In Schleswig-Holstein wurden inzwischen deutlich mehr als 30.000 Anträge für die neuen Hilfen für arme Kinder eingereicht, Tendenz steigend.

Hamburg/Kiel. Die neuen Hilfen für arme Kinder werden nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums von immer mehr Familien in Deutschland angenommen. „Es gibt erste Anzeichen, dass die Inanspruchnahme des Bildungspakets gestiegen ist“, sagte eine Sprecherin von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Donnerstag bei einem Besuch der Ministerin in Hamburg. Neue Zahlen sollen in der nächsten Woche vorliegen. In Schleswig-Holstein wurden inzwischen deutlich mehr als 30 000 Anträge eingereicht, Tendenz steigend, wie das Sozial- und Arbeitsministerium in Kiel mitteilte.

Ende Mai hatte der Bundesrat die Antragsfrist für rückwirkende Leistungen ab 1. Januar um zwei Monate verlängert. Die Hilfen aus dem Hartz-Bildungspaket für 2,5 Millionen bedürftige Kinder können nun noch bis Ende Juni rückwirkend beantragt werden. Das Bildungs- und Teilhabepaket mit zusätzlichen Leistungen wie Mittagessen in Kita oder Schule oder Beiträge zu Musik- oder Sportvereinen trat erst Ende März in Kraft. Einen Anspruch auf die Leistungen hatten die Betroffenen nach den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts aber bereits zum 1. Januar.

In Schleswig-Holstein liegen einer Umfrage von Landkreistag und Städteverband zufolge je nach Region inzwischen Anträge für rund 25 bis 30 Prozent der antragsberechtigten Kinder und Jugendlichen vor. Antragsberechtigt sind im nördlichsten Bundesland rund 120 000 Kinder und Jugendliche. Die Geschäftsführer von Landkreistag und Städteverband, Jan-Christian Erps und Jochen von Allwörden zeigten sich zufrieden: „Aus allen Kreisen bekommen wir die Rückmeldung, dass die Nachfrage stark zunimmt“, berichtete Erps. „Das Bildungs- und Teilhabepaket kommt inzwischen wirklich bei den Betroffenen an“, erklärte von Allwörden. Arbeits- und Sozialminister Heiner Garg (FDP) appellierte an Eltern und Familien, die Angebote für ihre Kinder zugänglich zu machen. Zur Beratung können sich Antragsteller an die Jobcenter oder an die zuständigen Stellen in den Kreis-, Stadt- und Gemeindeverwaltungen wenden.

Von der Leyen informierte sich am Donnerstag in einer Stadtteilschule in Hamburg-Barmbek und aß dort mit mehr als 40 Kindern in der renovierten Schulkantine zu Mittag. Die Erweiterung der Kantine sei mit Hilfe des Bildungspakets möglich geworden, sagte die Sprecherin. Der neue Kantinenpächter servierte den Kindern, der Ministerin und dem Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) Knusperputenschnitzel mit grünem Risotto und Ratatouille sowie Vanillecreme als Dessert. „Es war sehr lecker“, sagte die Ministerin.

„Für Hamburg hat das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes ordentlich Rückenwind gebracht“, sagte Rabe. Hamburg habe jeweils auf die Bundesleistungen noch etwas oben draufgelegt. So ist das Mittagessen für alle bedürftigen Kinder in der Hansestadt komplett kostenlos. An der Stadtteilschule bekommen dank einer Beteiligung von Spendern sogar alle Schüler – ob bedürftig oder nicht – das Essen gratis. Auch die Nachhilfe kann die Stadt den armen Kindern kostenlos anbieten.

(dpa/abendblatt.de)