Arbeitsaufwand zur Umsetzung des Bildungspaketes ist zu hoch. Schulleiterverband fordert mehr Personal für Sekretariate einzustellen.
Hamburg. Hamburgs Schulen schlagen Alarm: "Wir werden zu Außenstellen des Sozialamts", sagt der Vorsitzende des Verbandes Hamburger Schulleiter, Ulrich Mumm. Seit der SPD-Senat die Umsetzung einiger Bereiche des Bildungs- und Teilhabepakets von Bundessozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) an die Schulen verlagert hat, sei die Arbeit kaum noch zu bewältigen. "Grundsätzlich sei die Förderung gut. Das Problem ist, dass wir ständig neue Aufgaben bekommen, aber keine zusätzlichen Ressourcen", so der langjährige Leiter des Gymnasiums Allee (Altona).
Vor allem die Sekretariate an den Schulen seien total überlastet, sagt auch Sven Kertelhein, Direktor des Gymnasiums Hamm. Allein in dieser Woche wären an seiner Schule 40 neue Anträge für kostenloses Mittagessen eingegangen. Die Prüfung dauere oft Wochen, weil die Eltern die entsprechenden Bescheide nicht brächten. Mehr Arbeit machten auch die HVV-Karten für Schüler aus Hartz-IV-Familien. Jedes Mal müsse geprüft werden, ob eine andere, näher gelegene Schule das betreffende Kind aufnehmen könne. Wenn das so ist, gibt es keine Umsonst-Karte. Zudem sind die Schulen jetzt nicht mehr nur für die Kostenübernahme bei Klassenreisen, sondern auch bei Ausflügen zuständig. Je nach sozialer Zusammensetzung seien 50 Prozent und mehr der Schüler antragsberechtigt. "Wir brauchen verbindliche und langfristige Zusagen für mehr Personal", sagt Heidrun Michau-Reichmann, Leiterin der Grundschule Fuchsbergredder (Billstedt-Nord).
Zumal eine weitere Verschärfung der Situation zu erwarten sei: "Wir müssen jetzt die Voraussetzungen für die kostenlose Nachhilfe für 14 000 Schüler schaffen", so Mumm. Die Zeugniskonferenzen, die in der nächsten Wochen starten, sollen beschließen, welche Schüler Förderung bekommen sollen. Danach unterbreiten die Lehrer den Eltern das Angebot, eine Lernvereinbarung soll unterschrieben werden. Erst danach können die Schulleiter beginnen, Nachhilfelehrer - das können Pädagogen, Studenten oder auch Rentner sein - zu organisieren, und sie auf Zeiten und Räume zu verteilen. "Das ist dann wie ein Schattenkollegium, das nach einem zweiten Stundenplan arbeitet", sagt Mumm.