In den Stationen werden die Seehundbabys wieder “aufgepäppelt“, bis sie das notwendige Mindestgewicht für die Auswilderung erreicht haben.

Friedrichskoog/Norddeich. Die Seehundstationen in Friedrichskoog und in Norddeich erleben in diesem Sommer einen Heuler-Rekord. Bislang brachten die Seehundjäger 122 junge Robben, sagte Stationsleiterin Tanja Rosenberger am Mittwoch in Friedrichskoog. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 111 Jungtiere aufgenommen.

Im niedersächsischen Norddeich seien bisher 101 junge Robben eingetroffen, berichtete Stationsleiter Peter Lienau.

2010 waren es insgesamt rund 70 Robben-Babys. Als Ursache der diesjährigen Rekordzahlen verweist Lienau auf drei lange Wochenenden mit vielen Urlaubern zur Hauptwurfzeit der Robben. „Es gibt immer wieder Gäste, die sich nicht an die Ruhezonen der Seehunde halten und die Tiere beim Säugen stören“, sagte Lienau. Das Problem sei: Seehunde müssen beim Säugen auf der Seite liegen. Bei Störungen rolle sich die Mutter jedoch auf den Bauch, das Junge bleibt hungrig. Auch ein schweres Sommergewitter mit mehreren Tagen Nordweststurm dürfte nach Angaben von Lienau die Aufzucht des Nachwuchses gestört haben.

Die beiden Seehundstation sind nach einem internationalen Abkommen die einzig berechtigten Aufnahmestellen für Seehund-Waisen und für Kegelrobbenbabys in Schleswig-Holstein beziehungsweise in Niedersachsen. Dort werden die von ihrer Mutter getrennten Seehundbabys „aufgepäppelt“, bis sie das für eine Auswilderung notwendige Mindestgewicht von 25 Kilogramm erreichen.

Nach Angaben des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein hat sich die Seehundpopulation an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste in den vergangenen Jahren trotz zweier Staupeepidemien in den Jahren 1988 und 2002 gut entwickelt: Wurden Anfang der 1970er Jahre nur knapp 1500 Seehunde gezählt, waren es im vergangenen Jahr insgesamt 9720 Tiere – davon 2873 Jungtiere