Wind und Wellen lassen die kleine Insel Kieholm in der schleswig-holsteinischen Schlei stark schrumpfen. Für den Küstenschutz fehlen Gelder.

Ulsnis. Wenn nicht bald etwas geschieht, wird die kleine Insel Kieholm in einigen Jahren verschwunden sein. Das Landschaftsbild an der idyllischen Schlei im nördlichen Schleswig-Holstein wäre dann um eine Schönheit ärmer. Umweltschützer und der neue Eigentümer des Eilands, Eggert Göttsching, wollen mit Küstenschutzmaßnahmen verhindern, dass Wind und Wellen immer weiter an der einst 7.000 Quadratmeter großen sogenannten „Liebesinsel” nagen, aber das ist nicht so einfach.

Ein langjähriges Eigentümerverwirrspiel habe die Situation um das Eiland schwierig gestaltet, sagt Göttsching. Die Situation sei unübersichtlich geworden, als der letzte Besitzer, ein Hamburger Unternehmer, erst Insolvenz anmelden musste und dann starb. Einige seiner Gläubiger hätten sich, um auf Nummer sicher zu gehen, die Schulden im Insel-Grundbuch eintragen lassen, insgesamt rund 100.000 Euro.

Dieser Betrag übersteigt weit den Wert der inzwischen auf 2.500 Quadratmeter geschrumpften Insel. Die potenziellen Erben verzichteten dankend auf den bewaldeten kleinen Sandhaufen. Zu einer von Amts wegen angesetzten Zwangsversteigerung kam kein einziger Bieter.

Umweltschützer können Schwund nicht verhindern

Karl Walther, Natur- und Umweltschützer aus dem Schleiort Bohnert, und einige Gleichgesinnte möchten die Insel gleichwohl erhalten. Sie gründeten den Verein KISK e.V., was für Kleine Insel in der Schlei Kieholm steht. Sie stellten Schilder auf mit der Bitte, die brütenden Vögel nicht zu stören, und sammeln den Zivilisationsmüll ein, den Ruderer bei ihren Picknicks hinterlassen.

Das Dahinschwinden des Eilands könnten sie jedoch nicht verhindern, sagt Walther. Da sie nicht Eigentümer seien, dürften sie keine Fördergelder für den Küstenschutz beantragen.

Schwung kam in die Geschichte erst, als der aus Schleswig-Holstein stammende und mittlerweile in Lüneburg lebende Göttsching, mit seinem Boot mal wieder an der Insel vorbeifuhr und sich fragte, wem die wohl gehöre. Er habe sich die Finger wund telefoniert, aber nirgends eine Auskunft bekommen, sagt der 60-Jährige. Ein Beamter habe dann doch ein Einsehen gehabt.

So hält Göttsching irgendwann einen gültigen Grundbuchauszug mit allen Gläubigern in der Hand. „Es war mühselig, sie alle ausfindig zu machen und von der Löschung zu überzeugen“, sagt er. Die meisten hätten sich kooperativ gezeigt. Nur das Amtsgericht Hamburg sei stur geblieben und habe sogar auf Zahlung der angefallenen Zinsen bestanden.

Jetzt stand nur noch ein Gläubiger auf der Liste. „Es war ein Kredithai, der aber selbst schon vor langer Zeit Insolvenz anmelden musste“, erinnert sich Göttsching. Das deutsche Recht hatte auch dafür eine Lösung. Ein „Nachlassliquidator“ musste her. Göttsching bekam den Ein-Tages-Job, konnte das Unternehmen für einige Stunden „wiederbeleben“ und die Löschung aus dem Grundbuch beantragen.

Einer inzwischen amtlich bestellten Nachlassverwalterin kann Göttsching schließlich sein Gebot über 15.000 Euro übergeben. Der Verein KISK winkte allerdings traurig ab: kein Geld.

Geld für Küstenschutz fehlt noch immer

Göttsching ist nun Eigentümer einer Insel, die jedes Jahr weiter schrumpft. Öffentliche Fördermittel für einen sinnvollen Küstenschutz, der zwischen 50.000 und 80.000 Euro kosten würde, gibt es nach Angaben der Landschaftsschutzbehörden auch nicht, weil Göttsching ein Privatmann ist und keine Umweltschutzorganisation.