Wer auf Sylt gut essen gehen möchte, kann dies auch abseits der feinen Adressen tun. Auch der kleine Hunger kann auf nette Art gestillt werden. Die vielseitigen Angebote im Überblick.

Hamburg. Sylt dürfte mit seinen knapp 100 Quadratkilometern die größte Dichte an Sterne-Köchen aufweisen. Über sechs Restaurants zwischen List und Hörnum blinken neun Sterne. Aber niemand kann jeden Tag die delikaten Kreationen zu sich nehmen, die die Männer in ihren eleganten Jacken auf die Tische bringen. Wohin also, wenn man zwar gut essen und nett sitzen will, aber nicht unbedingt feinstes Ambiente und entsprechende Preise braucht? Es gibt da durchaus etwas in der zweiten Reihe mit leckeren Gerichten zu nachvollziehbaren Preisen. Auch der kleine Hunger kann auf nette Art gestillt werden.

Klar, bei Gosch in List muss man mal Scampi mit ordentlich Knoblauchsoße gegessen haben. Aus der schicken „Skipiste“ - so wird der neue Gosch in Wenningstedt wegen der Gebäudeform genannt – hat man auch noch Meerblick. Natürlich muss man auch im „Sansibar“ gewesen sein. Das Essen ist gut, die Preise sind fair und das Image ist gewaltig. Geht aber auch nicht jeden Tag. In solchen Fällen geht man zu Ivo Köster, Ex-Sommelier im „Sansibar“. Er hat seit ein paar Jahren ein kleines Restaurant in Westerland (Gaadt 7), schräg gegenüber der „Alten Friesenstube“ in einem Reetdachhaus von 1648, wo auf der Speisenkarte in Plattdeutsch Pannfisch und Braaden Aant, gebratene Ente, stehen.

Kösters zweites Standbein kommt gut an

Bei Köster kommt neuerdings auch ein sehr ordentliches Steak von „glücklichen“ Rindern auf den Teller, perfekt gegrillt mit Beilagen und köstlichen Soßen. Dass die Weinauswahl passt, versteht sich von selbst. Seit Kurzem hat sich Ivo Köster ein zweites Standbein zugelegt, das ihm zunehmend Spaß bringt, den „Pottkieker“ in der Wenningstedter Seestraße, eine schlichte, aber gemütliche Holzbude kurz vorm Übergang zum Strand, mit insgesamt 50 Plätzen drinnen und draußen.

Kösters Traum war nicht „Currywurst und Champagner, sondern Burger und beste Weine“. Die Burger sind groß und saftig und werden auf Wunsch von „Pottkieker“-Pommes begleitet, die nicht aus geschnittenen Kartoffeln, sondern einer Kartoffelmasse bestehen, die in Pommes-Form gepresst wird. „Die hat mein Vorgänger eingeführt, und die Gäste haben gedroht wegzubleiben, wenn ich sie von der Karte nehme“, sagt der Chef. Geschmäcker sind verschieden.

Italienischen Antipasti nach Herzenslust

Klein und fein isst man im Bistro vom Hotel „Stadt Hamburg“ in Westerlands Strandstraße, dessen Eingang leicht übersehen wird, weil er etwas versteckt liegt. Im sonnig-gelben Ambiente werden Reibekuchen mit angebratenem Lachstatar gereicht, Friesenbrot mit Krabben und Spiegelei, oder auch Tafelspitzsülze mit Grüner Soße und Bratkartoffeln für um die 15 Euro. Ordentlichen Eintopf findet man auch in Keitum in der „Kleine Teestube“ und bei Ingwersen in Morsum an der Ecke, wo man zur Kirche abbiegt. Bei beiden wird es eng und gemütlich, denn Geheimtipps sind das nicht. Aber es muss ja nicht immer Friesentorte sein, manchmal braucht der Mensch Kartoffel- oder Linsensuppe mit Einlage für um die sechs Euro.

Es gibt noch ein Hotel-Restaurant, das man nicht übersehen sollte: Das „Cucina della Mamma“ im Lister „A-Rosa“. Dort gibt es Vorspeisen- und Nachtischbüfett mit allen italienischen Antipasti und Dolci nach Herzenslust zum Festpreis und ein paar Hauptgerichte extra. Hauchdünne, krosse, duftende Steinofen-Pizzen machen das Restaurant durchaus familienfreundlich. Man kommt nur selten darauf, dass die Restaurants der Hotels – das „A-Rosa“ hat drei – auch für Gäste offen sind, die nicht im Haus wohnen.

Entrecote vom Husumer Weiderind

Offen für alle ist seit dem Frühjahr das Restaurant des Golfclubs Kampen in Wenningstedt (Norderweg 5). Es heißt jetzt „Karnaths Restaurant“ und bietet von 9 bis 23 Uhr alles, was die Tageszeit begehrt, von Frühstück (ab 4,50 bis 17 Euro) über Scampipfanne, Currywurst und Schwarze Tagliarini mit Kräuterseitlingen bis Seeteufel, Kalbsbäckchen und Entrecote vom Husumer Weiderind. Man kann sicher sein, es gibt unge-wöhnliche Kombinationen, denn Koch Nino Jackino kommt aus dem fernen Madagaskar und hat gern eine leckere Überraschung parat.

Zum Schluss noch die Adresse eines neuen Cafés in Tinnum: Im „Hofcafé Kleiner Kuhstall“, Südhörn 7c, kurz vorm Campingplatz links ab, gibt es feine, hausgebackene Torten in Riesenstücken und Blechkuchen sowie 20 verschiedene Tee- und Kaffeesorten. Die „Mistplatte“ enthält Herzhaftes. Bei Sonne sitzt man im Strandkorb vor der erneuerten Scheune mit Blick in die Wiesen. Verblüffend sind die Öffnungszeiten: 13.15 bis 18.15 Uhr. Muss man sich eben merken.