Der Tourismus verspricht sich von dem werbewirksamen Titel mehr Gäste. Doch der Antrag bei der Unesco ist teuer. Schwerin wagt es dennoch.

Neubrandenburg. Die Stadt Neubrandenburg gibt ihre Pläne auf, die mittelalterliche Stadtmauer ins Weltkulturerbe der Unesco aufnehmen zu lassen. Nachdem Oberbürgermeister Paul Krüger (CDU) die Stadtvertreter über die geringen Erfolgsaussichten eines solchen Antrags informiert hat, ist offenbar auch der Elan im Stadtparlament erlahmt. Man ziehe die Konsequenzen aus Krügers Bericht, sagte CDU- Fraktionschef Markus Bitto. Auch die Linke will keine Aktivitäten zum Weltkulturerbe mehr starten.

Die 2,3 Kilometer lange Wallanlage schließt vier neugotische Tore, mehrere Wiekhäuser und einen Fangelturm ein. Die Anlage, die vom 13. bis 15. Jahrhundert errichtet worden war, gilt als eine der am besten erhaltenen Wehranlagen in Norddeutschland.

Nach Angaben der Stadtverwaltung würde ein Bewerbungsverfahren zwischen 500.000 und 600.000 Euro kosten. Mehrere Experten hätten der Stadt inzwischen versichert, dass die Erfolgsaussichten aber gering wären. „Wir könnten es nicht ohne Landesunterstützung schaffen, aber das Land hat sich jetzt ja auf das Schloss in Schwerin fokussiert“, sagte Bitto. Zudem sei der Norden Europas auf der Liste mit Objekten aus dem Mittelalter wohl ohnehin bereits überrepräsentiert. „Wir haben das ohnehin schon immer skeptisch gesehen“, sagte der Geschäftsführer der Linken-Fraktion, Dieter Kowallick.

Mecklenburg-Vorpommern ist nach Angaben des Schweriner Kultusministeriums bisher mit einem Eintrag auf der Welterbeliste vertreten: Den beiden Altstädten von Wismar und Stralsund. Sie gelten als repräsentatives Beispiel für das kulturelle Erbe der Hanse. Derzeit werden Bewerbungen für das Schloss in Schwerin und die Klosteranlage in Bad Doberan vorbereitet. Das Münster in Bad Doberan wolle sich zusammen mit dem Lügumkloster in Dänemark und dem Kloster Pelplin in Polen bewerben, hieß es. Im Rahmen einer weiteren internationalen Bewerbung sollen zwei Buchenwälder auf Rügen und bei Serrahn im Müritz-Nationalpark auf die Liste des Weltnaturerbes.