Was „Christian“ noch stehen ließ, das holte sich „Xaver“. Die Orkantiefs haben Sylt schwer zugesetzt. Die Insulaner haben einen großen Weihnachtswunsch.

Westerland/Hamburg. Gut eine Woche nach Orkantief „Xaver“ sind Reparaturmaßnahmen und Schadensermittlungen auf der besonders betroffenen Insel Sylt in vollem Gange. Nach Angaben des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) haben die drei Sturmfluten am 5. Dezember an 57 Prozent der Westküste Vordünenabbrüche verursacht. Die betroffene Strecke betrage insgesamt 21 Kilometer. Auf einer Strecke von vier Kilometern seien zudem Randdünen abgebrochen.

An der Westküste der Hörnum-Odde gab es demnach Verluste von bis zu 40 Metern. Rekordwerte erreichte laut LKN der Seegang auf Sylt. Mit sechs Metern war es der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1987.

Starke Schäden bestätigt auch Wilfried Liebing, Vorsitzender des Küsten- und Katastrophenschutzausschusses der Gemeinde Hörnum. „Definitiv haben wir mit „Christian“ und „Xaver“ 70 Meter Dünen verloren“, sagte Liebing. Eine Randdüne sei fünfmal durchgebrochen. „Auf der Ostseite ist eine kleine Randdüne ganz verschwunden.“

Das Tetrapodenlängswerk, das den kleinen Ort schützt, solle nun um 150 Meter verlängert werden. Die Zusammenarbeit mit LKN und Kommunalpolitik laufe „sehr zufriedenstellend“, findet Liebing. „Die Ortslage ist erstmal gesichert.“ Die Kosten für die Maßnahmen zu Sicherung und Wiederherstellung der Küstenlinie stünden noch nicht fest.

Auch die Gemeinde Sylt hat noch keine entsprechende Übersicht. Absperrungen gebe es kaum noch, sagte Gabriele Gotthardt, Leiterin des Ordnungsamtes. Kleine Waldgebiete dürften zwar noch nicht betreten werden, die Strände seien aber frei zugänglich. In Keitum an der Ostseite der Insel liegen dagegen noch die Sandsäcke. Dort war es während des Orkans am Kliff zu einem Wassereinbruch gekommen.

Der Landschaftszweckverband wolle nun die Wege im betroffenen Gebiet wieder in Ordnung bringen und das gesamte Gelände neu gestalten, sagte Gotthardt. Das Unwetter sei insgesamt noch glimpflich verlaufen. Für Weihnachten hat Liebing denn auch einen besonderen Wunsch: „Wir hoffen, dass wir Ostwind bekommen und keinen Westorkan – das wäre unser Weihnachtstraum.“

Nach Angaben der Versicherung Provinzial hat „Xaver“ im Norden und Nordosten bei weitem nicht so viele Schäden angerichtet wie Vorgänger „Christian“ Ende Oktober. Für ihr Geschäftsgebiet in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gab die Provinzial Nord Brandkasse die Gesamtsumme mit 15 bis 20 Millionen Euro an. „Christian“ schlug dagegen mit rund 80 Millionen Euro zu Buche.

„Xaver“ löste 15.000 bis 20.000 Schadensmeldungen aus, die allermeisten davon in Schleswig-Holstein. In Mecklenburg-Vorpommern wurden der Provinzial nur einige hundert Fälle gemeldet.

Das Oktober-Orkantief „Christian“ bedeutete mit 55.000 Fällen, darunter viele größere über 100.000 Euro, für die Provinzial das größte Sturmereignis seit zwei Jahrzehnten.