In Mecklenburg-Vorpommern ist fast jeder Dritte stark übergewichtig. Mediziner sehen darin eine zunehmende Gesundheitsgefahr.

Schwerin/Greifswald. Jeder dritte Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern hat deutlich zu viel auf den Rippen – so viel, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen drohen. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kam eine Langzeitgesundheitsstudie der Universitätsmedizin Greifswald, die heute in Schwerin vorgestellt wurde.

Für Gesundheitsministerin Manuela Schwesig (SPD) kristallisiert sich starkes Übergewicht als zentraler Problemfall für die Gesellschaft heraus, wie sie am Dienstag in Schwerin sagte. Dort präsentierten die Wissenschaftler Henry Völzke und Wolfgang Hoffmann von der Universitätsmedizin Greifswald Ergebnisse einer vor 15 Jahren begonnenen Langzeitgesundheitsstudie in Vorpommern (SHIP) zur Erforschung von Volkskrankheiten.

Demnach hatten die Nordostdeutschen damals häufiger als andere Übergewicht, Diabetes mellitus und Bluthochdruck. Und heute sei die Fettleibigkeit noch verbreiteter als vor zehn Jahren. Der Anteil von Männern mit Adipositas stieg von 24 auf 32 Prozent, bei den Frauen von 26 auf 30 Prozent. Ursachen für das Übergewicht sieht Völzke im Essverhalten und in sitzenden Tätigkeiten. Dies seien aber zunächst Vermutungen. Weitere Untersuchungen sollen Aufschluss über die Abhängigkeit vom sozialen Status, dem Beruf und dem Freizeitverhalten geben.

Hoffmann zufolge werden aufgrund des Übergewichts und des demografischen Wandels Krankheiten wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, Krebs, Diabetes, Gelenkbeschwerden und Demenz deutlich häufiger vorkommen. Er rechnet damit, dass die Zahl der Patienten gerechnet ab

2008 bis 2018 um 30 bis 35 Prozent wächst, trotz der abnehmenden Einwohnerzahl. Das Land müsse sich in der Gesundheitsversorgung darauf einstellen, sagte Hoffmann. Schwesig zufolge werden die Daten zum Beispiel in der Krankenhausplanung genutzt. Es würden mehr Betten in der Inneren Medizin, weniger auf der Entbindungsstation gebraucht.

Die Langzeitstudie, die mit rund 4300 Männern und Frauen zwischen 20 und 79 Jahren begonnen hatte, brachte den Wissenschaftlern zufolge aber auch positive Ergebnisse. So werde weniger geraucht. Der Anteil rauchender Männer sei innerhalb von zehn Jahren von 39 auf 32 Prozent gesunken. Bei den Frauen rauchten statt 28 nur noch 24 Prozent.

Überraschend sei, dass der Alkoholkonsum bei beiden Geschlechtern in zehn Jahren um etwa 50 Prozent sank. Vor allem seien weniger Spirituosen getrunken worden. Die Wissenschaftler räumten ein, dass die Daten auf den Angaben der Teilnehmer beruhten. „Wir gehen dennoch davon aus, dass das der Trend ist“, sagte Völzke. Ein Vergleich mit dem Verkauf von Alkohol würde nichts bringen, denn dabei würden die Einkäufe der Touristen mitgezählt, gab er zu bedenken.

Die körperliche Betätigung in der Freizeit habe zugenommen, vor allem bei den über 50-Jährigen. Dagegen würden jüngere Menschen unter 40 Jahren weniger Sport treiben.

Die Studie soll 2013 im gleichen Umfang fortgesetzt werden. Dann würde sich der Bund jedoch nicht mehr an der Finanzierung beteiligen. Sie liege dann beim Land und der Universität Greifswald.