, aus den Zügen auszusteigen, mit denen sie aus Deutschland gekommen waren. Dänemark versucht mit einer harten Ausländerpolitik, die Zahl der Flüchtlinge zu reduzieren.
Österreich stellt Zugverkehr nach Ungarn ein
Die Österreichischen Bundesbahnen haben wegen der Überlastung von Zügen aus Ungarn den Verkehr in das Nachbarland am Mittag vorübergehend eingestellt. Betroffen seien Fernzüge zwischen Wien und Budapest und grenzüberschreitende Regionalzüge. Freiwillige und Busunternehmer sollten keine Flüchtlinge mehr an die Bahnhöfe bringen. "Eine geordnete Abwicklung der aktuellen Situation kann sonst nicht mehr gewährleistet werden."
In Österreich kamen am Grenzübergang Nickelsdorf und an den Wiener Bahnhöfen bis zum Mittag rund 6000 Flüchtlinge aus Ungarn an. Weil das die Kapazitäten der österreichischen Bahn übersteige, würden zur Weiterfahrt Richtung Deutschland verstärkt auch Busse eingesetzt, sagt ein Sprecher des Innenministeriums in Wien.
Merkel fordert schnelle Vermittlung von Jobs
Kanzlerin Angela Merkel forderte bei ihrem Besuch einer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Berlin eine rasche Integration der in Deutschland asylberechtigten Menschen. Nach Klärung ihres Aufenthaltsstatus sollten diese schnellstmöglich an die Bundesagentur für Arbeit und in Jobs vermittelt werden.
Trotz der „ganz besonderen, schwierigen Bedingungen“ würden die Mitarbeiter im BAMF zeigen, „dass jedes Schicksal auch ernst genommen wird“, sagte Merkel. In der Awo-Erstaufnahme habe sie beeindruckt, „mit wie viel Liebe und Zuneigung die Flüchtlinge hier auch beherbergt werden“.
Experten warnen: Flüchtlingskinder sexuellem Missbrauch ausgesetzt
Kinder auf der Flucht leiden nicht nur mehr als Erwachsene, ihnen droht unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft auch sexueller Missbrauch. Davor haben Kinderhilfsorganisationen bei einer Fachtagung in Würzburg gewarnt. Viele Kinder würden auf der meist lebensgefährlichen Reise ihre Familien verlieren und seien damit Schleppern oft schutzlos ausgeliefert. „Es ist gar nicht selten, dass Schlepper sexuellen Missbrauch betreiben. Weiterkommen nur gegen Sex“, sagte auch Jörg Fegert, ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums in Ulm.
Die Mehrheit der Kinder hat Experten zufolge erst in der Heimat und später auch auf der Flucht traumatische Erlebnisse gehabt. Eine Studie der Technischen Universität München kommt zu dem Schluss: Rund ein Drittel aller Flüchtlingskinder leiden an einer psychischen Belastung, jedes fünfte an einer posttraumatischen Belastungsstörung. „Umso wichtiger ist es, dass wir hier alles dafür tun, dass sie hier in Deutschland nicht weitere Traumata erleben“, sagte Johannes-Wilhelm Rörig, der Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs.
Der Missbrauchs-Experte fürchtet, dass die Jungen und Mädchen in den zentralen Unterkünften weiteren problematischen Erlebnissen ausgesetzt sein könnten, weil sie dort nicht ausreichend vor sexuellen Übergriffen geschützt sind. Die Abläufe in Zeltlagern, Gemeinschaftsunterkünften und Kasernen seien oft sehr ungeordnet und dynamisch. „Meine größte Angst ist, dass unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft Pädosexuelle versuchen könnten, Kontakt zu Kindern aufzunehmen.“
Es müsse deshalb schnell Mindeststandards in den Unterkünften geben, die schon jetzt für Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Sportvereine gelten. „Flüchtlingsunterkünfte dürfen kein Tatort für sexuelle Übergriffe werden“, fordert Rörig. Nach Geschlecht getrennte, abschließbare Toiletten und Waschräume, erweiterte Führungszeugnisse der Helfer, klar erkennbare Beschwerdemöglichkeiten für die Flüchtlinge und auf das Thema sensibilisierte Helfer seien nur einige Bestandteile des Schutzkonzeptes.
Niedersachsens Ministerpräsident lobt Flüchtlingsengagement
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat den Umgang mit der Flüchtlingskrise als Nagelprobe für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland bezeichnet. In seiner Regierungserklärung während einer Sondersitzung des Landtags betonte der SPD-Politiker am Donnerstag in Hannover, auf dem Spiel stehe mehr als die Aufnahme von Flüchtlingen: „Es geht auch um uns, um die Zukunft unserer Gesellschaft.“
Alle Redner im Landtag würdigten das ehrenamtliche Engagement Tausender Flüchtlingshelfer. Weil: „Diese Bürgerinnen und Bürger sind die stillen Helden des Sommers 2015, sie sind die besten Botschafterinnen und Botschafter unseres Landes.“
Kritik aus Argentinien an Flüchtlingspolitik
Die argentinische Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner kritisiert die Flüchtlingspolitik der EU und der Bundesregierung scharf. „Ich möchte nicht diesen Ländern des Nordens ähneln, die Einwanderer abschieben und Kinder am Strand ertrinken lassen“, sagte die Präsidentin am Donnerstag. „Ich möchte niemandem ähneln, der einem 15-jährigen Mädchen sagt, es könne nicht dort zur Schule gehen, wo es lebt, und müsse gehen“, sagte Kirchner, die Argentinien als Einwandererland bezeichnete.
Kirchner bezog sich offenbar auf das Bild eines ertrunkenen syrischen Flüchtlingsjungen am Strand im türkischen Bodrum und auf einen Austausch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der jungen Palästinenserin Reem vor zwei Monaten in Rostock. Das Treffen sorgte unter anderem unter dem Hashtag #merkelstreichelt für Aufsehen im Netz. Die Kanzlerin musste sich jede Menge Spott gefallen lassen und bekam von Kritikern Kaltherzigkeit vorgeworfen.
3,5 Millionen Euro für Unterstützung ehrenamtlicher Helfer
Mit 3,5 Millionen Euro unterstützt die Bundesintegrationsbeauftragte Aydan Özoğuz (SPD) ehrenamtliche Arbeit für Flüchtlinge in Deutschland. Diese Anschubfinanzierung solle helfen, dieses und nächstes Jahr Ehrenamtliche von den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege zu qualifizieren und Flüchtlingsprojekte vor Ort zu fördern, sagte die Staatsministerin am Donnerstag beim Besuch eines entsprechenden Projekts in Berlin.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) rief unterdessen die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft am Vormittag dazu auf, die Chancen durch den großen Zustrom von Flüchtlingen und Asylbewerbern zu nutzen. "Schaffen wir es, die Menschen, die zu uns kommen, schnell auszubilden, weiterzubilden und in Arbeit zu bringen, dann lösen wir eines unserer größten Probleme", sagte er in der Haushaltsdebatte des Bundestages mit Blick auf den Fachkräftemangel.
Weitere Züge erreichen Österreich, Irland nimmt mehr Flüchtlinge auf
Und auch in anderen europäischen Ländern verliert die Flüchtlingskrise nicht an Dynamik: In Wien trafen nach Angaben der österreichischen Polizei am Vormittag knapp 2000 Flüchtlinge in Zügen aus Ungarn am Westbahnhof ein.
Irland erklärt sich unterdessen bereit, 2900 Flüchtlinge mehr aufzunehmen als bislang geplant. Damit könnten nach den Worten von Justizministerin Frances Fitzgerald bis zu 4000 Asylbewerber in das Land kommen.
Flensburger Bahnhof leert sich vorerst: Weiterer Zug erwartet
Die meisten Flüchtlinge haben den Flensburger Bahnhof inzwischen verlassen. Während rund 100 Menschen in Zügen nach Dänemark weiterreisten, brach ein Teil der Flüchtlinge in Richtung Kiel auf. Sie wollen vermutlich mit per Schiff nach Schweden.
Mehrere Dutzend Freiwillige sammelten am Donnerstagvormittag am Flensburger Bahnhof große Mengen an Kleidungs- und Lebensmittelspenden für die Flüchtlinge ein. „Was beispielsweise an Decken noch genutzt werden kann, lagern wir ein“, sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Simone Lange. Sie ist auch Sprecherin des Bündnisses für ein buntes Flensburg. „Wir sind dankbar für die Hilfsbereitschaft.“
Zahlreiche Menschen hatten am Mittwoch so viele Spenden gebracht, dass in der Nacht zum Donnerstag bereits Kleidung in zwei Bussen aufbewahrt werden musste. Hunderte Wasserflaschen, Windelpakete und etliche Nahrungsmittel blieben am Donnerstag nach der Weiterreise der Flüchtlinge in Flensburg übrig. „Ich bitte alle, weiter so hilfsbereit zu bleiben“, sagte Lange. Am frühen Donnerstagnachmittag wird ein weiterer Fernzug aus dem Süden mit Flüchtlingen in Flensburg erwartet.
Autofahrer bringen Flüchtlinge von Dänemark nach Schweden
Die dänische Polizei hat in der Nacht zum Donnerstag rund 240 Flüchtlinge aus der Stadt Rødby auf der Insel Lolland weiterreisen lassen. „Sie konnten den Zug hier aus Rødby nehmen“, sagte ein Polizeisprecher. In Rødby waren am Mittwoch Hunderte Menschen in Zügen auf Fähren von der Insel Fehmarn angekommen. Viele von ihnen hatten sich geweigert, die Züge zu verlassen, um nicht in Dänemark als Asylbewerber registriert zu werden. Die meisten wollen weiter nach Schweden reisen, weil sie dort auf bessere Bedingungen für Flüchtlinge hoffen.
Rund 300 Menschen befänden sich noch in einer Unterkunft in Rødby, sagte der Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. „Manche werden von hier aus im Laufe des Vormittags aufbrechen.“ Fernsehberichten zufolge nahmen in Rødby viele Autofahrer Flüchtlinge mit Richtung Norden.
Handzettel mit Reisetipps für Flüchtlinge im Umlauf
Am Flensburger Bahnhof kursieren Handzettel mit Reisetipps für Flüchtlinge, die weiter nach Skandinavien wollen. Darin wird den Menschen empfohlen, nicht Dänemark zu passieren, sondern per Schiff direkt nach Schweden zu reisen. Die dänische Polizei registriere die Flüchtlinge, heißt es auf dem Flyer - und dann könnte nur noch in Dänemark Asyl beantragt werden. Stattdessen sollten die Flüchtlinge Fähren von Kiel nach Göteborg, von Rostock nach Trelleborg und von Sassnitz auf Rügen nach Trelleborg nutzen, heißt es in den Handzetteln. Wer den Flyer veröffentlicht hat, blieb unklar.
Kanzlerin an Berliner Flüchtlingseinrichtung mit Applaus empfangen
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Donnerstag zum Besuch einer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge im Berliner Bezirk Spandau eingetroffen. Dort wurde sie von Flüchtlingen mit Applaus begrüßt.
Die Kanzlerin besucht auch eine Erstaufnahmeeinrichtung. Anschließend will sie in der Ferdinand-Freiligrath-Schule im Stadtteil Kreuzberg Schüler einer sogenannten Willkommensklasse treffen. Solche Klassen sind für Flüchtlingskinder gedacht, die noch kein Deutsch sprechen.
Weiter keine Züge zwischen Puttgarden und Dänemark
Auf der Vogelfluglinie nach Dänemark über Puttgarden sind weiter keine Züge unterwegs. Die Bahnen könnten nicht auf die Fähren von Puttgarden nach Rødby fahren, weil die dänische Bahngesellschaft DSB der Deutschen Bahn die Züge nicht abnehme, sagte eine Bahnsprecherin am Donnerstag. Wann der Zugverkehr auf der Vogelfluglinie wieder aufgenommen wird, stehe noch nicht fest. Die dänische Polizei hatte in den vergangenen Tagen mehrere aus Deutschland kommende Züge mit Flüchtlingen gestoppt. Der Zugverkehr zwischen Flensburg und Dänemark läuft dagegen seit Donnerstagmorgen wieder.
Erste Züge mit Flüchtlingen verlassen Flensburg
Der grenzüberschreitende Zugverkehr mit Dänemark ist am Donnerstagmorgen wieder aufgenommen worden. Ein erster Zug mit Flüchtlingen verließ um kurz nach 7 Uhr Flensburg in Richtung Dänemark. Am Grenzbahnhof in Padborg kontrollierten Dutzende Polizisten die Menschen. Die rund 50 Flüchtlinge seien zu ihren Reisezielen befragt worden, anschließend durfte der Zug in Richtung Kopenhagen weiterfahren, sagte ein Sprecher in Padborg. Auch ein zweiter Zug startete am Morgen mit weiteren Flüchtlingen an Bord.
Die dänische Bahn rechnet damit, dass im Tagesverlauf weitere Züge über die Grenze bei Flensburg und Padborg rollen, teilte das Unternehmen mit. Auch die Intercity-Züge sollen wieder die gesamte Strecke zwischen Flensburg und Kopenhagen befahren. Die Autobahn, die Dänemark mit Deutschland verbindet, ist seit dem Morgen ebenfalls wieder offen.
In Flensburg verbrachten rund 100 Flüchtlinge die Nacht in der Bahnhofshalle. Flensburger hatten ihnen Decken, Essen und Kleidung vorbeigebracht. Der Zugverkehr war am Mittwoch eingestellt, zahlreiche Flüchtlinge auf ihrem Weg gen Norden an der Grenze gestoppt worden.