Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern treibt nach „Baltic I“ nun das zweite große Offshore-Windparkprojekt voran.

Schwerin. Nach „Baltic I“ wird nun auch das zweite große Offshore-Windparkprojekt an der deutschen Ostseeküste vorangetrieben. Wie Bauminister Volker Schlotmann (SPD) am Dienstag in Schwerin mitteilte, wurde jetzt das Raumordnungsverfahren für die Netzanbindung des Windparks „Arcadis Ost 1“ eingeleitet. Der Strom der künftig 70 Windräder rund 18 Kilometer nördlich Rügens soll über See- und Erdkabel zum Umspannwerk Lüdershagen bei Stralsund fließen. Für den Windpark selbst werde im Herbst das Raumordnungsverfahren eröffnet, der Baubeginn sei für 2014 geplant. Noch in diesem Jahr soll der Windpark „Baltic I“ vor dem Darß mit einer Gesamtleistung von 48,3 Megawatt ans Netz gehen, 2012 dann mit den Bau des benachbarten Feldes „Baltic II“ begonnen werden.

„Wir setzen auf den Ausbau von Offshore-Windenergie, um unsere Klimaziele zu erreichen. Sie ist umweltfreundlich, hat hohes Potenzial und schafft Arbeitsplätze“, betonte Schlotmann. Seinen Angaben zufolge stammt heute etwa 40 Prozent der im Land erzeugten Elektroenergie aus Windkraft. In fünf bis zehn Jahren könne der Anteil 50 Prozent übersteigen, zeigte sich Schlotmann zuversichtlich. Allein „Arcadis Ost 1“, nach Angaben des Ministers größtes Offshore-Projekt im Küstenmeer des Landes, werde mit einer Leistung von 350 Megawatt Strom zur Versorgung von 282 000 Haushalten liefern.

Laut Schlotmann besitzt der Ausbau der Öko-Energie in der SPD/CDU-Landesregierung inzwischen höchsten Stellenwert. „Die CDU hatte starke Vorbehalte, als sie noch in der Opposition war. Da hat aber ein Umdenken stattgefunden und das begrüße ich.“ SPD und CDU hatten lange um den Bau eines Kohlekraftwerks in Lubmin gestritten. Der dänische Investor Dong Energy zog sich von den Projekt zurück.

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums sind landesweit heute in gut 40 Unternehmen der Windkraft-Branche knapp 4000 Menschen beschäftigt. Wie Jörgen Thiele, Vorstand der Stiftung Offshore-Windenergie, sagte, zählt Mecklenburg-Vorpommern zu den Vorreitern bei der Windkraftnutzung auf See: „Die ersten Türme kamen aus Schwerin und der erste Antrag für einen Windpark im Meer wurde für „Baltic I„ gestellt.“ Thiele zeigte sich überzeugt, dass die aktuellen Probleme beim ersten deutschen Windpark „alpha ventus“ in der Nordsee die Entwicklung nicht bremsen werden. „Die Offshore-Technik ist eine junge Technik. Die Erfahrungen im Testfeld „alpha ventus“ bringen uns weiter.“ Kritischer sehe er allerdings die aktuellen Finanzierungsprobleme.

Mit der auf fünf Jahre befristeten Gesetzgebung für die Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland fehle potenziellen Investoren die Renditesicherheit. Großbritannien biete derzeit weit langfristigere Sicherheiten. „Wenn sich da nichts ändert, gehen die Investitionen alle nach England“, warnte Thiele. Er untermauerte zudem seine Forderung nach einem europaweit abgestimmten Ausbau der Leitungsnetze. Laut Schlotmann erzeugen Windenergieanlagen auf See 50 bis 75 Prozent mehr Energie als Windkraftanlagen an Land. Die höhere Stromausbeute und die „Endlichkeit der Standorte an Land“ mache Offshore-Anlagen so attraktiv. Doch sei deren Bau immer auch eine technische Herausforderung.