Krippenplätze gibt es im Osten Deutschlands genug, aber gutes Angebot schafft auch mehr Nachfrage. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern.
Schwerin. Trotz des schon großen Betreuungsangebots für Kleinkinder in Mecklenburg-Vorpommern rechnet Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) mit weiter wachsendem Bedarf. Einer Studie des Deutschen Jugendinstitutes (DJI) zufolge wollen 61 Prozent der Eltern im Nordosten ihre unter drei Jahre alten Kinder betreuen lassen. Das sei bundesweit der höchste ermittelte Wert. Derzeit besuchten 51,8 Prozent dieser Altersgruppe eine Krippe. Der Trend zu einer größeren Nachfrage sei klar erkennbar. „Das muss auch Bundesfamilienministerin (Kristina) Schröder erkennen, die mit ihrer Neiddebatte, dem Osten Geld vorenthalten wollte“, sagte Schwesig am Mittwoch in Schwerin.
Bund und Länder haben sich noch nicht abschließend auf die Vergabekriterien der für den Kita-Ausbau bestimmten Gelder verständigt. Die vom Bund geplante enge Kontrolle des Mitteleinsatzes trifft parteiübergreifend auf Widerstand. So hatte auch Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) monatliche Prüfungen abgelehnt. „Man kann die Länder hier nicht behandeln wie kleine Kinder“, sagte sie. Auch Schwesig lehnt neue bürokratische Hürden ab. „Die Verzögerungstaktik der Bundesfamilienministerin ist unverantwortlich. Die Gelder müssen schnell und unbürokratisch in den Kita-Ausbau fließen, um den Bedürfnissen der Eltern und ihrer Kinder gerecht zu werden“, forderte sie.
Im kommenden Jahr soll bundesweit eine Versorgungsquote mit Krippenplätzen von 35 Prozent erreicht werden. Der Bund stellt den Ländern für 30.000 weitere Betreuungsplätze für unter Dreijährige rund 580 Millionen Euro bereit. Allerdings ist das Kitaplatz-Angebot in den neuen Bundesländern schon deutlich besser als im Westen. Das hatte zu heftigen Debatten um die Verteilung der Bundesgelder geführt. Nun sollen die Mittel an alle Länder nach der jeweiligen Zahl der Kinder verteilt werden.
In Mecklenburg-Vorpommern waren laut Schwesig zum 1. April 2012 insgesamt 20.299 Kinder unter drei Jahren in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter. Mit der Betreuungsquote von 51,8 Prozent liege der Nordosten bundesweit auf Platz zwei. „Bei den Kindern zwischen einem und drei Jahren sind es mehr als 70 Prozent“, teilte Schwesig unter Berufung auf die DJI-Studie mit.
Die Praxis zeige, dass im Land der aktuelle Bedarf gedeckt werde. Dem Ministerium seien keine Fälle bekannt, in denen Eltern im Verlauf des vergangenen Jahres keinen Platz für ihre Kinder bekommen hätten. Allerdings steige mit dem guten Angebot auch die Nachfrage. So wolle der Studie zufolge etwa jede fünfte Familie ihr Kind schon vor Vollendung des ersten Lebensjahres in eine Krippe geben. Die Bedarfsanmeldung in den anderen ostdeutschen Ländern habe unter 15 Prozent gelegen.