Eineinhalb Jahre nach der Insolvenz des P+S-Werftenverbunds steht die Entscheidung, wie es mit dem traditionsreichen Schiffbaubetrieb in Stralsund weitergehen soll, unmittelbar bevor. Fristen sind gesetzt. Das Land als Gläubiger tut sich schwer.

Schwerin/Stralsund. Die Schweriner Landesregierung hat ihre Entscheidung zum Verkauf der insolventen Stralsunder P+S-Werft erneut aufgeschoben. „Es sind neue Fragen aufgetreten, die nun beantwortet werden müssen“, sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) am Dienstag nach der knapp zweistündigen Kabinettssitzung. Zuvor hatte er die Ministerrunde über die Kaufangebote für die Werft sowie die beiden noch nicht fertiggestellten Fähren informiert. Glawe wollte sich nicht dazu äußern, worin die Hinderungsgründe für das längst erwartete Regierungsvotum bestehen. Das Land ist einer der Hauptgläubiger, sein Votum somit maßgeblich für den Zuschlag.

Dem Vernehmen nach sind zwei Interessenten für die Übernahme der ehemaligen Volkswerft in der engeren Auswahl. Die Nordic-Werft mit Sitz in Wismar und einem weitere Standort in Warnemünde will auch Stralsund übernehmen und zudem die beiden Fähren fertigbauen. Die Hamburger Windkraft-Investmentfirma New Global Wind plant, an dem traditionsreichen Schiffbaustandort am Sund Windräder fertigen zu lassen. New Global Wind will 80 Millionen Euro in Stralsund investieren.

Doch offenbar gibt es bei der Landesregierung noch offene Fragen zu den Finanzierungskonzepten. Zudem sei das Land bei seinen Entscheidungen an klare Vorgaben im Rahmen des Insolvenzverfahrens gebunden. „Wir bewegen uns in einem sehr engen Korridor. Da will jeder Schritt genau bedacht sein“, sagte Finanzministerin Heike Polzin (SPD). Nach den Millionen-Verlusten will das Land offenbar weitere finanzielle Risiken vermeiden. Die P+S-Pleite kostete das Land bereits 271 Millionen Euro, weil es für die Werft staatlich verbürgte Schiffbaukredite zurückzahlen musste.

Glawe kündigte für den Abend weitere Gespräche im Koalitionsausschuss von SPD und CDU an. Möglicherweise gibt es danach eine Entscheidung zum Verkauf der Fährschiffe. Für die ursprünglich für Scandlines gebauten Fähren hat die deutsch-dänische Reederei selbst ein neues Angebot abgegeben, das bei 30 Millionen Euro liegen soll. Auch Nordic bietet im Verkauf um die Fähren, die wegen des zu großen Tiefganges von Scandlines zunächst nicht abgenommen wurden. Schätzungen zufolge müssen die Schiffe für rund 100 Millionen Euro umgebaut werden. Die Kaufangebote liegen daher deutlich unter dem ursprünglich veranschlagten Preis von insgesamt 184 Millionen Euro.

Die P+S-Werften mit ihren Standorten in Wolgast und Stralsund hatten im August 2012 Insolvenz anmelden müssen. Unmittelbar zuvor hatte die Landesregierung nach Hinweisen auf Missmanagement entschieden, jede weitere staatliche Hilfe für den finanziell angeschlagenen Schiffbaubetrieb zu stoppen. Während mit der Bremer Lürssen-Gruppe im Mai 2013 ein Käufer für die frühere Peenewerft in Wolgast gefunden wurde, blieben die Bemühungen um Fortführung der Stralsunder Werft bislang erfolglos.

Für die einst 1750 Mitarbeiter der P+S-Werften wurde eine mit 25 Millionen Euro vom Land geförderte Transfergesellschaft eingerichtet. Rund 1000 Arbeiter waren nach Ende der Auffanggesellschaft im November 2013 auf Arbeitssuche.