Das Elbschifffahrtsmuseum in Lauenburg ist seit vier Jahren eine Baustelle. Die Kosten der Sanierung belaufen sich auf 3,8 Millionen Euro. Museum wird zum multimedialen Geschichtserlebnis.
Lauenburg. Die Modelle der Frachtsegler stehen zwischen Farbtöpfen und Malerdecken. Auf den abgeschliffenen Holzdielen steht der Anzeigenkasten für den Wasserstand am Pegel Hohnstorf. Und daneben liegt das auseinandergebaute Modell eines Binnenschiffs ohne Kajütdach. Wie in einer Puppenstube ist zu sehen, wie es auf so einem Schiff unter Deck aussehen kann. Das Elbschifffahrtsmuseum in Lauenburg ist seit vier Jahren eine Baustelle. Aber nicht mehr lange: Am Sonnabend, 27. September wird das Museum als multimediales Geschichtserlebnis wieder eröffnet.
„Hier entsteht ein Leuchtturm“, sagt Bürgermeister Andreas Thiede. Die frühere Ausstellung sei aus den 60er-Jahren und damit nicht mehr zeitgemäß gewesen. Deshalb wurden das Haus von 1743 an der Elbstraße 59 und das dahinter liegende Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert umfassend saniert und trotz der kleinen und niedrigen Räume als modernes Museum hergerichtet. 2,5 Millionen Euro kamen von Bund, Land und EU, 1,3 Millionen Euro ließ sich die Stadt Lauenburg das Projekt kosten. „Die Einheimischen warten auf die Wiedereröffnung“, weiß der Bürgermeister, „denn das Museum gehört zur Perlenkette in der Altstadt am Elbufer.“
Für die moderne Gestaltung und Präsentation der Schiffstypen, Motorisierungen, Mannschaften und Modelle auf 600 Quadratmetern ist der Lüneburger Museumsplaner Uwe Franzen verantwortlich. „Früher war die Ausstellung sehr techniklastig“, sagt Franzen. „Die neue Schau wird unter dem Leitmotiv ‚Mensch - Modell - Maschine‘ präsentiert.“ Die Menschen, die die Maschinen und Schiffstypen erdacht, gebaut und bedient haben, rücken künftig in den Fokus der Betrachtungen. Die damals schweren Arbeits- und Lebensbedingungen beim Schiffbau und in der Schifffahrt sollen so den Museumsbesuchern nahegebracht werden.
Die Vitrinen, die zahlreiche Modelle beherbergen, werden neu gestaltet und können von den Besuchern selbst beleuchtet werden. Auf Bildschirmen werden drei bis fünf Minuten lange Filme laufen, die das jeweilige Thema vertiefen. Und wer noch mehr wissen möchte, kann sich an einen Monitor setzen und per Touchscreen Fotos ansehen oder weiterführende Texte lesen.
So widmet sich zum Beispiel ein Raum der heute nahezu vergessenen Kettenschifffahrt. „Zwischen 1870 und 1890 war das Hightech und Konkurrenz zur Eisenbahn im Transportgeschäft“, erläutert Franzen. Die Kette lag durchgehend, den Flusswindungen folgend, in der Mitte der Elbe. Ein einzelnes mit einer Dampfmaschine angetriebenes Kettenschleppschiff konnte viele antriebslose Binnenschiffe – sogenannte Schleppkähne – kostengünstig ziehen. Die Kette wurde von mittschiffs auf dem Deck angebrachten und von per Dampfmaschine angetriebenen Kettentrommeln über das Schiff gezogen, wobei die Kette über das Vorschiff aus dem Wasser gehoben wurde, über das Deck des Dampfers lief und hinten im Fluss wieder versank.
In einem anderen Raum liegt auf dem Boden eine Karte der Elbe von der Quelle im Riesengebirge bis zur Mündung in die Deutsche Bucht vor Cuxhaven. Sie ist begehbar, zeigt den Verlauf des Flusses und die Historie der Ufer. Heute sind es mit Deutschland und Tschechien zwei Anrainerstaaten. Vor 150 Jahren waren es zehn, die verschiedene Zölle einforderten oder Stapelrechte geltend machten. „Wir wollen den Strom als Ganzes betrachten und nicht nur Lauenburger Nabelschau betreiben“, sagt Planer Franzen.
Besonderer Anziehungspunkt ist und bleibt der Maschinenkeller, wo Dampfmaschinen und Dieselmotoren unterschiedlicher Bauart gezeigt werden. Darunter befindet sich eine grüne, stehende Dampfmaschine von 1910, das rund 150 Jahre alte Seitenschaufelrad eines tschechischen Dampfers oder ein schwarzer Diesel, 1930 bei Hitzler in Lauenburg gebaut. Diese Sammlung ist in ihrer Art einzigartig in Deutschland und in Fachkreisen sehr bekannt.
Zur Wiedereröffnung plant die Stadt Lauenburg ein großes Fest. Eine wichtige Rolle wird dabei der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ spielen, denn er ist einer der letzten noch fahrenden, kohlebefeuerten Dampfer und wohl das wertvollste Exponat des Museums.