Polarkreis 18, Tim Bendzko und zehn weitere Bands wollen in Schwerin dazu beitragen, dass die NPD nicht in den Landtag einzieht.

Schwerin. Nur noch kurz die Welt retten. Für Sänger Tim Bendzko ist das nicht nur der Titel seines aktuellen Chart-Erfolgs, sondern auch eine Lebenseinstellung. Beim Festival "Laut gegen Rechts“ am Freitag in Schwerin will er mit seiner Musik gegen den Wiedereinzug der NPD in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern ansingen. Neben Bendzko werden elf weitere, teilweise bundesweit bekannte Künstler und Bands, darunter Polarkreis 18, Jenix und Luxuslärm, unter dem Motto "Nazis aus dem Takt bringen“ auf der Marstall-Halbinsel auftreten. Mit dem Konzert soll für eine hohe Beteiligung an der Landtagswahl am 4. September geworben werden.

Organisiert wird das Festival von der Initiative "WIR. Erfolg braucht Vielfalt“, die seit 2008 die kritische Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus fördert. "Wir wollen die Wahlbeteiligung hochziehen und damit einen Wiedereinzug der NPD in den Landtag verhindern“, sagte Organisator André Harder. Die Veranstalter rechnen mit mehreren tausend Besuchern. Der Eintritt für das Konzert ist frei. Ein ähnliches Festival hatte es auch vor der Landtagswahl 2006 als Reaktion auf den wachsenden Zulauf für die NPD gegeben. Damals war die rechtsextreme Partei anschließend mit 7,3 Prozent der Stimmen in den Landtag eingezogen.

Die fünf Jungs von Polarkreis 18 aus Dresden beteiligen sich regelmäßig an Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. "Ich bin auch schon einmal von Nazis verprügelt worden. Der Protest gegen Intoleranz und Fremdenhass ist für mich selbstverständlich“, sagt Sänger Felix Räuber. Mit ihren musikalischen Experimenten aus Opernarien und moderner Popmusik wollen die Musiker die Vielfalt von Weltanschauungen und Kulturen zum Ausdruck bringen. "Es ist natürlich schwer, bei so einem Konzert die Wichtigkeit von Demokratie zu vermitteln. Aber wir werden die Leute aufrufen, zur Wahl zu gehen“, kündigt Räuber an.

Auch im sächsischen Zittau, dem Heimatort der Band Jenix, ist Rechtsextremismus ein bekanntes Problem. "Daher ist es wichtig, ein Zeichen gegen Rechts zu setzen und klar zum Ausdruck zu bringen, dass in unserer heutigen Gesellschaft kein Platz für diese braune Suppe ist“, erklärt die 23-jährige Sängerin der Band, Jenny Böttcher. Veranstaltungen wie das "Laut gegen Rechts“-Festival seien ein Weg, friedlich Stellung zu beziehen.

Janine Meyer, genannt Jini, wird mit ihrer Band Luxuslärm aus Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) ebenfalls am Freitag auf der Bühne stehen. "So laut ich kann“ lautet der Titel ihres letzten Albums, und mit der gleichen Lautstärke wollen sich die fünf Bandmitglieder mit ihrer Rockmusik gegen "Ewiggestrige“ starkmachen. "Musik verbindet und dabei ist es völlig egal, welche Nationalität man hat. Wir wünschen uns, dass die Menschen neue Energie mit nach Hause nehmen und niemals müde werden, das Thema Rechtsextremismus anzusprechen und ihre Meinung zu vertreten“, sagt die 28-jährige Jini.

Weil es bei "Laut gegen Rechts“ nach Angaben der Veranstalter nicht nur um Unterhaltung gehen soll, wird es neben den Konzerten einen Markt der Möglichkeiten mit 43 Unternehmen, Vereinen und Organisationen geben. Dort können sich die Besucher über politische Geschehnisse und Bildungsangebote im Land informieren.

Auch das Netzwerk für Demokratie und Courage Mecklenburg-Vorpommern wird mit einem Stand vertreten sein. "Weil uns Flyer verteilen zu langweilig ist, haben wir viele kleine Aktionen geplant“, erklärt Projektleiterin Anne Möller. Unter anderem sollen den Besuchern mit einem Memory-Spiel in der Größe eines Partyzelts sowie einem Demokratie-Quiz spielerische Bildungsmöglichkeiten geboten werden. Zwischen den Konzerten planen die Veranstalter außerdem eine Talkrunde mit den Spitzenkandidaten der demokratischen Parteien, moderiert von der Schauspielerin und Regisseurin Mo Asumang. (abendblatt.de/dpa)