Die Leitung, die Russland und Deutschland von 2011 an direkt verbindet, wird nun auf einer Länge von 82 Kilometern in deutschem Gewässer verlegt.

Lubmin. Vor der deutschen Küste hat am Montag die Verlegung der Ostsee-Gaspipeline begonnen. Wie das Investoren-Konsortium Nord Stream mitteilte, werden auf dem Verlegeschiff „Castoro 10“ im Greifswalder Bodden die je zwölf Meter langen Rohre verschweißt. Der Anfang des Rohrstranges werde mit einer Seilwinde in Richtung der Anlandestelle in Lubmin gezogen.

Bereits vor drei Monaten war vor der schwedischen Küste mit dem Bau des mittleren Leitungsstücks begonnen worden. „Wir sind im Plan“, sagte Projektleiter Georg Nowack. Durch die 1200 Kilometer lange Pipeline solle von Ende 2011 an russisches Erdgas nach Deutschland fließen. Schon Ende 2012 werde ein zweiter Leitungsstrang die Transportkapazität auf jährlich 55 Milliarden Kubikmeter verdoppeln.

Die Gasleitung führt auf einer Länge von 82 Kilometern durch deutsche Gewässer. In den flachen küstennahen Gewässern soll die Pipeline im Gegensatz zur restlichen Strecke in einem Graben versenkt werden. Umweltverbände hatten zunächst wegen der aus ihrer Sicht starken Eingriffe in das Ökosystem gegen den Baustart geklagt, sich aber dann mit Nord Stream außergerichtlich geeinigt. Das Bau- und Betreiberkonsortium machte unter anderem Zugeständnisse bei der umstrittenen Zwischenlagerung von Baggergut im Greifswalder Bodden.

Unmittelbar vor dem Start der Verlegearbeiten wurde die Trasse nochmals auf Munition untersucht, nachdem Ende April überraschend eine bisher nicht geortete Übungsbombe entdeckt worden war. Im Zuge der Nachuntersuchungen wurden insgesamt drei Übungsbomben sowie eine scharfe französische Granate aus dem 1. Weltkrieg im Verlegekorridor entdeckt, wie Nord Stream-Sprecher Steffen Ebert sagte. Die Munition wurde geborgen.

Die Verlegung vor der deutschen Küste gehört zu den ingenieurstechnisch anspruchvollsten Arbeiten des Pipelinebaus, wie Ebert sagte. Auf dem derzeit einen Kilometer vor der Küste verankerten Verlegeschiff werden die Rohrsegmente Stück für Stück zusammengeschweißt. Mit einer Hochleistungszugwinde wird der Rohrstrang vom Schiff aus dann mit einem zehn Zentimeter dicken Stahlseil Richtung Land gezogen. Danach bewegt sich die „Wanderbaustelle“ von der Anlandestelle weg. Innerhalb eines Tages können auf der „Castoro 10“ rund 500 Meter Pipelinerohre verschweißt und verlegt werden.

Rund 500 Ingenieure, Techniker und Bauarbeiter sind in den kommenden Monaten mit der Verlegung beschäftigt. Allein auf der „Castoro 10“ arbeiten rund 200 Spezialisten. Die Rohre werden durch Transportschiffe angeliefert und per Kran auf das mit acht Ankern gesicherte Verlegeschiff gehievt.

Nach Angaben von Nord Stream kommt es während der Bauarbeiten zu keinen Beeinträchtigungen für Urlauber in den Badeorten der nahen Inseln Usedom und Rügen. Der Sand aus dem Unterwassergraben werde zwar vor Usedom in der Ostsee zwischengelagert. Trübungen an den Badestränden seien aber nicht zu erwarten. Rund 250 000 Kubikmeter Mergel haltiger Boden, der zunächst auch in der Ostsee gelagert werden sollte, wird zum Fährhafen Sassnitz-Mukran gebracht. Dort entstehe mit dem Baggergut ein neues Spülfeld für Industrieansiedlungen, sagte Ebert.

Die Verlegearbeiten im gesamten deutschen Trassenabschnitt sollen im Herbst 2011 beendet sein. Während der Bauarbeiten gilt in einem ein Kilometer großen Umkreis des Verlegeschiffes eine Sperrzone für andere Schiffe.