Einen Tag nach dem Tornado auf der Helgoländer Düne beginnen die Aufräumarbeiten. Elf Menschen wurden verletzt.

Helgoland. Einen Tag nach den schweren Unwettern und Tornados in Norddeutschland haben die Aufräumarbeiten begonnen. Die Windhosen hatten am Montag auf der Helgoländer Düne sowie auf der Nordseeinsel Sylt je einen Campingplatz verwüstet. Auf der Düne vor Deutschlands einziger Hochseeinsel Helgoland waren dabei elf Menschen verletzt und 47 Zelte zerstört worden. Die unverletzten Camper konnten auf der Hauptinsel in Hotelzimmern und einer Schule übernachten, sagte Tourismusdirektor Klaus Furtmeier am Dienstag. Auf Sylt war niemand verletzt worden. Dort war der Tornado in Hörnum über ein Zeltlager hinweggefegt.

Tornado verwüstet Helgoländer Düne

Obwohl Urlauber, Tagesgäste und Camper rechtzeitig gewarnt werden, hatten sie dem Tornado nichts entgegenzusetzen. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte der 63-Jährige Wilfried Richters, der den Sturm am frühen Montagnachmittag in seinem Zelt auf der Helgoländer Düne überstand. Die Bilanz der Rettungsdienste: Elf Menschen sind verletzt, zumeist haben sie Knochenbrüche und wurden in Helgolands kleinem Krankenhaus behandelt. Zwei Schwerverletzte wurden mit einem Rettungshubschrauber in Kliniken auf dem Festland geflogen. Der Sachschaden ließ sich noch nicht beziffern.

Alle Rettungskräfte auf Deutschlands einziger Hochseeinsel waren stundenlang im Einsatz. Der Hauptfelsen mit dem 1300-Einwohner-Ort blieb von Zerstörungen verschont. Ein Beobachter sprach von einem schnellen und reibungslosen Einsatz von Feuerwehrleuten, Sanitätern und Ärzten. Beteiligt waren auch Helfer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, der Johanniter Unfallhilfe und des DRK.

Hintergrund: Tornados und Windrosen

Zunächst hieß es auf der Insel, der Katastrophenfall sei ausgerufen worden. Später sagte der Sprecher des Kreises Pinneberg, zu dem die Insel gehört, man habe sehr schnell in Absprache mit Bürgermeister Frank Botter entschieden, das dies und weitere Hilfe vom Festland nicht nötig seien. „Die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte hat einwandfrei geklappt“, sagten Botter und Wehrführer Heiko Ederleh.

Gut 100 Helfer waren unmittelbar, nachdem die Windhose abgezogen war, mit Börtebooten, die sonst zum Ausbooten der Seebäderschiffe genutzt werden, und dem Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“ zur Düne gefahren.

Der Campingplatz auf der Düne wurde von dem durchziehenden Wirbelsturm fast komplett verwüstet. Auf dem kleinen Flugplatz der Badeinsel, die dem Hauptfelsen vorgelagert ist, kippte eine Propellermaschine um. Das Dorf mit Ferienhäusern blieb unzerstört. Rund 60 Camper kamen vorübergehend in der Helgoländer Schule unter. Der 63-jährige Richters, der auf der Hauptinsel lebt und den heißen Tag auf der Düne verbrachte, sagte, die Unwetterfront sei rasend schnell herangekommen. Rechtzeitig vorher hatte der Platzwart noch vor dem drohenden Sturm gewarnt. „Da kann man dann als Camper nur abwarten“, sagte Richters am Telefon.

Der Tornado sei von Südwesten über den Platz gerast und habe in seiner Schneise etwa 80 bis 85 Prozent der rund 100 Zelte „plattgemacht“. Die Verletzten habe es seiner Kenntnis nach am Südstrand durch umstürzende Strandkörbe gegeben. „Einige standen unter Schock.“Da im Sommer immer die Feuerwehr und ein Arzt auf der Düne stationiert seien, waren die ersten Helfer sehr schnell bei den Verletzten, sagte Richters.

Der Wirt des Dünenrestaurants, Lutz Hardersen, berichtete von Strandkörben, die 100 Meter weit durch die Luft gewirbelt und völlig zerstört wurden. „Es sieht aus wie nach einem Bombenangriff“, sagte er am Telefon. Sein Holzgebäude habe den Tornado recht gut überstanden. „Aber einige Stützmauern sind eingedrückt.“ Terrassenmöbel, die seine Mitarbeiter vorsichtshalber gesichert hatten, lagen zum Teil weit verteilt und auf dem Dach. „Das müssen wir jetzt wieder zusammensammeln.“

Hier sehen Sie ein privates Video mit dem Tornado über Helgoland: