„Friedlich und fröhlich“: 400.000 Menschen feierten am Wochenende den Auftakt der Kieler Woche, Nordeuropas größtes Sommerfest. Am Sonntag sorgte besseres Wetter für Andrang beim Classic-Open-Air.
Kiel. Rund 400.000 Menschen haben am Wochenende den Start der Kieler Woche „friedlich und fröhlich“ gefeiert. Polizei und Stadt zeigten sich am Sonntagabend insgesamt zufrieden, gravierende Zwischenfälle habe es bisher nicht gegeben. „Das war mit leichten Abstrichen fürs Wetter ein ausgesprochen guter Kieler-Woche-Auftakt“, sagte Stadtsprecher Tim Holborn. Am Sonntagabend strömten tausende zum Classic-Open-Air mit Ex-Toto-Sänger Bobby Kimball auf dem Rathausplatz. Bis Ende kommender Woche werden zu dem laut Veranstaltern größten Sommerfest in Nordeuropa drei Millionen Besucher erwartet.
Eine der ersten Höhepunkte war die Verleihung des Weltwirtschaftlichen Preises an die frühere norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, den amerikanischen Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz und den ehemaligen afrikanischen Mobilfunkunternehmer Mo Ibrahim. Mit dem undotierten Preis würdigen das Institut für Weltwirtschaft (IfW), die Stadt Kiel sowie die Industrie- und Handelskammer jährlich zur Kieler Woche jeweils einen herausragenden Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer, die sich als Vordenker einer weltoffenen, marktwirtschaftlichen Gesellschaft verdient gemacht haben.
In seiner Festrede mahnte Jörg Asmussen, Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank, mehr Tempo bei den Reformbemühungen im Finanzsektor an. Während die Preisverleihung am Sonntagmittag im Ratssaal noch lief, waren auf den Straßen bereits wieder Zehntausende unterwegs, darunter auch Passagiere des Kreuzfahrtschiffs „MSC Musica“.
Offiziell eröffnet worden war die laut Veranstaltern größte Segelsportveranstaltung der Welt am Samstagabend von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) mit dem laut dröhnenden Typhonsignal lang-kurz-kurz-lang („Leinen los!“). Ihm zur Seite stand die mehrfache Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn. Albig sprach von der „besten Woche der Welt“. Kiels Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke (SPD) sagte: „Die Kieler Woche, das ist wie Weihnachten, Erdbeereis und Hitzefrei zugleich.“
An den Segelregatten nehmen 4500 Sportler aus mehr als 50 Staaten teil. „Für die Segler war das Wetter an den ersten Wettkampftagen perfekt“, sagte Holborn. Aus Besuchersicht gab es allerdings noch ein wenig Steigerungspotenzial. Vor allem der Samstagabend war nass.
Das Sommerfest ist dank zahlreicher Bühnen auch ein großes Musik-Festival. Am Samstagabend sorgte auf dem Rathausplatz Singer-Songwriter Albert Hammond („It Never Rains In Southern California“) trotz Regens für Stimmung. Zu den musikalischen Höhepunkten der übrigen Veranstaltungstagen zählen unter anderem Nena und Silbermond. Auch die Fantastischen Vier treten auf – im Gegensatz zu den meisten anderen Konzerten bei der Kieler Woche wird für die bekannten Hip-Hopper allerdings Eintritt verlangt.
Aus polizeilicher Sicht gab es wieder reichlich Arbeit. Bis Sonntagmittag zählte die Polizei 527 Einsätze. Das sind etwa so viele wie im Vorjahreszeitraum. In 24 Fällen gab es Körperverletzungen. Gegen 23 aggressive Besucher sprach die Polizei Platzverweise aus, drei von ihnen verbrachten die Nacht im Polizeigewahrsam. In 19 Fällen kümmerte sich Beamte um übermäßig alkoholisierte Erwachsene, vier Betrunkene mussten zur Ausnüchterung die Nacht im Polizeigewahrsam verbringen.
Den maritimen Höhepunkt der Kieler Woche soll am 29. Juni die Windjammerparade auf der Förde bilden. Sie wird erstmals seit 2009 wieder vom Segelschulschiff „Gorch Fock“ angeführt, dahinter sind rund 100 Groß- und Traditionssegler zu sehen.