Mehrere Gebäude wurden nach Abbrüchen der Steilküste bei Mukran auf Rügen gesperrt. Auch der slawische Burgwall ist in Gefahr.

Stralsund/Bergen. Nach dem Steilküstenabbruch bei Mukran auf der Insel Rügen hat der Landkreis ein derzeit leerstehendes Wohnhaus nahe der Abbruchkante gesperrt. Zudem wurde ein Wohnwagen-Nutzer aufgefordert, sein Gefährt aus der Gefahrenzone zu bringen, wie eine Sprecherin des Landkreises am Freitag in Bergen der dpa sagte. Auch mehrere Gartenhäuschen könnten nicht mehr genutzt werden. Mitarbeiter des Bauamtes hatten am Freitag die Abbruchstelle in der Nähe des Fährhafens in Augenschein genommen. Doch nicht nur Häuser, sondern auch archäologische Zeugnisse sind in Gefahr: Unmittelbar an einem vielbesuchten slawischen Burgwall hat der Steilhang an Stabilität eingebüßt.

Für ein weiteres, bewohntes Haus konnte der Landkreis zunächst Entwarnung geben. Sollte sich die Situation jedoch ändern, werde erneut geprüft, ob die Nutzung möglich bleibt. Tauwetter und Niederschläge haben der Steilküste auf Deutschlands größter Insel in den ergangenen Tagen an vielen Stellen zugesetzt . Die Polizei hat bei einem Flug entlang der Ostküste zwischen Thiessow im Süden und dem Kap Arkona im Norden mindestens neun unterschiedlich große Abbrüche registriert. Betroffen sind neben Mukran auch der Lobber Ort im Süden der Insel, das Nordperd und der Südstrand bei Göhren, ein Abschnitt zwischen Kap Arkona und Juliusruh, die berühmte Kreideküste, ein Bereich zwischen Königsstuhl und Lohme sowie ein Abschnitt zwischen Glowe und Lohme.

Abrutsche gab es auch am slawischen Burgwall - einem bedeutenden Flächendenkmal der Insel Rügen, das jährlich von Tausenden Touristen besucht wird. Große Teile der Anlage sind bereits bei früheren Hangrutschen in die Tiefe gestürzt. Die Anlage ist Rest der legendären Tempelburg und Kultstätte der Ranen, die hier zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert siedelten. “Alle Hinweise zu Abbrüchen werden sehr ernst genommen“, sagte Kreissprecherin Carina Schmidt. Bei Anzeichen von Gefährdungen müsse für weitere Bauten geprüft werden, ob sie weiter genutzt werden können.

Fachleute führen die Abbrüche auf das Zusammenspiel von Frost und Tauwetter zurück. Im Dezember hatte es auf Rügen stark geschneit. Mit dem Tauwetter im Januar sei nun der Niederschlag in den Boden eingedrungen. Zudem sei das Eis in den Hängen getaut. Auch die Bebauung und der Massentourismus werden für die Abbrüche mitverantwortlich gemacht. Auf Rügen sind in den vergangenen Jahren immer wieder Küstenhänge ins Rutschen gekommen. Bei Lobbe im Süden der Insel wurde 2005 eine 27-jährige Berlinerin von herabstürzenden Geröllmassen erschlagen. In Lohme, im Nordteil der Insel, brach im selben Jahr ein zwei Fußballfelder großes Stück aus der Küste. Ein Diakonieheim an der Abbruchkante musste abgerissen werden. (dpa)