Eingedeichte Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern seien trotz Alarmstufe 1 aber nicht gefährdet. Niedersachsen bangt wegen neuen Regens.

Schwerin/Hannover. Tauwetter, Schneeschmelze und neue Regenfälle: Auch an den Flüssen im Norden Deutschlands bleibt die Hochwasserlage angespannt. Das Hochwasser der Elbe wird Mecklenburg-Vorpommern voraussichtlich am Wochenende erreichen. Nach der Vorhersage der Hochwasserzentrale Magdeburg werden Wasserstände der niedrigsten Alarmstufe A 1 in Dömitz am Freitag und in Boizenburg am Sonntag erreicht, teilte das Umweltministerium inSchwerin am Montag mit. Doch selbst bei höheren Alarmstufen bestehe keine Gefahr für die eingedeichten Gebiete. „Die Hochwasserschutzanlagen sind in einem sehr guten Ausbau- und Unterhaltungszustand“, sagte Minister Till Backhaus (SPD). Wasserstände bis zur Alarmstufe 4 seien gut beherrschbar.

Mit extremen Entwicklungen sei derzeit aber weder an der Elbe noch an Peene oder Warnow zu rechnen, hieß es. Die Wasserstände lägen unterhalb der Pegel für die Alarmstufe 1. Die Situation sei allerdings auch von weiteren Regenfällen abhängig. Alle Flüsse und Bäche im Land hätten viel Wasser, lokal sei es zu Überschwemmungen von Straßen und Wegen gekommen, aber ohne erhebliche Beeinträchtigungen.

+++ Die Pegel sinken: Entspannung an Rhein, Ruhr und Mosel +++

In Niedersachsen könnten erneute Regenfälle die Hochwasserlage wieder verschlimmern - zumindest bringt die Wettervorhersage für die kommenden Tage für die Hochwasserregionen des Landes keine guten Nachrichten. Erneute Regenfälle könnten die Pegel der Flüsse weiter ansteigen lassen und die Situation verschlimmern. Am Dienstag und Mittwoch sei im ganzen Bundesland wieder mit Regen zu rechnen, sagte ein Sprecher des Wetterdienstes. Am Montag gaben die Pegelstände an den Flüssen kein einheitliches Bild ab.

Während es an Aller und Oker sowie im oberen Leinegebiet Entwarnung gab und die Pegelstände sanken, ist die Hochwasserlage an Weser und Elbe weiter kritisch. „Der Regen in der Nacht zum Sonntag hat dafür gesorgt, dass es an der Weser ein dickeres Hochwasser geworden ist, als wir erwartet hätten“, sagte eine Sprecherin des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Die Hochwasserwelle auf der Weser bewege sich flussabwärts und solle am Mittwochmorgen Bremen erreichen. In den kommenden Tagen werde an allen Pegelständen entlang des Flusses die Meldestufe drei erreicht, was die Gefahr einer größeren Überschwemmung bedeute.

Ende der Woche könnte es in den niedersächsischen Städten entlang der Elbe kritisch werden. Die Pegel des Flusses steigen nach Angaben des NLKWN im oberen Lauf an und könnten dafür sorgen, dass am Wochenende die Alarmstufe eins ausgerufen wird. „Dann wird möglicherweise auch die Sechs-Meter-Marke überschritten“, sagte die Sprecherin des NLKWN. Am schlimmsten ist die Lage bislang in Hannoversch Münden, wo Werra und Fulda zur Weser zusammenfließen.

Kein Durchkommen gab es dort für die Autofahrer auf der Bundesstraße 496, auch auf der Bundesstraße 80 kam es zu Beeinträchtigungen. Zudem stehen Teile der Altstadt und Wohngebiete in Hannoversch Münden unter Wasser. Am Sonntagabend hatte der Weserpegel dort mit 6,20 Meter fast den Stand des Jahrhunderthochwassers vom Januar 1995 erreicht. Am Montagmorgen sank der Pegel aber bereits wieder leicht auf 6,16 Meter. Die Anwohner hoffen auf eine Entspannung der Situation.

Betroffen von den Überflutungen sind nach Angaben desLeiters des städtischen Ordnungsamts, Jürgen Liebrecht, rund 50 Gebäude in der historischen Altstadt. Dort seien die Keller vollgelaufen. „Für die Bewohner der Altstadt sind Überschwemmungen ganz normal“, sagte Liebrecht.„Sie nehmen das alles fast fatalistisch hin.“ Im gesamten Bundesland sind vor allem Wiesen und Felder überschwemmt. In der Region Hannover wurden sechs Kreisstraßen und eine Landesstraße gesperrt. Auch im Busverkehr kam es zu Behinderungen. Buslinien mussten umgeleitet und Haltestellen gesperrt werden. Beim

Deichschutz sorgt das Hochwasser ebenfalls für Probleme. Rund um Bleckede (Kreis Lüneburg) verhindern die Wassermassen, dass Weiden zwischen den Deichen zurückgeschnitten werden können. Wenn sich in den Bäumen Treibgut festsetze, könnten sie das Wasser zusätzlich aufstauen, sagte ein Sprecher der Stadt am Montag. Die frühe Schmelzperiode, die das Hochwasser mit verursacht hat, ist nach Angaben eines Sprechers des Wetterdienstes sehr ungewöhnlich. „Normalerweise gibt es die große Schneeschmelze erst im März“, sagte der Sprecher. Die bisherigen Schnee- und Regenmengen in diesem Winter seien jedoch normal. (dpa)