Nahverkehr in Hannover zur CeBIT ist durch den Streik im Öffentlichen Dienst beeinträchtigt. Rund eine halbe Million Fahrgäste betroffen.
Hannover. Stillstand auf dem Weg zur CeBIT: Der Warnstreik des Öffentlichen Dienstes hat Niedersachsen und Bremen erreicht. Am ganzen Tag werden unter anderem in Verkehrsbetrieben, Kindergärten, Krankenhäuser und der Müllabfuhr die Arbeit niedergelegt. Besonders die Landeshauptstadt Hannover ist von den Streiks betroffen. Der Stillstand bei Bussen und Bahnen traf dort etwa eine halbe Million Fahrgäste, darunter Zehntausende Besucher der Computerfachmesse CeBIT.
Seit 3 Uhr stehen die Fahrzeuge des Nahverkehrs in Hannover und Braunschweig in ihren Depots. In Hannover ist der Buspendelverkehr zwischen dem Zentralem Omnibusbahnhof und der Computermesse vom Streik ausgenommen. In Richtung Messe lief nach Angaben einer Polizeisprecherin im Berufsverkehr "alles glatt“. "Die Probleme bestehen eher im Innenstadtbereich“, sagte sie. Deshalb bat die Polizei Autofahrer, bestimmte Bereiche zu meiden.
Auch in Bayern sind rund 3000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes am Warnstreik beteiligt. Verdi-Bezirksgeschäftsführer Jürgen Göppner war sehr zufrieden mit den Aktionen: "Es haben sich deutlich mehr Menschen beteiligt, als wir erwartet haben. Dass die Arbeitgeber noch kein Angebot vorgelegt haben, wird als mangelnde Wertschätzung der Mitarbeiter gesehen.“ Die Streikbereitschaft sei daher extrem groß. Allein in Nürnberg nahmen 1600 Menschen an der zentralen Kundgebung teil. „Wir sehen uns durchaus in der Lage, den Druck noch zu erhöhen. Wir können die Teilnehmerzahlen noch deutlich steigern“, sagte Göppner.
Auch in Erlangen, Fürth und Ansbach gab es Demonstrationszüge und Kundgebungen mit mehreren hundert Teilnehmern. „Das ist ein deutliches Signal an die Arbeitgeber“, sagte Ulli Schneeweiß, stellvertretender Verdi-Bezirksgeschäftsführer, in Ansbach. In Städten wie Rothenburg, Zirndorf und Stein fanden kleinere Aktionen statt. Die Streikenden bildeten einen Querschnitt durch die öffentliche Verwaltung von den Stadtwerken über die Müllabfuhr und die städtischen Kliniken bis zu den Erzieherinnen.
Die Verbindung zur CeBIT klappte auch deshalb gut, weil sich die Veranstalter mit zahlreichen Hilfsangeboten auf den Warnstreik vorbereitet hatten. Viele Besucher der CeBIT profitierten vor allem von der Hilfsbereitschaft der Hannoveraner. "Die Aktion Roter Punkt läuft gut. Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Hannoveraner“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Messe AG, Wolfram von Fritsch, am Morgen. Mit dem Punkt hinter der Windschutzscheibe signalisierten Autofahrer, dass sie jemanden zur Messe mitnehmen können.
Zahlreiche große Unternehmen, darunter AWD und TUI, hatten ihre Mitarbeiter zur Teilnahme an der Aktion aufgerufen. Auch Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) stellte seinen Dienstwagen für Fahrten zur Messe zur Verfügung. Für die Aussteller wurde die Cebit am Donnerstag zudem früher geöffnet.
Die Gewerkschaft ver.di sprach von einem "ermutigendem Auftakt“ der Warnstreiks. Bei den Fahrern der Bus- und Straßenbahnen in Hannover habe es eine "breite Beteiligung“ gegeben, sagte ver.di-Tarifkoordinator Harald Memenga. Insgesamt 800 Fahrer hätten am Morgen die Arbeit niedergelegt. "Es herrscht eine gute Stimmung.“
Am Mittag waren diverse Kundgebungen in verschiedenen Städten geplant. Schwerpunkte der ganztägigen Warnstreiks waren nach Angaben von ver.di neben der Stadt und Region Hannover die Regionen Oldenburg, Osnabrück, Hildesheim, Braunschweig und Lüneburg.
Das weitere Vorgehen von Verdi entscheidet sich in der nächsten Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern am kommenden Montag und Dienstag. Die Dienstleistungsgewerkschaft fordert 6,5 Prozent mehr Gehalt für die bundesweit rund zwei Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen, mindestens aber ein Plus von 200 Euro im Monat. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt – sie halten die Forderungen für überzogen.
Von Julia Spurzem mit dpa