Die „Cruise Days“ finden auch in anderen Hafenstädten Europas großen Anklang. Neben Amsterdam und Kopenhagen denkt aktuell die spanische Metropole Barcelona über eine derartige Veranstaltung nach.

Hamburg. Feiner, kleiner, lieber: Die „Cruise Days“, die am Sonnabend Abend mit der Schiffsparade auf ihren Höhepunkt zusteuern, sind zwar kein so großes Volksfest wie der Hafengeburtstag. Aber das Konzept des maritimen Events stößt in europäischen Hafenstädten zunehmend auf Interesse. Wie Thorsten Kausch, Geschäftsführer des Hamburg Convention Bureaus, am Sonnabend dem Abendblatt sagte, interessiert sich derzeit die spanische Metropole Barcelona für das Konzept der Cruise Days. Josep Rojas, Kreuzfahrtbeauftragter der Tourismusabteilung in der katalonischen Stadt, besucht gegenwärtig die Hansestadt und die „Cruise Days“.

Für die Veranstaltung im nächsten Jahr hätten Kopenhagen und Amsterdam Interesse angemeldet, sagte Kausch. "Sie alle wollen wissen, wie wir es geschafft haben, mit dem Blue Port eine so erfolgreiche Veranstaltung zu inszenieren", sagte Kausch. Am wichtigsten sei es, eine gute Idee zu haben und etwas zu finden, was eine Stadt für Kreuzfahrtschiffe interessant mache. "Die „Cruise Days“ bieten den Reedereien eine Bühne." Gewiss, fügte Kausch hinzu, würden auch andere Destinationen von mehr als vier Kreuzfahrtschiffen gleichzeitig angelaufen. "Aber sie machen einfach nichts daraus." Die Stadt Hamburg unterstützt die „Cruise Days“ über das Convention Bureau mit 150.000 Euro.

Der Kreuzfahrt-Sonnabend startete in der Fischauktionshalle mit einer Kreuzfahrtmesse. Hier präsentierten auch kleinere Reedereien wie Polarkreuzfahrten und Plantours ihre Kataloge. An der Überseebrücke hatte am Morgen die MS "Europa", das nach dem Berlitz-Cruise-Guide weltweit beste Kreuzfahrtschiff, festgemacht. Sternekochlegende Dieter Müller, der auf dem Schiff ein eigenes Restaurant betreibt und gut 70 Tage im Jahr an Bord ist, servierte seinen Gästen vor der Kulisse der Hafencity Bio-Ei, Spinatpüree, Pilze, Nussbutterespuma und australische Trüffel. Kapitän Olaf Hartmann nahm sich die Zeit, mit den Gästen zu speisen. Und lobte Hamburg. "Die Hansestadt hat zwar erst spät die Bedeutung der Kreuzfahrten erkannt. Aber jetzt hat sie es geschafft." Die „Cruise Days“ seien gerade mit dem Blue Port ein Event, das viele Menschen fasziniert. Die nächste Reise der "Europa " führt nach Helgoland und Sylt.

Derweil hatte am Sonnabend auf der MS Deutschland, dem ZDF-Traumschiff, Hotelmanager Oliver Schulz, 36, alle Hände voll zu tun. Eben war eine Nordlandreise zu Ende gegangenen und nun kamen neuen Passagiere an Bord. Am Sonntag wird das Traumschiff in Hamburg rund 80 Tonnen Proviant, inklusive Trinkwasser, aufnehmen. Das soll für rund 17 Tage reichen. Die Besonderheit in Hamburg: "Hier versorgen wir uns mit frischen Fisch. In Norwegen ist er viel zu teuer."

Höhepunkt der Cruise Days am Abend

Bis es soweit ist, nähert sich das Kreuzfahrt-Treffen jedoch erstmal seinem Höhepunkt: Im Hafen haben im Laufe des Sonnabend vier Kreuzfahrtschiffe festgemacht, die am Abend zu einer Schiffsparade aufbrechen sollten. Gekommen waren dazu die „Europa“, die „Aidastella“, die „Deutschland“ und die „MSC Magnifica“. Traditionell sollten sie abends elbabwärts von unzähligen Beibooten begleitet werden. Im blau illuminierten Hafen war zudem ein Feuerwerk geplant, das sich auch rund 10.000 Besucher der Sommertour von NDR 90,3 und dem „Hamburg Journal“ nicht entgehen lassen wollen.

Zum Start des Spektakels hatten die Organisatoren einen Besucherrekord für den Premierentag verzeichnet. Nach Polizeiangaben strömten rund 180.000 Zuschauer am Freitagabend in den Hafen. „Wir erwarten noch mehr Zuschauer als gestern“, sagte Veranstalterin Katja Derow vor der Schiffsparade am Samstagabend. Die Begeisterung der Hamburger für die Kreuzschifffahrt sei ungebrochen. Das mache es für die Reedereien immer wieder besonders, die Hansestadt anzulaufen.

„Wir müssen die Schiffe in eine Linie bekommen“, beschrieb Hamburgs Hafenkapitän Jörg Pollmann die Manövrierkunst auf der Elbe und in den Hafenbecken. Von den unterschiedlichen Liegeplätzen aus sollten die vier Kreuzfahrtschiffe, der Museumsfrachter „Cap San Diego“ sowie zum Schluss ein Schwimmkran in Position gebracht werden. Eine Nautikerin sollte das Oberkommando über die „Perlenkette“ haben.

„Der Star sind die Schiffe“, hatte Thorsten Kausch vom Hamburg Convention Bureau bei der Präsentation der Veranstaltung gesagt. Für Sonntag ist noch der Besuch eines weiteren Aida-Schiffes vorgesehen, das danach mit seinen Passagieren auf Nordeuropa-Tour gehen soll.

Das Kreuzfahrt-Spektakel „Cruise Days“ hatte am Freitag mit dem Eintreffen eines ersten Kreuzfahrtschiffs begonnen. An Land war ein dreitägiges Unterhaltungsprogramm entlang der Hafenkante gestartet. Auf vier Kilometern zwischen den Kreuzfahrtterminals in der Hafencity und im Stadtteil Altona gab es auch in diesem Jahr Musik und Tanz, Kunst- und Handwerkermärkte sowie Stände für Essen und Trinken.

Hamburg gehört zu den Kreuzfahrt-Hot-Spots Europas

Wie eine Abendblatt-Umfrage unter den beteiligten Reedereien ergab, steht Hamburg inzwischen ganz oben auf der Rangliste europäischer Destinationen. „Hamburg gehört zu den Kreuzfahrt-Hot-Spots Europas“, sagt Frank Thüringer, Geschäftsführer der Deilmann-Reederei mit der „Deutschland“. Weil so viele Gäste aus aller Welt zu erwarten seien, nehme die „Deutschland“ bereits zum vierten Mal an diesem maritimen Ereignis teil. Die Cruise Days, sagt Karl J. Pojer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten („Europa“), „locken viele Menschen an und sind eine gelungene Bühne für Kreuzfahrtschiffe.“ Und Michael Ungerer, President von AIDA Cruises mit Sitz in Rostock, sagt: „Wir sind gern mit dabei, denn Veranstaltungen wie diese werden noch mehr Menschen für die schönste Urlaubsform Kreuzfahrt begeistern.“

Die Reederei beschert der Hansestadt in diesem 58 Anläufe. Die gesamte Branche bringt Hamburg nach Berechnungen der Handelskammer eine jährliche Wertschöpfung von 270 Millionen Euro. Direkt an der Hafenkante können die Besucher ein bisschen Kreuzfahrtfeeling schnuppern. Am Sonnabend steht die Kreuzfahrten-Messe in der Fischauktionshalle auf dem Programm, auf der sich 20 Reedereien und Anbieter präsentieren werden.

Der NDR ist mit seiner diesjährigen Sommertour präsent und bietet auf dem Landungsbrückenvorplatz am Sonnabend das kostenlose Konzert mit der Erfolgsband Santiano. „Unsere größte Herausforderung war es, die passenden Partner für die verschiedenen Themenbereiche zu finden“, sagt Veranstalter Uwe Bergmann. Eine weitere wichtige Aufgabe sei die Sicherheit. „Wir betreiben immens viel Aufwand, um den hohen Sicherheitsanforderungen zu genügen. An dieser Stelle darf es keine Kompromisse geben.“ (dpa/esh)