“Steilküsten sind deshalb steil, weil ständig etwas abbricht.“ Daher werde es auch nach den neuen Abbrüchen keine Sperrungen geben.

Sassnitz. Nach dem jüngsten Steilküsten-Abbruch bei Sassnitz auf Rügen wird das zuständige Nationalparkamt keine Wege oder Gebiete absperren. "Da solche Vorgänge völlig normal sind, ist noch nie jemand auf die Idee gekommen, Steilküsten zu sperren“, sagte der kommissarische Leiter des Nationalparkamts Vorpommern, Ulrich Meßner, am Sonntag.

"Steilküsten sind deshalb steil, weil ständig etwas abbricht.“ Darauf würden Fußgänger beispielsweise am Hochuferweg, der durch sein Panorama berühmt ist, auch mit Schildern aufmerksam gemacht, sagte Meßner. Am vergangenen Freitag war bei Sassnitz eine etwa 80 Meter breite Kreidewand in die Ostsee gestürzt.

Zudem sei prinzipiell fraglich, ob Sperrungen sinnvoll sind, sagte Meßner. Die Menschen kämen genau deswegen an die Steilküste, um sie zu bewundern. Sie wollten an die Kante herangehen, um dort den schönen Blick zu fotografieren – "„sie haben auch ein Recht dazu.“ Die Besucher, die dahin kommen, müssten nur immer wissen, dass es nicht ganz ungefährlich ist. In diesem Winter habe es bedingt durch außerordentliche Wettersituationen mit vielen Niederschlägen und starkem Frost bereits mehrere Abbrüche gegeben. Dort, wo entlang der Küste Risse auftreten, würden Wanderwege verlegt, sagte Meßner. Und oft seien die Strände gar nicht zu begehen, weil die schlammige, aufgeweichte Kreide unüberwindbar ist. Meßner wandte sich strikt gegen Mutmaßungen, dass der Schutzstatus des Nationalparks schuld an den Abbrüchen sei. "Das stimmt nicht, das ist einfach Geologie.“ Manche Anwohner vertreten die Meinung, dass mit einer – im Nationalpark unzulässigen – Entwässerung das Problem der Abbrüche in den Griff zu bekommen sei.

Schätzungen zufolge sind am vergangenen Freitag bei Sassnitz etwa 1000 Kubikmeter Kreide abgebrochen. Im November vergangenen Jahres waren rund 10.000 Kubikmeter nahe dem Kollicker Ufer rund drei Kilometer südlich des Königsstuhls abgestürzt. Dabei handelte es sich um den größten Abbruch seit Frühjahr 2008, als rund 25 000 Kubikmeter aus dem 13 Kilometer langen Kreideküstenabschnitt brachen. (abendblatt.de/dpa)