Zehn Jahre nach dem Unglück in der Stadt an der Grenze zu Niedersachsen gibt es neue Erkenntnisse. Am 13. Mai 2000 starben 23 Menschen.

Enschede. Die verheerende Explosionskatastrophe in der niederländischen Stadt Enschede vor zehn Jahren soll nach neuen Erkenntnissen durch eigentlich harmlose Konfettiknaller ausgelöst worden sein. Damals waren 23 Menschen getötet und etwa 1000 verletzt worden. Ein ganzes Wohnviertel brannte nieder, nachdem in einer Feuerwerksfabrik in der Stadt an der Grenze zu Niedersachsen am 13. Mai 2000 Hunderte Kilo von schweren Feuerwerkskörpern in die Luft flogen.

Auslöser seien unsachgemäß gelagerte „Eisfontänen“ gewesen, berichtete der Sachkundige Simon Vuyk nach jahrelangen Recherchen in seinem am Montag vorgestellten Buch „De waarheid achter de vuurwerkramp“ (Die Wahrheit hinter der Feuerwerkskatastrophe). Solche Handfeuerwerke werden in Holland bei Partys zur Verzierung von Eis oder Torten verwendet. Sie enthalten als Treibmittel geringe Mengen Nitrocellulose.

In Kombination mit schweren Explosivstoffen würden sich die „Eisfontänen“ aber wie Zünder verhalten, erläuterte Vuyk. Nach seinen Erkenntnissen war seinerzeit eine Lieferung „Eisfontänen“ aus Dänemark im Enscheder Unternehmen S.E. Fireworks unmittelbar neben großen Feuerwerkskörpern gelagert worden, die dadurch zur Explosion gebracht worden seien.

Die genaue Ursache der Katastrophe, an die zum zehnten Jahrestag mit einer nationalen Gedenkveranstaltung erinnert wird, gilt offiziell immer noch als ungeklärt. Die beiden Fabrikdirektoren erhielten wegen Missachtung von Vorschriften Gefängnisstrafen von jeweils einem Jahr. Ein mutmaßlicher Brandstifter wurde mangels Beweisen freigesprochen. Das zerstörte Stadtviertel Roombeek wurde als Experimentierfeld für Wohnhausarchitekten mehrerer Länder – darunter auch Deutschland - wieder aufgebaut.

Viele der teils spektakulär wirkenden Häuser gelten als Musterbeispiele für zeitgenössischen Städtebau. Auch deshalb zieht das Viertel Jahr für Jahr große Besucherscharen an. Von der Feuerwerksfabrik ist nur ein Explosionskrater übrig gelassen worden, der heute von einer Wiese und modernen Wohnbauten umgeben ist.