Die nördlichen Länder bereiten sich auf die Elbeflut vor. Lauenburg bleibt eine Evakuierung erspart - vorerst. Die Situation kann sich jedoch jederzeit ändern.
Lauenburg/Hitzacker. Eine gewaltige Elbeflut rollt gen Norden. Zwar dürfen die Einwohner von Lauenburg wieder hoffen, nachdem die Prognosen für die höchsten Pegelstände nach unten korrigiert worden sind. Doch die Situation, insbesondere auch in Hitzacker, ist nach wie vor angespannt. Für Niedersachsen erwartet die Deutsche Hochwasserzentrale in den kommenden Tagen Rekordpegelstände.
Noch am Freitagmorgen sollte die Altstadt der 5000 Einwohner großen Stadt im Kreis Lüchow-Dannenberg evakuiert werden. Wenig später hieß es, es werde je nach Hochwasserstand aktuell entschieden. Betroffen sind von einer Evakuierung rund 250 Menschen. Wer jetzt sein Haus verlassen will, mache das freiwillig. Die Insel darf allerdings von Sonnabend an nicht mehr von Menschen betreten werden, die dort nicht wohnen. Bereits am Freitag wurde sie für den Autoverkehr gesperrt. Die Altstadtinsel ist von Nebengewässern der Elbe komplett umschlossen. Die Prognosen zum Pegelstand der Elbe schwankten bis zuletzt: Während der Kreis am Freitag von einem Stand von 8,15 Metern ausging, erwartete die Hochwasserzentrale in Magdeburg am Mittwoch einen Höchststand von 7,70 Meter. Ein spezielles Sirenensignal soll die Menschen rechtzeitig vor Überschwemmungen warnen. Das Signal dauert eine Minute und würde bei einem Deichbruch ertönen. Ertönt die Sirene, sollten die Anwohner Radio oder Fernsehen einschalten, um weitere Informationen zu erhalten.
Auch im Kreis Lüneburg laufen die Vorbereitungen mit Hochdruck. In der Nacht zu Freitag waren erneut Hunderte Helfer im Schichtdienst im Einsatz. Fast alle Deiche hätten nun die erforderliche Höhe. Bereits eine halbe Million Sandsäcke seien gefüllt worden.
Die Flutwelle der Elbe wird nach den jüngsten Prognosen der Behörden in Lauenburg niedriger ausfallen als zunächst befürchtet. Statt auf mehr als neun Meter soll das Wasser am Wochenende nur noch auf 8,20 Meter steigen. Der Krisenstab des Kreises Herzogtum Lauenburg hat deshalb die ursprünglich für Sonnabend geplante Evakuierung der Altstadt ausgesetzt. Allerdings könne sich jederzeit die Hochwasserprognose ändern. Nach der Vorhersage soll das Hochwasser am kommenden Mittwoch mit 9,20 Metern seinen Höchststand erreichen und danach langsam sinken. Bei diesem Wasserstand laufen zwar in der tief liegenden Unterstadt Keller voll, aber eine generelle Gefahr besteht nach Auskunft des Krisenstabes nicht mehr.
Die anschwellende Elbeflut wird nach jüngsten Expertenschätzungen Mecklenburg-Vorpommern weniger schlimm treffen als zunächst befürchtet. Die Hochwasserzentrale erwartet den Scheitel des Hochwassers am Dienstag in Dömitz mit einer Wasserhöhe von 6,85 Metern. Einen Tag später werde die Flut dann in Boizenburg mit ebenfalls 6,90 Metern ihren Höhepunkt erreichen.
Besonders ernst ist die Lage in Sachsen-Anhalt. Am Freitag war der Pegel in Magdeburg auf die Rekordmarke von 7,20 Meter geklettert. Zum Vergleich: Beim Jahrhunderthochwasser 2002 waren es 6,72 Meter. Normal sind hier zwei Meter. Neben 7500 Soldaten ist dort auch ein Wasserrettungszug mit 40 Helfern der DLRG Hamburg im Einsatz. In Halle bleibt die Lage trotz des langsam zurückgehenden Wasserstands der Saale kritisch. Am Mittag lag der Pegel bei 7,26 Metern. Der Druck auf die Dämme sei dennoch hoch. In der brandenburgischen Kleinstadt Mühlberg, wo der Pegel am Mittag 9,88 Meter erreichte, haben die Behörden am Freitag die Räumung angeordnet.
Unterdessen kämpfte die Hamburger Feuerwehr am vierten Einsatztag in der Partnerstadt Dresden gegen die Fluten. Die mehr als 170 Feuerwehrleute bleiben bis Sonntag. Zwar sinkt der Pegel, der am Donnerstag mit 8,76 Metern seinen Höchststand erreicht hat - allerdings nur um einen Zentimeter pro Stunde. Für die Dresdner Flutopfer haben der Arbeiter Samariter Bund und das Deutsche Rote Kreuz Hamburg jetzt ein Spendenkonto eingerichtet (Hamburg hilft, Kennwort: Hochwasser 2013, BLZ: 37020500, Konto: 833 833). Die Spendenaktion "Hamburg hilft Flutopfern", die es bereits 2002 gab, steht unter Schirmherrschaft von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).
Die Hamburger müssen keine nassen Füße befürchten. Um lediglich rund 40 Zentimeter über dem normalen Pegel des mittleren Hochwassers von 2,10 Meter soll der für Anfang nächster Woche erwartete Wasserstand im Hafenbereich liegen. "Die Flutschutzmauern sind 3,50 Meter hoch. Es besteht also kein Problem", sagte ein Sprecher der Umweltbehörde.