Jost de Jager tritt damit die Nachfolge von von Boetticher an. Er soll auch zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt werden.

Kiel. Schleswig-Holsteins CDU nimmt mit der Wahl von Wirtschaftsminister Jost de Jager zum Landesvorsitzenden an diesem Sonnabend Kurs auf die Landtagswahl im Mai nächsten Jahres. De Jager werde auf dem Sonderparteitag in Kiel nach bisherigem Stand keinen Gegenkandidaten haben, sagte Landesgeschäftsführer Daniel Günther am Dienstag in Kiel. Die Nord-CDU muss einen neuen Vorsitzenden wählen, weil Christian von Boetticher als Konsequenz aus seiner früheren Beziehung zu einer 16-Jährigen im August von allen Spitzenposten zurückgetreten war. De Jager soll am 4. November auch zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt werden.

Günther zufolge gab es im Zusammenhang mit den Ereignissen um von Boetticher keine Parteiaustritte in größerem Ausmaß. Der Abwärtstrend setze sich allerdings fort: Die Zahl der CDU-Mitglieder sank in den letzten Jahren um mehrere tausend auf etwa 24 000. Zur Boetticher-Affäre räumte der Landesgeschäftsführer ein: „Das ist für die Partei eine ganz schwierige Situation gewesen“. Dennoch habe sie sich unglaublich schnell in die Lage versetzt, voller Optimismus den Wahlkampf anzusteuern. Die Ereignisse um von Boetticher hätten auf den Regionalkonferenzen, bei denen sich de Jager als neue Nr. 1 vorstellte, keine Rolle gespielt. „Das ist bei den meisten abgehakt“, sagte CDU-Landesschatzmeister und Fraktionsvize Hans-Jörn Arp.

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Die Partei habe sich auf den Regionalkonferenzen und Kreisparteitagen sehr geschlossen und optimistisch gezeigt, sagte Günther. Die Aussichten, auch nach der Landtagswahl regieren zu können, seien sehr gut. Trotz der schweren Krise der Liberalen auf Bundesebene und ihres katastrophalen Abschneides in Berlin setzt die Nord-CDU weiter auf die FDP als bevorzugten Bündnispartner. „Die Koalition wird fortgesetzt, wenn die FDP stark genug wird“, sagte Günther. Aus seiner Sicht ist die FDP im Norden auch deutlich besser aufgestellt als in Berlin.

Die CDU-Veranstaltungen der letzten Wochen offenbarten Günther zufolge eine viel größere Diskussionsfreude der Mitglieder als in den vergangenen Jahren. „Das war deutlich spürbar.“ Arp beobachtet in seiner Partei auch eine große Modernisierungsbereitschaft. Die Nord-CDU steuert nur wenige Tage nach ihrem Sonderparteitag mit der Wahl de Jagers zum Landesvorsitzenden einen weiteren Höhepunkt an: Am Freitag nächster Woche kommt Parteichefin Angela Merkel zur Regionalkonferenz für die Landesverbände Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern nach Neumünster. (dpa)