Die norddeutschen Küstenländer wollen Folgen des Klimawandels nicht tatenlos abwarten. Minister trafen sich am Donnerstag in Bremerhaven.
Bremerhaven. Die fünf norddeutschen Küstenländer wollen die Folgen des Klimawandels nicht tatenlos abwarten. Mit Anpassungsstrategien und großen Investitionen sollen Schäden möglichst verhindert werden. Allein das kleinste deutsche Bundesland Bremen investiere bis zum Jahr 2025 rund 240 Millionen Euro in den Küstenschütz, berichtete Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) am Donnerstag in Bremerhaven bei einer Konferenz mit seinen Fachkollegen aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg. Dabei waren auch Vertreter der Bundesregierung und weitere rund 350 Experten.
„Infrastruktur hat ein langes Gedächtnis“, sagte Lohse und forderte weitsichtige Planungen. Ein Stadtquartier, das jetzt gebaut werde, könne vielleicht 50 Jahre lang nicht mehr grundlegend verändert werden. Deswegen würden auch alle Bauwerke zum Küstenschutz jetzt so ausgelegt, dass nachfolgende Generationen sie noch erhöhen können. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) verwies auf Probleme beim Deichbau mit dem wenig tragfähigen Untergrund der Marschen. „Wir verbreitern die Basis“, sagte er. Dann könne noch etwas draufgesetzt werden.
Die Hamburger Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) erinnerte an die katastrophale Sturmflut vor 50 Jahren, bei der tiefliegende Teile der Hansestadt überflutet worden waren. Aber: „Küstenschutz ist nicht alles.“ Hamburg wachse weiter, die Versiegelung von Flächen werde ebenso wie sommerliche Hitze in der Stadt zum Problem. „Wir werden Antworten finden müssen“, sagte sie.
Habeck berichtete von neuen Messergebnissen, die auf eine leichte Änderung in Richtung der Nordseewellen schließen lassen. Hier könnten schon kleine Abweichungen durch den Klimawandel große Schäden an Hafenanlagen anrichten, weil diese dann nicht mehr optimal ausgerichtet seien.
In Mecklenburg-Vorpommern seien Staubstürme eine Folge der zunehmenden Trockenheit im Sommer. Darauf reagiere die Landesregierung unter anderem mit Bepflanzungen, sagte Infrastrukturminister Volker Schlotmann (SPD). Er verwies auf einen absehbaren Erfolg seines Landes bei der Energiewende, die ein entscheidender Teil im Kampf gegen den Klimawandel sei. Bereits 2020 werde sich sein Land vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgen können.
Niedersachsen sei einen besonderen Weg gegangen, erklärte die Staatssekretärin im Umweltministerium, Ulla Ihnen. Vor drei Jahren sei eine Regierungskommission mit allen wichtigen gesellschaftlichen Gruppen gebildet worden, die einen Katalog mit 580 Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel vorgelegt hat. Wahrscheinlich noch in diesem Jahr werde sich das Kabinett damit befassen.