Immer mehr Seehundbabys werden an den Stränden gefunden. Grund: Störung durch den Menschen, Gewitter und starke Nordwestwinde.
Norddeich/Friedrichskoog. Mit Beginn der Ferienzeit werden immer mehr mutterlose Seehund-Babys an Niedersachsens Stränden gefunden. Erst vor einer Woche wurde Jana als erster Heuler der Saison auf der Nordseeinsel Borkum entdeckt. Inzwischen beherbergt die Seehundstation im ostfriesischen Norddeich schon 13 einsame Tiere. „Das ist Durchschnitt und ganz normal jetzt in der Hauptwurfzeit“, sagte Stationsleiter Peter Lienau.
Ursache für die Funde der vereinzelten Tiere seien meistens Störungen durch Menschen an den Stränden. Hinzu kämen die Gewitter der vergangenen Tage und starke Nordwestwinde. Vor den anstehenden Pfingsttagen appellierte Lienau an Touristen, große Abstände zu Seehunden einzuhalten und Schutzgebiete nicht zu betreten.
Neben Jana locken auch Hummel, Gilbert, Molly und weitere Tiere in Norddeich die Touristen an: Die Fütterungszeiten sind beliebte Fotomotive für Touristen, sagte Lienau. Die kulleräugigen Tiere aus dem Gebiet von Borkum bis zur Elbmündung werden aufgepäppelt, bis sie das für die Auswilderung nötige Mindestgewicht von 25 Kilogramm erreicht haben.
Auch an Schleswig-Holsteins Nordseeküste wurden in den vergangenen Wochen elf von ihrer Mutter verlassene Seehundbabys entdeckt. Sie werden in der Seehundstation Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen) zunächst in einem Quarantänebecken gehalten, bevor sie in ein normales Aufzuchtbecken umziehen dürfen.
Auf Experten machen die Seehunde in diesem Jahr allgemein einen gesunden und gestärkten Eindruck: Hinweise auf Erkrankungen gibt es derzeit nicht. 2010 wurde der höchste Bestand im Niedersächsischen Wattenmeer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1958 gezählt: Mit insgesamt 6623 Seehunden ist der Spitzenwert von 2002 (6481) übertroffen worden. (dpa)