Die Folgen von Orkan „Xaver“ blieben überschaubar – auch weil Sturmvorgänger „Christian“ schon die Blätter von den Bäumen in der Stadt geholt hatte. Nun wird das Wetter wieder ruhiger.

Hamburg. Zumindest die Meteorologen vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation hatten mit ihren Prognosen in dieser Woche richtig gelegen. „Wir haben stets gesagt, Orkan ,Xaver‘ kommt tendenziell nicht an das Niveau von ,Christian‘ heran. Auch wenn die Sturmflut die zweithöchste seit Beginn der Aufzeichnungen war“, sagt Wetter-Experte Kent Heinemann.

Der Sturm vor ein paar Wochen, „Christian“ genannt, hatte Hamburg und dem Norden ziemlich übel mitgespielt. Dagegen hatte Nachfolger „Xaver“ in dieser Woche lediglich in direkter Wassernähe für die erwartete Zerstörung und Überschwemmungen gesorgt.

Die öffentliche Wahrnehmung war besonders Donnerstag in der Großstadt Hamburg allerdings eine andere. Die Angst vor den Unbillen der Natur hatte vor allem ältere Menschen zu Hamsterkäufen in die Supermärkte getrieben.

Schulen gaben schulfrei, Unternehmen rieten ihren Mitarbeitern zum Home-Office-Tag, private Verabredungen wurden vorsichtshalber abgesagt und die Weihnachtsmärkte blieben präventiv gleich ganz geschlossen.

Hamburg im Ausnahmezustand

Am Flughafen wurde der Betrieb zeitweise ganz eingestellt und auch am Freitag lief die Abfertigung nur schleppend bis gar nicht: eine Stadt im Ausnahmezustand.

Statt sich fröhlich dem Glühweingenuss hinzugeben, saßen viele Hamburger abends vor den Fernsehgeräten und schauten in den diversen Sondersendungen zu, wie die Fellbüschel auf den Mikrofonen der Reporter draußen in der Natur mal mehr aber häufig auch weniger vom Wind zerzaust wurden. Vor Ort wiederum winkten Katastrophen-Touristen fröhlich in die Kameras.

Tatsächlich verhielt sich „Xaver“ mit seinen kräftigen Böen, Hagel- und Schneeschauern zumindest in Hamburg zwar fiese, aber in der Wirkung eher zurückhaltend – von den üblichen Überschwemmungs-Auswirkungen am Hafen, in der Hafencity und am Elbufer einmal abgesehen, die es stets gibt, wenn Sturmfluten im Norden angesagt sind.

„Mag sein, dass die Berichterstattung in den Medien etwas reißerisch war“, sagt Heinemann. „Fakt ist, die Nordseebewohner hatten es weniger gemütlich als die Hamburger.“ Allerdings sind sie Sturm auch gewöhnt.

Nach Analyse der Meteorologen hatte die gemäßigte Form des Orkans in der Stadt auch damit zu tun, dass beispielsweise die Bäume sowieso keine Blätter mehr trugen und dem Wind deshalb weniger Angriffsfläche boten.

Was „Christian“ aushielt, überstand auch „Xaver“

„Was morsch und vom Umfallen bedroht war, hatte ,Christian‘ schon erledigt“, sagt Heinemann. Was robust genug war, trotzte „Xaver“ zumeist problemlos.

So auch die Fußballspieler der beiden Bundesliga-Klubs Werder Bremen und Hamburger SV. Um dem Orkan aus dem Weg zu gehen, trainierten die beiden norddeutschen Vereine am Donnerstag zwei Stunden früher als geplant. Bremens Coach Robin Dutt zog den Beginn der Übungseinheit von 14 Uhr auf 12 Uhr vor, der HSV begann mit dem Training um 14 Uhr statt wie vorgesehen um 16 Uhr.

Am Wochenende dann beruhigte sich die Großwetterlage. Über Gran Canaria, den Atlantik kam warme Luft in den Norden, milderte die Temperaturen und sorgte für Schnee- und Regenschauer, ein bisschen Glätte und die ein oder andere heftige Windböe.

In der kommenden Woche, so die Experten-Prognose, ändert sich daran erst einmal nichts. Mit dem schon oft beobachteten Phänomen des Weihnachts-Tauwetters hat die aktuelle Situation allerdings nichts zu tun.

„Erstens hatten wir noch keine richtige Frostphase“, sagt Heinemann. Und ob es Weihnachten warm wird, entscheidet sich erst um den 20. Dezember herum. Und einmal dabei, die Seriosität seines Fachgebietes zu unterstreichen, verweigerte der Meteorologe energisch eine gewünschte Vorhersage zum Thema „weiße Weihnachten“.

Stattdessen bemühte er die Statistik: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es an einem der drei Weihnachtstage eine geschlossene Schneedecke von einem Meter gibt liegt bei 23 Prozent“, sagt er. „Wenn Sie Genaueres wissen wollen, melden Sie sich acht Tage vor Heiligabend noch einmal bei mir.“