In dem Orkantief geriet ein deutscher Fischkutter in Seenot. Der Fährverkehr zu nordfriesischen Inseln wurde eingestellt, in Hamburg fielen Bäume.

Heligenhafen/Husum/Hamburg. Das Sturmtief Carmen hat bei seinem Durchzug durch Norddeutschland offenbar weniger Schäden angerichtet als befürchtet. In Schleswig-Holstein und Hamburg blieb es meist bei umgestürzten Bäumen, abgerissenen Ästen sowie umherfliegenden Gerüstteilen, Dachluken und Ziegeln, wie Sprecher von Polizei und Feuerwehr sagten. Für die Küsten Schleswig-Holsteins und Niedersachsens hatte der Deutsche Wetterdienst seine Unwetterwarnung aus der Nacht bis Freitag verlängert. Dramatisch gestaltete sich die Havarie eines deutschen Kutters am Donnerstagabend vor der Ostseeinsel Fehmarn. Der Kapitän des bei dem schweren Sturm in Seenot geratenen Fischkutters konnte gerettet werden und erlitt einen Schock.

In der Grelckstraße in Lokstedt stürzte ein riesiger Baum auf drei abgestellte Autos. Die Feuerwehr zerlegte den Baum am Nachmittag.

Der elf Meter lange Kutter war am Donnerstagabend wegen eines Maschinenausfalls manövrierunfähig vor Fehmarn getrieben. Zu dem Zeitpunkt hätten in dem Seegebiet für Ostseeverhältnisse bemerkenswerte Wellenhöhen von fünf Metern und schwerer Sturm bis Stärke zehn mit Windgeschwindigkeiten von etwa 100 Stundenkilometer geherrscht, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei (WSP) am Freitag in Heiligenhafen (Kreis Ostholstein).

Von Großenbrode aus sei daraufhin der Seenotkreuzer „J.T. Essberger“ dem Havaristen zur Hilfe gelaufen und habe ihn an den Haken genommen. Beim Schlepp kenterte der Kutter jedoch plötzlich. Die Besatzung des Seenotkreuzers barg den Kutterkapitän, der allein an Bord war, und versorgte ihn. Er kam in ein Krankenhaus im ostholsteinischen Oldenburg. Er ist den Angaben zufolge inzwischen wieder wohlauf.

Der Kutter trieb am Freitag etwa vier Seemeilen (7,5 Kilometer) südöstlich Fehmarn. Das in Kiel stationierte Bergungsboot „Scharhörn“ begleitete und beobachtete den Havaristen, wie der WSP-Sprecher sagte.

Entlang der Nordseeküste hinterließ Carmen vor allem abgerissene Äste, wie eine Polizeisprecherin in Husum sagte. Allerdings mussten wegen des teils orkanartigen Sturms, der bei Böen in Spitzen sogar Orkanstärke erreichte, sämtliche Schiffsverbindungen zu den nordfriesischen Inseln und Halligen eingestellt werden. Die Fähre zwischen List auf Sylt und Havneby auf der dänischen Insel Römö sowie die Fähren vom Festland nach Amrum, Föhr, Hooge und Pellworm fuhren bis auf weiteres nicht mehr. Der Autozug zwischen Niebüll auf den Festland und Westerland auf Sylt war für Wohnwagengespanne, leere Transporter und unbeladene Lkw gesperrt. Gleiches galt auch für die Passage der Fehmarnbelt-Brücke an der Ostsee.

In Hamburg musste die Feuerwehr nach Angaben ihres Sprechers innerhalb von 24 Stunden mehr als 20 Mal ausrücken. Am Freitagmittag stürzten in den Stadtteilen Tonndorf und Wilhelmsburg zwei Bäume um. Beim Flughafen in Fuhlsbüttel drohten mehrere Dachlukenfenster herunterzustürzen, wie der Feuerwehrsprecher sagte.