Die Verkaufsbemühungen für die Stralsunder Werft treten auf der Stelle. Bisher gibt es zwar noch mindestens zwei Bieter, doch bislang keine überzeugenden Fortführungskonzepte. Möglicher Verkaufstermin Anfang 2014.

Stralsund. Der Verkauf der P+S-Werft in Stralsund wird zur Hängepartie. Mitglieder aus dem Gläubigerausschuss rechnen für 2013 nicht mehr mit einem Verkauf der Volkswerft in Stralsund. Für dieses Jahr ist keine Gläubigerausschuss-Sitzung mehr anberaumt, in der der Verkauf besiegelt werden könnte. Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann sagte, ein Verkauf 2013 sei „eher unwahrscheinlich“. Die Verhandlungen liefen. Als möglichen Verkaufstermin nimmt Brinkmann Anfang 2014 in den Blick.

Mitte November war mit der Ak Bars Holding aus Tatarstan der Bieter aus dem Verkaufsprozess ausgestiegen, auf dem die größten Hoffnungen für einen soliden Weiterbetrieb der Werft lagen. Im Bieterrennen sind die Nordic-Werften und die Investmentfirma New Global Wind GmbH, die sich auch offiziell zu den Angeboten geäußert hatten. Nordic will ab Herbst 2014 mit 250 Arbeitskräften starten, gibt aber keine Beschäftigungsgarantien ab. Die New Global Wind GmbH, eine Investmentfirma im Bereich Windkraft, plant die Produktion von Windkraftanlagen. Der Nachteil: Das Unternehmen hat keinerlei Erfahrungen im Schiffbau. Zudem muss das Unternehmen noch ein Finanzierungs- und Fortführungskonzept vorlegen.

Das Land, das als Hauptgläubiger nach der P+S-Pleite bereits 280 Millionen Euro an fälligen Bürgschaften gezahlt beziehungsweise vorfinanziert hat, scheut eine klare Aussage zu den industriepolitischen Schwerpunkten, die es künftig in Stralsund gesetzt haben will. „Bei allen Anstrengungen ist ein untersetztes Fortführungskonzept für den Standort Stralsund entscheidend“, teilte das Wirtschaftsministerium am Mittwoch auf eine entsprechende Anfrage mit.

Der Schiffbau in Deutschland ist angesichts der übermächtigen Konkurrenz in Asien mit großen Risiken behaftet. Das Land müsste für neue Schiffbauprojekte bürgen. Die Energiewende hat das Land hingegen zum politischen Schwerpunktthema gemacht.

Die Linksfraktion fordert ein maritimes Zukunftskonzept für das Land, war aber im März 2013 mit einem Antrag im Landtag gescheitert. „Das Land verhält sich zu passiv. Es fehlt ein Kompass, eine Marschrichtung“, kritisierte Linksfraktionschef Helmut Holter. Das Land reagiere nach dem Prinzip Zufall. Es müsse unbedingt verhindert werden, dass die Werft geschlossen werde. Er ist überzeugt: Man kann sich als maritimer Anbieter so entwickeln, dass man Schiffe baut als auch maritime Anlagen.

Eine Schlüsselstellung könnten die einst auf der Stralsunder P+S-Werft gebauten Scandlines-Fähren einnehmen. Eine Verlängerung der noch immer an der Kaikante liegenden Fähren für Scandlines könnte dem Käufer der Werft einen ersten lukrativen Auftrag in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrages verschaffen. Scandlines hatte den 184 Millionen schweren Auftrag nach der P+S-Pleite gestoppt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Fähren einen zu hohen Tiefgang für den Hafen Gedser haben.

Mit der Vergabe eines neuen Auftrages an den finnischen Werftenkonzern STX Finland Oy hatte Scandlines bislang auch kein Glück. Die Sicherung der Vorfinanzierung des Projekts durch Banken ist der finnischen Werft bislang nicht gelungen. Trotz der Probleme mit den Finnen schließt Scandlines einen Umbau der fast fertigen P+S-Fähren aus. „Die Neubauten auf den P+S Werften sind keine Option mehr für Scandlines“, sagte eine Sprecherin.

Arbeit gibt es in Stralsund nur noch bis Anfang 2014. Das erste Schiff für die dänische Reederei DFDS soll im Januar 2014 ausgeliefert werden, das zweite dann im April. Es ist der letzte Schiffbauauftrag auf der Stralsunder Werft.