Der Tornado wirbelte kiloschwere Gegenstände wie Spielzeug durch die Luft. Die wirtschaftlichen Schäden sind noch nicht abzusehen.

Hannover. Abgedeckte Dächer, beschädigte Oberleitungen, umherfliegende Hollywood-Schaukeln oder Motorroller: Der Sturm hat in Niedersachsen viele Schäden hinterlassen. Die Regionen Hannover und Lüneburg blieben allerdings weitgehend vom Unwetter verschont. Im Nordwesten starben zwei Frauen durch umgestürzte Bäume und Äste. Reisende der Emslandlinie mussten Einschränkungen in Kauf nehmen. Die Strecke zwischen Leer und Dörpen sollte auch am Dienstag bis zum Nachmittag gesperrt sein. In Nordhorn (Kreis Grafschaft Bentheim) wurde eine Frau von einem Baum erschlagen. In Weener (Kreis Leer) verletzte ein dicker Ast eine 20-Jährige schwer. Sie starb im Krankenhaus.

Im Kreis Aurich gingen bei Polizei und Feuerwehr 1400 Notrufe innerhalb weniger Stunden ein. „Die Rettungskräfte fuhren von einem Einsatz zum anderen“, sagte Polizeisprecherin Sabine Kahmann. Im Tannenhausener Badesee türmte sich eine riesige Welle auf, die ein Schlauchboot unter sich begrub. Die drei Insassen wurden nicht verletzt. Bei der Bahn war vor allem die Emslandlinie von dem Unwetter betroffen. Wie der Regionalsprecher Niedersachsen von der Deutschen Bahn berichtete, waren mehrere Bäume auf die Gleise und die Oberleitung gestürzt und hätten diese zerstört. Die Intercity-Züge wurden über Bremen und Osnabrück umgeleitet. Für die Regionalzüge setzte die Bahn fünf Busse ein. Erst am Dienstagabend konnte zumindest wieder ein Gleis freigegeben werden. Mit Verspätungen sei weiterhin zu rechnen, sagte der Sprecher. Am Mittwochmorgen werde voraussichtlich das zweite Gleis wieder befahrbar sein.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat besonders an der Küste hohe Windstärken und extreme Niederschläge gemessen. „Auf Spiekeroog wehte der Sturm mit 31 Meter pro Sekunde, das sind orkanartige Böen mit Windstärke 11“, sagte Elke Roßkamp vom DWD. Auch in Bremerhaven, Cuxhaven und Lingen (Landkreis Emsland) sei Windstärke 10 aufgezeichnet worden. „Am meisten Regen haben die Gebiete zwischen Bremerhaven und Cuxhaven abgekriegt“, sagte Roßkamp. Dort seien in einer Stunde 29 Liter Wasser pro Quadratmeter gefallen, auf Borkum und in Lamstedt (Landkreis Cuxhaven) 21 Liter. Die Aufräumarbeiten werden im Kreis Leer wahrscheinlich noch einige Tage dauern. „Das ist hier so richtig durchgefegt“, sagte Polizeisprecherin Andrea Berends. „Das war schon heftig.“ Der Sturm deckte zahlreiche Dächer ab, viele Autos wurden von herabfallenden Ästen und Bäumen beschädigt.

In Leer brach der Giebel eines Hauses zusammen. In Emden schlug der Blitz in der Polizeiwache ein und legte die Telefonanlage vorrübergehend lahm. In einigen Gemeinden rund um Hildesheim, wie Elze, Gronau, Betheln, Wülfingen und Mehle, fiel für einige Stunden der Strom aus. Auch im Emsland und der Grafschaft Bentheim gab es in einigen Orten kurzfristig keinen Strom. In Meppen deckte der Orkan das komplette Dach eines Supermarkts ab. Besonders heftig tobte er in einem Jugendzeltlager in Klausheide. Dort rissen die Böen die Zelte mehrere Kilometer mit. Die Jugendlichen wurde nicht verletzt.

Auch im Oldenburger Land kippten zahlreiche Bäume um. „Verletzte hatten wir glücklicherweise nicht“, sagte Polizeisprecher Carsten Grallert. Die Bahn musste die Strecke von Oldenburg nach Osnabrück für zwei Stunden sperren, weil bei Großenkneten Bäume auf die Gleise gefallen waren. Auch zwischen Leer und Emden sowie nach Oldenburg standen die Züge zeitweise still. Im Göttinger Ortsteil Elliehausen richtete das Unwetter ebenfalls erhebliche Schäden an. Mehrere Dächer wurden abgedeckt und Bäume umgeworfen. Umherfliegende Dachziegel beschädigten Autos. „Alles, was nicht angebunden war wie Trampolins, eine Hollywoodschaukel und ein Motorroller, landeten in mehrere Häuser entfernten Gärten“, sagte ein Feuerwehrmann. Die Feuerwehr musste in Göttingen 26 Mal ausrücken, um vollgelaufene Keller leer zu pumpen oder Straßenbäume von den Fahrbahnen zu räumen.

Zwei Wirbelstürme hatten auf der Helgoländer Düne und auf Sylt Campingplätze verwüstet. Auf der Düne vor Deutschlands einziger Hochseeinsel Helgoland wurden dabei elf Menschen verletzt und 47 Zelte zerstört. Die Windhose riss die Hälfte aller Zelte um und wirbelte rund 50 der insgesamt 300 Strandkörbe durch die Luft, sagte Furtmeier. Die bis zu 100 Kilogramm schweren Körbe knallten zum Teil 40 Meter von ihren ursprünglichen Standorten entfernt auf den Boden. Außerdem drückte der Tornado einige Fenster an Gebäuden ein und verbog das Tor des Flugzeughangars.