In der Hansestadt leben elf Milliardäre und 39 Millionäre. Die meisten wurden durch ihre Unternehmen reich. Wer hinter Namen wie Marquard & Bahls, Jungheinrich, Gerlach oder Claussen steckt.
Hamburg Michael und Alexander Otto, Günther Fielmann, die Kaffeefamilie Herz: Kaum eine Stadt hat so viele Milliardäre wie Hamburg. Von den bundesweit 123 Milliardären, die das „Manager Magazin“ in seiner Liste der 500 reichsten Deutschen aufgelistet hat, leben elf in Hamburg, sind in der Stadt geboren oder haben ihr Unternehmen an der Elbe. So auch Klaus-Michael Kühne, den das Magazin auf 5,3 Milliarden Euro taxiert. Er lebte lange in der Hansestadt, ehe er sein Unternehmen Kühne+Nagel in die Schweiz verlegte. Kühne ist ein großzügiger Sponsor des HSV. Die Familie Otto mit Michael und Alexander Otto kann beim Mäzenatentum mit Kühne mithalten. Michael mit der Otto Gruppe und Alexander mit dem Einkaufscenter-Betreiber ECE geben viel Geld für gute Zwecke aus. Im Ranking der Hamburger Milliardäre liegt die Familie Otto mit einem Vermögen von 8,6 Milliarden Euro auf Platz eins.
Die meisten Hamburger Wohlhabenden konnten ihr Vermögen im vergangenen Jahr sogar erhöhen. Denn trotz der Finanzkrise haben sich die weltweiten Privatvermögen einer Studie der Schweizer Großbank Credit Suisse zufolge seit dem Jahr 2000 auf 241 Billionen Dollar verdoppelt (177,5 Billionen Euro). Der Zuwachs von Mitte 2012 bis Mitte 2013 habe weltweit 4,9 Prozent betragen. Auch Heiko Hubertz gehört zu den Glücklichen. Der Entwickler von Onlinespielen und Gründer der Hamburger Firma Bigpoint hat es mit Platz 500 und 200 Millionen Euro Vermögen gerade noch auf die Liste geschafft. Auf unverändert 4,5 Milliarden Euro wird der Familienstamm um Ingeburg Herz (Tchibo, Beiersdorf) geschätzt. Ihr gehört unter anderem das Center am Gänsemarkt, das gerade renoviert wird. Daniela Herz-Schnoeckel mit Bruder Günter Herz, der andere Zweig der Familie, brachte es mit ihrer Beteiligungsgesellschaft Mayfair auf 7,2 Milliarden, also für jeden 3,6 Milliarden Euro. Beide haben sich wegen Familienstreitigkeiten vor rund zehn Jahren von der Familie um Ingeburg Herz auszahlen lassen. Das Geschwisterpaar investiert heute in Immobilien und Beteiligungen unter anderem in die Gastrokette Vapiano.
Günther Fielmann ist ein Selfmademan. Aus einem 1972 gegründeten Augenoptikladen machte er einen Milliardenkonzern. Allein zwischen 2012 und 2013 wuchs sein Vermögen um 500 Millionen auf 2,6 Milliarden Euro. Das Vermögen seines Sohns Marc, der inzwischen auch im Geschäft ist, wird auf 300 Millionen Euro taxiert.
Bernd große Broermann (Asklepios Kliniken) gehört zu den wenigen, die in diesem Jahr laut der Liste an Vermögen einbüßten. Sein Unternehmen ist mit der Übernahme des Landesbetriebs Krankenhäuser 2006 aus Hessen nach Hamburg gekommen, weil die Stadt den Deal nur unter dieser Bedingung absegnete. Sein Kapital ist um 300 Millionen Euro auf 2,1 Milliarden Euro gesunken, während Dieter Schnabel, Eigentümer vom Hamburger Chemiehandelsunternehmen Helm AG mit 1,55 Milliarden Euro sein Vermögen im Jahresvergleich um 150 Millionen erhöhen konnte.
Nicht alle stehen im Rampenlicht
Viele der Milliardäre sind wie Otto, Kühne oder die Familien Jahr (Gruner+Jahr) und Bauer (Verlag) in der Stadt bekannt. Aber es gibt auch zahlreiche andere, deren Firma man zwar kennt, aber nicht immer weiß, wer dahintersteht. So etwa die Familie Weisser mit einem Vermögen in Höhe von 2,25 Milliarden Euro. Ihr Unternehmen Marquard & Bahls ist seit 65 Jahren im internationalen Mineralöl- und Energiegeschäft tätig. Allein 2012 lag der Umsatz der Firma, die unter anderem in aller Welt Tanklager betreibt, bei 18,3 Milliarden Euro. 300 Millionen Euro besitzt die Familie von Bismarck in Aumühle nahe Hamburg, die sich nach dem Verkauf ihres Mineralwassers Fürst Bismarck auf das Thema Immobilien ausgerichtet hat. Die Beiersdorf-Erbin Dagmar von Wesdorf verwaltet den gleichen Betrag und investiert in Kapitalanlagen. 700 Millionen Euro stehen auf den Konten der Familie Claussen, den Erben des erst kürzlich verstorbenen Beiersdorf-Chefs und Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrats, Georg Wilhelm Claussen. Auf 250 Millionen kommt die Familie Gerlach, die unter anderem auf Mallorca und Hamburg (Seaside Hotel) Luxushotels betreibt und im Baubereich tätig ist. Zudem hat Sohn Gregor Gerlach die Kette Vapiano mitbegründet. Die Familien Lange (25 Millionen Euro) und Wolf (20 Millionen) freuen sich, wenn es dem Hamburger Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich gutgeht. Schließlich verdanken sie dem Unternehmen ihren Reichtum.
25 Millionen Euro hat das Lotteriegeschäft der Hamburger Günther-Gruppe bislang in die Vermögenskasse gespielt. Die Gruppe ist mit mehr als 25 Prozent an Tipp24 beteiligt. Thomas Eckelmann, Hauptbetreiber des Hafens JadeWeserPort büßte mit seiner Firma Eurokai 50 auf 250 Millionen Euro ein, während die Designerin Jil Sander unverändert 250 Millionen besitzt. Damit liegt sie gleichauf mit der Familie Kühne, die Senf, Marinade und Konserven herstellt – früher in Hamburg, nun in Zarrentin.
Mit Jicky Vogel befindet sich neben Jil Sander eine weitere Frau unter den reichsten Hamburgern. 700 Millionen Euro besitzt die Tochter des Immobilienmoguls Robert Vogel. Die anderen Erben von Vogel besitzen 400 Millionen Euro, genau so viel wie die Familie Krahn, Erben der Otto Krahn Gruppe, zu der unter anderem das Unternehmen Albis Plastic gehört.