101 Seehundewurden dieses Jahr aufgezogen – die höchste Zahl in 40-jähriger Geschichte. Im Herbst folgen noch weitere Aussetzungen.
Juist. Die Seehundstation im ostfriesischen Norddeich hat zum ersten Mal in diesem Jahr Jungtiere in die Freiheit entlassen. Sechs Seehunde mit den Namen Grace, Sören, Frauke, Jörg, Disco und Heini wurden am Donnerstagabend am Strand der Insel Juist ausgesetzt. Die verwaisten Heuler waren im Juni entlang der Nordseeküste gefunden und aufgezogen worden, sagte der Leiter der Seehundstation, Peter Lienau. Jana, der erste Heuler der Saison, war noch nicht dabei. Ihm fehlt es noch an dem für die Auswilderung notwendigen Körpergewicht
Gut verpackt in großen Kisten hievten Lienau und seine Mitarbeiter die Tiere einzeln von einer Tjalk auf den Strand und setzten sie zunächst in ein provisorisches Gehege aus Metallzaunelementen. Gemeinsam robbten die Seehunden anschließend in das Nordseewasser und wurden dabei von neugierigen Artgenossen beäugt. „Es ist immer wieder eine große Freude, wenn sie rausgehen“, sagte Lienau.
„Wir haben die Verpflichtung, den Seehunden zu helfen, denn sie sind die Symboltiere des Wattenmeeres“, ergänzte Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP). Er hatte bei seiner Sommertour erstmals an einer Seehund-Aussetzfahrt teilgenommen.
Im laufenden Jahr hat die Seehundstation mit zwölf Mitarbeitern 101 Tiere aufgezogen. „Das ist die höchste Zahl in der 40-jährigen Geschichte“, sagte Lienau. Alle weiteren Seehunde aus der Station sollen bis Ende Oktober in die freie Wildbahn entlassen werden.
Zumeist werden die von ihren Muttertieren verlassenen Seehunde von Touristen oder Mitarbeitern von Kurverwaltungen gefunden. Per Fähre oder Flugzeug gelangen die nur wenige Tage alten, zehn Kilo schweren und 80 Zentimeter großen Heuler auf das Festland. Nach einer siebentägigen Quarantäne kann die Aufzucht in der Seehundstation beginnen.
Gefüttert werden sie zunächst mit einer Mischung aus Welpenmilch mit hohem Fettanteil, Schmelzflocken und Heringsbrei. Nach durchschnittlich 64 Tagen und einem Mindestgewicht von 25 Kilogramm können die Seehunde in die Freiheit entlassen werden. (dapd/abendblatt.de)