Der verlorene Sohn erhebt neue Vorwürfe. Bismarck: „Mein Bruder hat meine Schwäche ausgenutzt.“ Er spricht von Familienkrieg.

Hamburg/London. Das unrühmliche Ende einer großen deutschen Dynastie wird immer schmutziger. Carl-Eduard von Bismarck hat nach seiner Abrechnung mit der eigenen Familie noch einen draufgesetzt. In einem weiteren Interview mit der „Bild am Sonntag“ bezichtigte „Calle“ Bismarck Familienmitglieder der „Erbschleicherei“. Sein Bruder Gregor habe dabei Schwächen ausgenutzt.

„Was mein Bruder seit Jahren versucht, ist meiner Meinung nach Erbschleicherei. Er hat meine Schwäche, meine Alkoholprobleme, ausgenutzt und versucht, sich das Erbe zu sichern. Und weil ich jetzt den Familienkrieg öffentlich machte, bezeichnet mich mein Bruder als gaga. Ja, ich habe viele Fehler gemacht – aber ich bin nicht gaga“, sagte Carl-Eduard von Bismarck der „BamS“.

Er bestätigte, dass er von seiner Frau getrennt lebe: „Ja, aber ich liebe meine Frau." Sie hätten zwei Wohnungen in London, „aber all der Terror der letzten Wochen hat uns enger zusammengeschweißt“. Nathalie sei das „wahre Opfer der Bismarcks - neben meinen Kindern, für die ich kämpfe".

Lesen Sie hier das Hintergrund-Feature von Abendblatt-Chefautor Thomas Frankenfeld über den Niedergang der Bismarck-Dynastie

Zu seiner Mutter habe er ein gestörtes Verhältnis. „Ich liebe meinen Vater. Er ist nur schwach und alt, und sein Gedächtnis streikt manchmal." Seine Mutter sei nie für ihn da gewesen. Carl-Eduard von Bismarck beklagte auch die Verhältnisse in dem britischen Eliteinternat, in das er als Kind geschickt worden war. Die Lehrer hätten ihn geprügelt, Mitschüler hätten ihn unter Wasser gehalten und „Versenkt die Bismarck“ gespielt. Die „Bismarck“ wurde im Zweiten Weltkrieg versenkt.

Das Vermögen der Bismarcks wird auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Zum Familiengut Friedrichsruh im Sachsenwald gehören 3000 Hektar Forstwirtschaft. Im Juni 1871 hatte Kaiser Wilhelm I. den Sachsenwald seinem Kanzler Fürst Otto von Bismarck (1815–1898) zum Geschenk gemacht – als Anerkennung für seine Verdienste um die Reichsgründung.