Hannover bekommt eines seiner wichtigsten Wahrzeichen zurück. Hinter der Fassade des Schlosses entsteht ein Tagungszentrum.
Hannover. Kaum einer hätte für möglich gehalten, dass Schloss Herrenhausen jemals wieder aufgebaut wird. Doch nun ist es soweit. 68 Jahre nach der Zerstörung von Schloss Herrenhausen bekommt Hannover eines seiner wichtigsten Wahrzeichen zurück: Bis Ende dieses Jahres wird die Welfenresidenz im Zentrum des berühmtem Barockgartens wieder aufgebaut und soll in altem Glanz erstrahlen. Beim Richtfest am Donnerstag sagte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU): „Was heute noch Baustelle ist, wird schon bald ein prachtvolles Zuhause für Kultur, für Bildung und für die Begegnung von Menschen aus allen Teilen der Welt sein.“ Das neue Schloss werde eine kulturelle Perle mit Strahlkraft.
Die Volkswagenstiftung baut die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Sommerresidenz der Welfen für 20 Millionen Euro wieder auf. Die Fassade entspricht den Plänen von Hofbaumeister Georg Ludwig Laves, der den Barockbau 1820 im klassizistischen Stil umgestaltete. Innen entsteht nach dem Entwurf des jungen Hamburger Architekten Sven Kotulla ein modernes Tagungszentrum mit Seminarräumen, einem Festsaal sowie einem unterirdischen Hörsaal. Die Rekonstruktion der historischen Fassade war Voraussetzung dafür, dass die Stadt der Stiftung das Grundstück in Erbpacht überließ.
Mit einem Stiftungskapital von rund 2,4 Milliarden Euro ist die Volkswagenstiftung eine der größten Wissenschaftsstiftungen Europas. Anders als ihr Name suggeriert, hat sie nichts mit dem Unternehmen Volkswagen zu tun. Der Generalsekretär der Stiftung, Wilhelm Krull, betonte, dass es bei dem Projekt anders als beim Wiederaufbau des Berliner Schlosses bisher so gut wie keine Zeitverzögerungen gebe.
Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) sagte: „Wir erleben, dass eine als schmerzlich empfundene Baulücke geschlossen werden kann.“ Es sei faszinierend, wie sich an diesem Ort Geschichte und Zukunft begegnen. Die Herrenhäuser Gärten waren einst Treffpunkt für Geistesgrößen aus ganz Europa. Der Komponist Georg Friedrich Händel und der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz wirkten am Hof der Welfen in Hannover. Große Fenster im neu errichteten Schloss eröffnen den Blick in den Barockgarten, wo einst die Herrscher und ihre Gäste flanierten.
+++ Wiederaufbau des Schlosses Herrenhausen beginnt +++
Am 18. Oktober 1943 wurde das Schloss bei einem Luftangriff der britischen Alliierten zerstört. Die zerbombte Residenz und das dazu gehörende Grundstück verkauften die Welfen nach dem Krieg an die Stadt Hannover. Das neue Schloss wird ein zentraler Präsentationsort der großen Ausstellung „Als die Royals aus Hannover kamen. Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714-1837“ im Jahr 2014. Für das Ausstellungsprojekt aus Anlass des 400. Jahrestag der Personalunion hat das britische Königshaus bereits kostbare Leihgaben zugesagt.
Beim Richtfest im Festsaal mit Blick auf den Großen Garten gab es am Donnerstag nur strahlende Gesichter. Auch der selten in der Öffentlichkeit gesehene Ernst August Erbprinz von Hannover, zukünftiges Oberhaupt des Welfenhauses, zählte zu den Gästen. „Ich freue mich sehr, dass das Schloss im historischen Sinne wiederaufgebaut wird“, sagte der 28-jährige Sohn von Ernst August Prinz von Hannover. Ihm gefalle die Idee, innen ein modernes Tagungszentrum zu errichten. „Das Schloss muss auch einen wirtschaftlichen Zweck haben.“
(dpa/abendblatt.de)