Wenn die Felder abgeerntet sind, feiern die Bauern traditionell Erntedankfest. Und in diesem Jahr haben sie besonderen Grund zum Feiern. Aber die Preise machen ihnen Sorge. Bischöfin Kirsten Fehrs: „Erntedank ist keineswegs ein Fest nur für das Land.“

Mit Gottesdiensten, Festumzügen und Bauernmärkten wird am Sonntag in vielen Kirchengemeinden Erntedank gefeiert. Unter dem Motto „Genug für Alle“ findet das zentrale Landeserntedankfest in Schleswig-Holstein in diesem Jahr in Glückstadt im Kreis Steinburg statt. Die Hamburger treffen sich Vormittags in der Hauptkirche St. Katharinen und am Nachmittag in Deutschlands einziger schwimmenden Kirche - der Flussschifferkirche im Hafenmuseum. In Mecklenburg-Vorpommern wird das Landeserntedankfest in Neu Kaliß im Landkreis Ludwigslust-Parchim gefeiert.

Das Erntedankfest sollte nach den Worten von Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs insbesondere in der Stadt gefeiert werden. „Erntedank ist ja keineswegs ein Fest nur für das Land“, sagte Fehrs am Sonnabend beim zentralen Erntedankfest in der Hauptkirche St. Petri. Erntedank erinnere an die Grundlagen menschlicher Existenz. Diese Grundlagen müssten durch achtsamen Umgang mit Lebensmitteln und einer sorgsamen Wirtschaftsweise bewahrt werden. Zuvor hatte der Hamburger Landfrauenverband der Bischöfin die Erntekrone übergeben.

Auftakt des Festes in Schleswig-Holstein ist ein Umzug mit großer Erntekrone, festlich geschmückten Wagen, alten Traktoren und Landfrauen in alten Trachten. Der anschließende Gottesdienst in der Stadtkirche wird erstmals ökumenisch gefeiert und außerdem auf eine Videoleinwand auf den Marktplatz übertragen. Grußworte sprechen Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bauernverbandspräsident Werner Schwarz.

Das Landeserntedankfest Mecklenburg-Vorpommern startet mit einem Erntedankgottesdienst in der Johanneskirche in Neu Kaliß, bevor ein großer Festumzug mit Pferdegespannen und Erntewagen startet. Parallel werden auf einem Bauernmarkt regionale Produkte angeboten. Die Veranstaltung steht dort unter dem Motto „Starker Ort mit starken Bauern“. Die Predigt in der Johanneskirche wird der Schweriner Bischof Andreas von Maltzahn halten. Schon in seinem Grußwort zum Landeserntedankfest betont der Bischof, dass es erneut allen Grund gebe, Dank zu sagen für die Ernte. „Die Mühe war nicht umsonst. Gott hat seinen Segen nicht verwehrt. Die harte Arbeit vieler Menschen hat Früchte getragen. Darum feiern wir Erntedank“, erklärte von Maltzahn.

Zugleich mahnte er, angesichts der Überfülle in den heimischen Regalen nicht zu vergessen, etwas gegen den Hunger in der Welt zu tun: „Wenn wir uns nicht um gerechtere Verhältnisse bemühen, dann verlieren wir unsere Menschlichkeit. Dankbarkeit, Dank zu sagen, ist ein wichtiger Schritt zur Achtsamkeit, die uns menschlich leben lässt - in Verantwortung füreinander, im Achten aufeinander“, so Maltzahn.

Für das Erntedankfest gibt es keinen einheitlichen Termin. Die überwiegende Mehrheit der christlichen Gemeinden feiert es am ersten Sonntag im Oktober. Regional wird das Fest nach evangelischer Tradition auch am ersten Sonntag nach Michaelis (29. September) gefeiert. Das Erntedankfest gibt es schon länger als das Christentum. Es wurde ursprünglich mit einem Dankopfer nach der Ernte begangen. Unsere Ahnen feierten es zur Tag und Nachtgleiche im Herbst.

Norddeutschlands Landwirte können mit der diesjährigen Ernte zufrieden sein. Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern haben nach Einschätzung ihres Landwirtschaftsministers Till Backhaus (SPD) in diesem Jahr „eine sensationell gute Ernte eingefahren“. Bei vielen Feldfrüchten fuhren sie Rekordernten ein. So erreichte der durchschnittliche Ertrag bei Getreide mit 83,7 Dezitonnen pro Hektar einen neuen Spitzenwert. Auch mit den Ergebnissen beim Raps oder bei den Zuckerrüben können sich die Landwirte zufrieden zeigen.

Auch Schleswig-Holsteins Bauern feiern nach Angaben der Landwirtschaftskammer eine gute Ernte 2014: Während auf den Mais- und Kartoffel-Feldern gute Erträge wuchsen, fiel die Getreide- und Rapsernte in diesem Jahr sogar außergewöhnlich gut aus, sagt Kammersprecherin Isa-Maria Kuhn.Auch die Apfelbauern erwarten nach Einschätzung vom Obstbauberatungsring Altes Land in diesem Jahr eine „außerordentlich hohe“ Ernte.

Die Freude über die Rekordernte in diesem Jahr hat sich für die Bauern aber auch schon eingetrübt. Die hohen Erntemengen ließen die Erzeugerpreise purzeln. Zudem sorgen Handelsbeschränkungen mit Russland für Absatzschwierigkeiten unter anderem für Käse und Obst. Der deutsche Handel senkte daraufhin die Preise für Milchprodukte.