Die Polizei ermittelt gegen einen Lehrer aus Hamburg, der während einer Klassenfahrt nach Sylt in der vergangenen Woche mehrere Jungen sexuell missbraucht haben soll. Der Pädagoge wurde beurlaubt.

Schwerer Verdacht gegen einen Lehrer des Gymnasiums in Hamburg-Sinstorf: Dem Pädagogen wird vorgeworfen, während einer Klassenfahrt Jungen sexuell missbraucht zu haben. Die Polizei bestätigte die Aufnahme eines entsprechenden Ermittlungsverfahrens. Es wird bei der für Sexualdelikte zuständigen Stelle des Landeskriminalamtes geführt. Der Lehrer ist beurlaubt.

Es war eine Klassenreise in das Hamburger Jugenderholungsheim Puan Klent auf Sylt in der vergangenen Woche, bei der es zu Übergriffen auf Schüler einer fünften Klasse des Immanuel-Kant-Gymnasiums gekommen sein soll. Der Lehrer soll sich an mehreren Jungen vergriffen haben, so der Vorwurf. Es ist die Rede von Partys, Energy-Drinks für die Kinder, damit sie lange wach bleiben, und es ist auch die Rede von Missbrauch.

Die Jungen hatten Angst, dem Lehrer allein in die Arme zu laufen, heißt es. Die Übergriffe waren offenbar derart schlimm, dass Eltern ihre Kinder von der Insel abgeholt haben. Andere erstatteten sofort nach der Rückkehr ihrer Kinder sogar noch bei der Bahnpolizei Anzeige.

Lehrer ist beurlaubt worden

Die Schulbehörde spricht von „ernst zu nehmenden Vorwürfen“. „Wir haben sofort reagiert“, sagt Peter Albrecht, Sprecher der Behörde für Schule und Berufsbildung. „Der Lehrer ist umgehend aus dem Unterrichtsbereich entfernt worden.“ Eine Bestätigung der Vorwürfe sei das nicht. „Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung“, so Albrecht. Jetzt seien die zuständigen Sicherheitsbehörden gefordert. Dort ist man bislang am Anfang der Ermittlungen. Am vergangenen Freitag waren die Kinder von der Klassenreise zurückgekommen. Bislang habe es noch keine umfassenden Befragungen gegeben.

Die internen Informationen zu dem Fall, so hieß es aus der Elternschaft, seinen bislang spärlich gewesen. Per E-Mail wurden die Mitglieder des Elternrates darüber informiert, dass es Vorwürfe gegen einen Lehrer gibt. „Der Inhalt war sehr vage“, sagt eine Mutter. Auch um wen es sich bei dem beschuldigten Lehrer handelt, wurde nicht bekannt gemacht.

Stattdessen habe es den Hinweis gegeben, dass die E-Mail nicht an andere Eltern weitergeleitet werden soll. „Bislang ist erst der Vorstand des Elternrates umfassend eingebunden. Die Vorwürfe sind noch sehr neu. Es muss sich erst ein Bild gemacht werden“, sagt ein Mitglied des Elternrates. Die dreiköpfige Spitze des Elternrates stehe im engen Kontakt mit dem stellvertretenden Schulleiter, der im Moment das Immanuel-Kant-Gymnasium leitet.

Andere Eltern wissen bereits, um wen es sich bei dem beurlaubten Lehrer handelt. „Er wirkte immer sehr locker. Bei einem Elternabend setzte er sich auf das Pult und stellte seine Füße auf einen Stuhl. Das haben nicht alle Eltern als passend empfunden“, so ein Mutter. Als der Lehrer eine Klasse mit überproportional vielen Jungen übernehmen sollte, gab es in der Vergangenheit Proteste aus den Reihen der Eltern.

Eltern sind beunruhigt

Das Immanuel-Kant-Gymnasium hat einen sehr guten Ruf. 2001 wurde es wegen der Vielzahl der angebotenen Sprachen sowie der vielfältigen Kontakte ins Ausland als zweite Schule in Hamburg zur Europaschule ernannt. Aktuell gibt es ein Schulprojekt, bei dem das Gymnasium mit einer indischen Schule zusammenarbeitet.

Viele Eltern, die Kinder auf dem Gymnasium haben, sind jetzt allerdings sehr beunruhigt. „Die Nachricht, dass es einen Missbrauch durch einen Lehrer gegeben haben soll, ist hier eingeschlagen wie eine Bombe“, sagt ein Vater, dessen Tochter auf die Schule geht, aber nicht zu der betroffenen Klasse gehört. „Man hat schon mehrfach von solchen Fällen gehört. Das war immer ganz weit weg. Es ist nicht zu glauben. Man hat natürlich Angst, dass es vielleicht noch weitere Fälle gibt“, so der Vater.

Dem Lehrer droht, sollte ihn ein Gericht wegen der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen verurteilen, eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.